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Der Kunstfreund — Band 1.1874

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Ueber vervielfältigende Kunst [4]
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Wanderungen durch die Berliner Gemälde-Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0239

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233

zeichnete man nun das Bild so, dass sich die Linien und Schraffirungen in
den Aetzgrund eindrückten, dann wurde die Platte geätzt, und man erhielt
durch den Druck ein Bild, welches durch die körnigen Striche den Eindruck
einer Kreidezeichnung machte; gedruckt wurden diese Platten gewöhnlich
mit rother Druckfarbe.
Die Leblon’sche Manier mit bunten Farben wurde vom Maler Leblon gegen
Ende des 17. Jahrhunderts zu Frankfurt erfunden, aber wegen Mangel an
Erfolg von Deutschland nach England verpflanzt. Die Platte wird wie bei
der Schabkunst behandelt, nur dass mehrere Platten, den Farben entspre-
chend, zum Druck des Bildes erforderlich sind, wobei sie wie beim heutigen
Buntdruck über einander gedruckt werden. Die Blätter in dieser Manier sind
sehr selten geworden.
Zum Schlüsse sei noch der Farbentuschmanier erwähnt; 1762 von Char-
pentier in Paris aufgebracht, wurde sie auch fast nur das Eigenthum fran-
zösischer Künstler.
Ehe wir uns entschliessen können zur Besprechung der Holzschneide-
kunst überzugehen, glauben wir hier noch die Pflicht erfüllen zu müssen,
dieser edelsten Gattung unter den vervielfältigenden Künsten, der Kupfer-
stechkunst, die allein eine historische Entwickelung durch fünf Jahrhunderte
gehabt hat, einen kunstgeschichtlichen Rückblick in unserm nächsten Ab-
schnitte zu widmen.

Wanderungen durch die Berliner Gemälde-Sammlungen.
Wenn man unter dem behaglichen und anregenden Einfluss des schönen
Frühlingswetters unsere Berliner Gemälde-Ausstellungen durchwandert, so sehnt
man sich danach, auch in der Kunst jener wohlthuenden Stimmung zu begegnen,
die man der milden Luft, dem ringsum neu erwachten Leben verdankt,- man fühlt
sich angeregt, einmal wieder einer „grösseren That“ gegenüber zu treten. Es ist
indessen nicht zu verlangen, dass unsere Künstler so fein speculativ zu Werke gehen,
dem allgemeinen, durch den Wechsel der Jahreszeit erhöhten Empfindungs-Ver-
mögen ihre Werke anzupassen, genug, wenn sie sich bemühen, ihre ganze Kraft für
die grosse Herbst-Ausstellung aufzusparen. Wer etwas Grosses auf dem Herzen hat,
thut auch wohl daran, sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, er lasse es
immerhin leuchten, wenn die günstige Stunde geschlagen hat, nicht der Kunst, wohl
aber der öffentlichen Meinung zu Liebe. Ist ja doch die Berücksichtigung der
öffentlichen Meinung für unsere Zeit eine wesentliche Bedingung geworden, das
Emporkommen in der Kunst zu befördern.
Bietet uns der Verein Berliner Künstler nun auch heute keine Gelegen-
heit über Werke von grosser Bedeutung Bericht zu erstatten, so finden wir doch
anerkannte Namen vertreten, und Anziehendes und Würdiges zur Genüge, um uns
damit zu beschäftigen. Was den Inhalt betrifft, so müssten wir auf das Fach der
Historienmalerei verzichten, wenn nicht, um mit dem Kleinen zu beginnen, des
Malers Louis Braun „Ausfall vor Paris“ uns die Brigade des General v. Tümp-
ling vorführte. Der Künstler ist bei uns ein seltener Gast, würde auch wohl einem
fremden Publicum gegenüber mit diesem Bildchen sich nicht hinreichend legitimiren
können, wir wissen aber, dass er einer der berufensten Meister im Fache der
Schlachten-Malerei ist, und haben zu grosse Achtung vor seinem Können, als dass
wir ihn hier übergehen möchten.
Nächsdem bietet uns das „historische Genre“ einige sehr gelungene Darstel-
lungen. Bauer’s marodirende Landsknechte haben bei der Plünderung eines
Hauses schon lange nach verborgenen Schätzen gesucht, aber äusser einer Garnitur
Zwiebeln, als etwas schmale Beute über die Hellebarde gehängt, einigem Feder-
 
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