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Der Kunstfreund — Band 1.1874

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Malerei und Architectur
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Hans Makart. Catharina Cornaro
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https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0058

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52

heiten des Monumentes ist jedoch nicht die Aufgabe, welche wir uns heute
gestellt haben; wir würden bei solcher Gelegenheit auch den nicht zu negiren-
den Schönheiten desselben Gerechtigkeit widerfahren lassen. Es handelt sich
hier nur darum, was gewiss Jeder selbst herausgefunden, dass der Einzige,
welcher seine Aufgabe gross und bedeutend erfasst und dieselbe auch zur
vollen Wirkung gebracht hat, A. v. Werner war, den man erst im letzten
Augenblick als Nothnagel herangezogen hatte. Unter den Bildhauer-Arbeiten
ist allerdings auch das Relief von A. Calandrelli vollständig würdig. Die
schwungvolle kräftige Composition in ihrer gesund realistischen Wirkung ist
in hohem Grade ausdrucksvoll und bedeutend. Die Reliefs von Schulz und
Wolff erheben sich nicht über die Grenze eines technisch guten Machwerks, das
des Bildhauers Keil reicht kaum bis dahin.
Werner’s Schöpfung aber, — Dank Denen, welche ihn für diesen Zweck
noch gewonnen haben, •— ist es allein, welche uns versöhnen kann mit dem,
was nun einmal nicht mehr zu ändern ist. Leider wird uns der Genuss seines
Antheils an dem Monumente noch einige Zeit vorenthalten durch die Aus-
führung in Mosaik; alsdann wird aber auch unsere National-Galerie im Besitze
ihres bedeutendsten Kunstwerkes sein, da das Original bestimmt ist, hier eine
bleibende Stätte zu finden.

Hans Makart. Catharina Cornaro.
Es weilte jüngst in unserer Residenz ein Gast, der uns in ähnlicher
Weise importirt wurde, wie eine jener abgerichteten Sängerinnen oder In-
strumental-Virtuosen, welche alljährlich der Impresario Herr Ullmann auf
unseren Markt bringt. Wenn wir recht berichtet sind, ist dieser Gast auch
durch einen Impresario angekauft, welcher damit „kunstroist“ in Ullmann-
scher Manier. Zweck der Reise ist das Geschäft, Erfolg •—- das Publikum
wird verblüfft. Der Name des geehrten Gastes ist: Catharina Cornaro, der
ihres Vaters: Hans Makart. Beide Namen üben eine bedeutende Zugkraft
aus, der erste nennt uns eine berühmte Schönheit, der andere einen berühmten
Virtuosen auf der Leinwand.
Hans Makart, aus der Schule Piloti’s hervorgegangen, ist gewiss eine
mit grossem Talent begabte Erscheinung unserer Zeit. Seine Meisterschaft
in der Technik der Malerei, sein Farbensinn, sein Können würden ihn unter
die ersten Maler aller Zeiten stellen, wenn ihm nicht eine der wichtigsten
Gaben fehlte, welche unumgänglich nothwendig ist, welche allein den Künstler
befähigt, wahrhaft Schönes zu schaffen — „ästhetischer Sinn“. Wie er sich
uns bisher gezeigt hat, ist Makart ein Virtuose, der mit seltener Bravour
malt, viel Schönes hervorbringt, aber auch daneben mit behaglicher Breite
Unästhetisches und Gemeines stellt.
Dei* Genius der Kunst, vonjder Richtung der Zeit angekränkelt, scheint
bei Makart dem Materialismus unterliegen zu wollen, und es ist kein gutes
Zeichen, dass ein grosser Theil selbst der tüchtigsten Künstler nicht nur in
Makart einem Propheten huldigt, sondern auch dieselbe Richtung einschlägt.
Die „Mache“ ist ihnen erster und letzter Zweck des Kunstwerkes, und in
solchem Irrthum befangen, glauben sie auf diesem Wege nach einer Fort-
entwickelung der Kunst zu streben. Mögen diese blinden Verehrer des neuen
Propheten mit Aufmerksamkeit die Werke älterer Meister prüfen, so werden
 
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