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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Septemberheft
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Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Kunstausstellungen / Aus dem Pariser Kunstleben / Der englische Kunstmarkt / Amerikanische Kunst / Dänische Kunstfürsorge / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Numismatik / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0022

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unter der alten Firma Ant. Creutzer vorm. M. Lempertz die Anti-
quitäten- und Gemäldehandlung, verbunden mit dem Kunstauktions-
institut, in welche als Teilhaber der langjährige Geschäftsführer
Artur Kunz und Klaus Hausmann aufgenommen wurden. Am
15. März 1919 wurde das eigens für den Zweck umgebaute
Haus Harskampstr. 81 Ecke Hindenburgstr. 53 bezogen.

Weiße Deckelvase mit Bildnis Ludwig XV., 1740 von
Kaendler modelliert. Höhe 85 cm

(Auktion der Doubletten der Sächsischen Sammlungen bei Lepke.)

pvankfurt a. hl.

Bei Rudolf B a n g e 1 werden versteigert: 2. und 3. Sep-
tember: Gemälde erster mod. Meister, bedeutende Japan- und
China-Sammlung, Möbel, Teppiche, Kunstgewerbe der Villa
Guiolettstr. 18 in Frankfurt a. M. Kat. 985 mit 17 Taf. Mk. 5.— —
23. und 24. September: Gemälde, kunstgewerbliche Arbeiten
aus Privat-Besitz. Kat. 986. 3. Oktober zur intern. Einfuhr-
Messe: Gemälde alter Meister, bedeutende Sammlung von Anti-
quitäten aus den Beständen eines süddeutschen Museums. Kat. 988.

*

Bei C. F. Prestel wird eine Auktion des aus alten
Gemälden und altem Kunstgewerbe bestehenden Nachlasses
Baronin Erlanger vorbereitet.

htüncbcu.

Am 10. September werden bei Dr. F. X Weizinger süd-
deutsche Keramiken versteigert. Ferner kommen u. a. Münchener
Landschaften des 18. Jahrhunderts zum Ausgebot.

Bütncb-

In Zürich findet um Mitte Oktober die Auktion des ersten
Teiles der bekannten Galerie Henneberg statt. Außer dem
Mobiliar des verstorbenen Sammlers, der aus Görlitz gebürtig
war, wird eine Reihe von Bildern deutscher Meister ausgeboten.

Aus dev jvtufeumsiüetL

Die moderne Galerie
der Berliner fHationalgalerie.

Nun hat Ludwig Justi seine moderne Galerie, und es wäre
zu wünschen, daß man sie im ehemaligen Kronprinzen-Palais
Unter den Linden beließe. Er hat in den Vorschlägen, die er
kurz nach der Revolution dem Minister Konrad Haenisch unter-
breitete, den Grundsatz aufgestellt, es gelte heute nicht, „Rich-
tungen zu beurteilen, sondern das beste innerhalb der Richtung
zu erkennen und zu gewinnen“. Dieser Grundsatz ist schön,
aber von heute auf morgen ist er — bei aller Anerkennung der
großen Mühe, die sich Justi gab — nicht durchführbar. Dazu
gehört Zeit, Zeit und wieder Zeit. Denn vor allem hieße es:
nachholen! Man wird vielleicht einwenden, es sind ja alle
da, die seit 1870 schon ihren Platz in der Geschichte der modernen
Kunst haben: T h o m a hat seine Säle, Liebermann hat seinen
Saal, T r ü b n e r hat seinen Saal, C o r i n t h und S 1 e v o g t sind
in einem Kabinett vereinigt, die Franzosen seit Manet sind da,
die Franzosen seit Monet, seit van Gogh, seit Gauguin.
Das stimmt. Und es stimmt auch, daß die Expressionisten
von heute schon mehr als eine halbe Etage füllen. Sie zeigen
die Richtung von heute und „innerhalb“ dieser Richtung hat
Justi gewiß „vom besten“ zusammengerafit, was sich in einem
so kurzen Zeitraum zusammenraffen ließ.

Aber eine andere Frage ist, ob alle diese Maler von heute,
die schon jetzt in diesem modernen Museum hängen, „inwendig“,
um mit Dürer zu sprechen, „voller Figur“ sind und ob ihre
Arbeiten für die Entwicklung der Moderne wirklich so viel
bedeuten, daß sie heute schon in eine öffentliche Galerie gehören.
Was haben zum Beispiel die an sich geistreichen kubistischen
Farbenspiele Feiningers mit der Entwicklung der Kunst zu
tun? Oder ist E. L. K i r c h n e r s „Rheinbrücke“ wirklich eine
jener „gothischen Visionen“, von denen so viel gefabelt wird?
Oder geht es an, gleich fünf Bilder von Hans Purrmann auf-
zuhängen, der sich innerhalb der Richtung zweifellos als Be-
gabung vorstellt, der aber kaum begabter ist als etliche Dutzende,
die vielleicht morgen mit einem anderen —ismus mitlaufen werden?

„Richtung“ plus „Richtung“ geben noch immer nicht das
Bild einer Kunstepoche. Persönlichkeits- und Qualitätswerte sind
für diese Frage, so scheint mir wenigstens, von weitaus größerer
Wichtigkeit. Es gibt nämlich Künstler, die sich überhaupt keiner
„Richtung“ angeschlossen haben und die als Individualitäten für
die Entwicklung der Moderne oft schwerer wiegen als die viel-
köpfige Familie einer „Gruppe“, von der man heute noch nicht
weiß, welche Wege sie
morgen gehen wird, ich
möchte da nur eine
BerlinerKünstlerpersön-
lichkeit nennen, die ich
in dieser „Galerie der
Lebenden“ nicht ge-
funden habe: Lesser
Ury. Er hätte längst
hineingehört. Denn er
ist der erste gewesen,
der in den achtziger
Jahren die Berliner
Straße mit so vehementer
Realistik malte, daß ein
Menzel stutzig ge-
worden ist. Und Cor-
nelius G u r 1 i 11 hat
damals niedergeschrie-
ben, wir sollten es „Ury
danken“, daß er „den
Idealismus auf sich ge-
nommen hat, nicht nach
altemRezept idealisieren
zu wollen“. Schließlich
war Ury auch einer von

Marder auf Baumstamm, bemalt. Von
Kaendler modelliert. Höhe 40 cm.
(Lepke, Sächsische Sammlungen.)

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