Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstfreund — Band 1.1874

DOI article:
Schiller, der Dichter der Freiheit
DOI article:
Robert Schumann´s Musik zu Scenen aus Goethe´s Faust
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0341

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
407

französischer Aftermuse. Schon hatten Männer wie Klopstock und Lessing
daran gearbeitet, die Finsterniss zu zerstreuen, aber Tag, lichter Tag wurde
es erst mit Göthe und Schiller. Und wie des letzteren Herz dafür schlägt,
entnehmen wir aus dem Göthe gewidmeten Gedicht, als derselbe den Mo-
hamet von Voltaire auf die Bühne brachte:
Du selbst, der uns von falschem Regelzwange
Zur Wahrheit und Natur zurückgeführt.,
Der in der Wiege schon ein Held, die Schlange
Erstickt, die unsern Genius umschnürt,
Du, den die Kunst, die göttliche, schon lange
Mit ihrer reinen Priesterbinde ziert,
Du opferst auf zertrümmerten Altären
Der Aftermuse, die wir nicht mehr ehren?
Abgestreift soll also alle beengende Regel werden, und
Wie in den Lüften der Sturmwind saust,
Man weiss nicht, von wannen er kommt und braust,
Wie der Quell aus verborgnen Tiefen:
So des Sängers Lied aus dem Innern schallt
Und wecket der dunkeln Gefühle Gewalt,
Die im Herzen wunderbar schliefen.
So ist die Kunst die höchste Blüthe der Freiheit; sie kann nur ge-
deihen unter dem göttlichen Hauche derselben.
„Denn dort, wo Sclaven knien, Despoten walten
Wo sich die eitle Aftergrösse bläht,
Da kann die Kunst das Edle nicht gestalten,
Von keinem Ludwig wird es ausgesät. ~
So ist uns Schiller der geheiligte Prophet der Freiheit geworden, er
verkündigte uns, wie sein Freund Göthe selbst von ihm sagt, das Evange-
lium der Freiheit, und auf ihn passt, was er von den Künstlern singt:
„Der freisten Mutter freie Söhne,
Schwingt Euch mit festem Angesicht
Zum Strahlensitz der höchsten Schöne/1

Robert Schuuiann’s Musik zu Scenen aus Goethe’s Faust.
(Schluss.)
Der im vorigen Heft von uns begrenzte zweite Theil der Faustmusik
enthält als erste Nummer die Einleitung zum zweiten Theil des Goethe’schen
Faust, eine nur durch die letzten Verso mit der Idee des Dramas zusammen-
hängende, anmuthige Schilderung des Sonnenaufgangs. Noch ist der Tag
nicht angebrochen, noch erfüllen Ariels leichtschwebende Schaaren Luft und
Boden. Dass die Musik sich mit Vorliebe solchem halbdunkeln, anmuth-
vollen Weben zuneigt, erkennen wir auch hier, wo uns die warmen Accorde
der Harfe, frohe Melodien unterstützend, weiterhin der frühlingswarme Ge-
sang Ariels sogleich in eine der Situation entsprechende Stimmung versetzen.
Dem herrlichen Tenorsolo Ariels folgen Elfenchöre, bis sich der anbrechende
 
Annotationen