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Der Kunstfreund — Band 1.1874

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Ursprung der Siegfriedsage und die verschiedenen Bearbeitungen derselben in der alten, mittleren und neuen Literatur [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0261

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255

Ursprung der Siegfriedsage und die verschiedenen Be-
arbeitungen derselben in der alten, mittleren und
neuen Literatur.
ii.
Die älteste dichterische Bearbeitung der herrlichen Sage ist in den
Eddaliedern enthalten. Von den 21 Liedern der Heldensage in der älteren
Edda sind die meisten diesem Sagenkreise gewidmet. In der jüngeren Edda
62 ist die Geschichte noch einmal im Zusammenhänge erzählt. Folgendes
ist der Inhalt der Lieder und des zuletzt angeführten Berichtes:
1. Der Nibelungenhort.
Drei Äsen, die Vertreter der Hauptelemente, des Festen, des Fliessen-
den und des Flammenden, Odin, Hönir und Loki, fuhren aus, die Welt ken-
nen zu lernen. Sie kamen an einen Wasserfall; dort fanden sie einen Otter,
der hatte einen Lachs gefangen und ass blinzelnd. Loki tödtete ihn durch
einen Steinwurf, und die Götter freuten sich der Doppelbeute. Da kamen
sie zu dem Bauern Hreidmar und baten um Herberge. Als Hreidmar den
erschlagenen Otter sah, rief er seine Söhne Begin und Fafnir und band die
Äsen; denn der Otter war sein Sohn. Die Götter boten Lösegeld, und Loki
wurde befreit, um dasselbe zu holen. Er ging nach Schwarzalfenheim und
kam zu dem Zwerge Andwari, der in Fischgestalt im Wasser lebte. Loki
fing ihn und sprach:
„Aus Hels Hause löse dein Haupt nun
Und schaffe mir glänzende Glut.
Als dieser alles Gold entrichtet hatte, hielt er einen Ring zurück. Loki
nahm auch diesen. Da stiess Andwari einen Fluch aus und wünschte Elend
und Verderben den Besitzern des Goldes.
Seitdem ruht ein Fluch auf dem Besitz des Goldes.
Loki brachte das Gold, und nun sollten die Götter den Otterbalg füllen
und hüllen. Nachdem der Balg gefüllt war, also dass er stand, da wurde
er mit rothem Golde bedeckt und Hreidmar gerufen, ob er zufrieden sei.
Dieser entdeckte aber noch ein Barthaar und wollte auch dieses gehüllt
haben. Da musste Odin auch den Ring hingeben, den er gern behalten
hätte. Die Götter waren nun befreit, und darum hiess das Gold Otterbusse
oder der Äsen Nothgeld. -— Nun erfüllte sich aber Andwari’s Fluch. Regin
und Fafnir begehrten vom Gold ihr Theil, und da es Hreidmar ihnen ver-
weigerte, erschlugen sie ihren Vater. Unter den Brüdern aber brach so-
gleich Streit aus. Fafnir behielt das ganze Gold für sich und verwandelte
sich in einen Lindwurm, um ersteres besser bewachen zu können.
2. Sigurd der Drachentödter.
Regin ging zum König Hialprek. Hier fand er Sigurd aus dem Wöl-
sungengeschlecht, das Odin zum Stammvater hatte. Diesen reizte er, sich
das Gold von der Gnitaheide zu holen. Er schmiedete ihm ein Schwert, das
 
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