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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Oktoberheft
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Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Die deutsche Ein- und Ausfuhr von Kunstwerken / Kunsthandel und Leipziger Messen in aller Zeiten / Die Altonaer Dienststelle für Kunstschrift / Schweizerische Kunstchronik / Vom holländischen Kunstmarkt / Eine künstlerische Spielkarte in Amerika / Aus dem Pariser Kunstleben / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0084

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Am 28. Oktober kommt das schon kurz erwähnte Ausgebot
moderner Gemälde aus Münchner Privatbesitz bei Lepke
an die Reihe. Der Katalog vermerkt im ganzen 161 Nummern.
Unter den Meisternamen sieht man Defregger, Grützner,
Hugo Kauffmann, Albert von Keller, G. J. Schindler,
die beiden Schleich, Stuck, Schönleber, Wenglein
u. a. Ein auf Holz gemalter Spitzweg (felsiges Tal mit Buschwerk)
gehört zu den hervorragendsten Stücken dieser Sammlung.

Wie wir erfahren, findet bei Lepke am 25. November eine
große Versteigerung von Antiquitäten und alten Gemälden aus
einem schlesischen Schlosse statt. Zur Auktion ge-
langen französische Kunstmöbel des 18. Jahrh., Aubusson-Garni-
turen nach Huet und Fragonard, bezeichnete Rosenholzmöbel von
T. G. Oeben, Chevallier, Dubois u. a., ferner Wandteppiche des
16. u. 18. Jahrhunderts (nach Huet, Raffael u. a.). Am 25. November
beginnt auch die Auktion von Porzellanen des 18. Jahrhunderts
aus der Sammlung Dr. Heinrich R o s e - Wiesbaden.

*

Wie wir hören, versteigert Leo Liepmannssohn am 28.
und 29. November eine Autographen-Sammlung, die
z. T. aus dem einstigen Besitz von Edmund Weiß-München
und J. van Santen-Kolff stammt.

Köln.

Die erste Versteigerung des Kölner Kunst- u. Auk-
tion s h a u s e s G. m. b. H. Köln verlief bei reger Beteiligung
recht zufriedenstellend. Die erzielten Preise waren den Qualitäten
angemessen. Wir geben im folgenden nur einige Ziffern wieder:
No. 1 Zeitblem 30 000 M., No. 2 Cranach der Ältere 23 000 M.,
No. 16 Werkstatt des Dierick Bouts 42 0C0 M., No. 17 Quentin
Massys oder Cornelis van de Capelle 43 000 M., No. 17 Pieter
van Ack 19 000 M., No 39 van der Lamen 11 000 M., No. 62 Fran-
cesco Melzi 20 000 M., No. 65 Palma Giovanne 60 000 M., No. 66
derselbe 56 000 M., No. 86 Ribera 22 000 M., No. 87 Murille 27500 M.
Der Gesamt-Erlös betrug etwa dreiviertelMillionen.

*

Frau Guido S c h o e 11 e r, aus deren Nachlaß Möbel, Kunst-
gewerbe und Gemälde zusammen mit Stücken aus anderm Pri-
vatbesitz bei Math. Lempertz (P. Hanstein & Söhne) vom
28. bis 31. Oktober zur Versteigerung gelangen, besaß eine der
schönsten Buchsammlungen, die über die Kunst im deutschen
Buchdruck einen vollen Überblick gewährt, eine Sammlung, die,
nach testamentarischer Bestimmung, wenn möglich nur als Ganzes
in andere Hände übergehen soll. Diese erlesene Sammlung aus-
gezeichneter Buchwerke zeugt von einem Sammlersinn, der auch
auf anderen Gebieten der Kunst nach Betätigung drängen mußte.
So haben sich hier im Laufe der Jahre eine Fülle von Kunstwerken
aller Art zusammengefunden, von denen manches Stück aus der
Umgegend von Düren und Nideggen seinen Weg in diese Samm-
lung fand. Doch es sollten diese Dinge nicht eine eigentliche
Sammlung darstellen; sie gehörten zum Hausrat und dienten nur
wohnlichem Schmuck.

Neben Armsesseln und Stühlen des deutschen Barock und
Rokoko finden sich bemerkenswerte, durch die Klarheit der ein-
fachen Schnitzornamente ausgezeichnete Renaissance-Schränke
aus Eichenholz, rheinischen Ursprungs, ein holländischer Über-
bauschrank des späten 18. Jahrhunderts sowie holländische Kasten-
uhren usw.

Unter den Wirkarbeiten, Teppichen, den Decken und Sticke-
reien fällt ein großer, französischer Gobelin des 17. Jahrhunderts
auf, der weniger durch die Form als durch die Ausgeglichenheit
der blauen und braunen Töne wirkt, wie eine große Verdüre
gleicher Herkunft mit reich abgestufter Baumlandschaft. Neben
einer großen Zahl von Miniaturen und Dosen von kleinkunstge-
werblichen Arbeiten aus edlem und unedlem Metall enthält die
Sammlung auch eine umfangreiche Reihe ostasiatischen Kunstge-
werbes, Bronzen, Waffen und Instrumente, Arbeiten aus Holz und
Elfenbein, Speckstein, keramische und Lackarbeiten, sowie Emails
und Clolsonnös. Unter den Gemälden der älteren Meister wurden
die Holländer, unter denen der neueren die Düsseldorfer be-

vorzugt. Wenn auch hervorragende Stücke fehlen, so sind doch
die Düsseldorfer des neunzehnten Jahrhunderts mit zum Teil sehr
kennzeichnenden Arbeiten vertreten. Neben Werken des 16. und
17. Jahrhunderts von Joachim Beuckelaer, Daniel Seghers und Franz
Francken, dem jüngeren Teniers finden sich deutsche nnd fran-
zösische Arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts; neben den neuzeit-
lichen flandrischen und Brüsseler Arbeiten von Boulanger, Henri
Decoene, Dillens und Louis van Knyck die Düsseldorfer Schule
mit ihren bekanntesten Vertretern, wie Gebhardt, Gehrts, Jutz,
Kampf und Kröner, sowie Theodor Rocholl, Fritz von Wille,
Ludwig Munthe, Hans Kohlshein, Liesegang und Clarenbach.
Andere deutsche Maler einer verwandten künstlerischen An-
schauung schließen sich an, wie Cornelius Wagner, Bantzer und
Gabriel Max.

Leipzig.

Die Kunsthandlung C. G. Boernerin Leipzig setzt
die Reihe ihrer Auktionen, die nach den großen Versteigerungen
der Sammlungen A. O. Meyer und Pfeiffer im Frühjahr 1914 durch
den Krieg eine fünfjährige Unterbrechung erfahren hat, mit der
Auktion der bedeutendsten und berühmtesten Sammlung der
Arbeiten Daniel Chodowieckis aus dem Besitz von Frau
M. Stechow, Berlin am 10.—13. Dezember fort. Diese Samm-
lung ist eine der eigenartigsten und vollkommensten Spezial-
sammlungen, die es gibt und übertrifft jeden privaten und öffent-
lichen Besitz an Werken Chodowieckis bei weitem. Sechs der
bedeutendsten Chodowiecki-Sammlungen, die überhaupt im Handel
waren, sind in ihr aufgegangen. Zuletzt die Sammlung des
Chodowiecki-Biographen Wilhelm Engelmann, die damals allein
noch der Sammlung Stechow ebenbürtig gegenüberstand. So ist
ein absolut vollständiges Werk der Radierungen zusammen-
gekommen in sämtlichen Varianten, Ätzdrücken und Probedrucken,
dazu ein Schatz von 250 Handzeichnungen, Miniaturen, Emaille-
Malereien, der schlechterdings das schönste enthält, was es über-
haupt von Originalen Chodowieckis gibt. Der Versteigerungs-
katalog erscheint Mitte November.

*

Der Katalog 89 der Auktion, die Oswald Weigel am
21. Oktober veranstaltet, bespricht die 326 Nummern der auszu-
bietenden Sammlung von Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts,
sowie einer Serie von Einbänden aus einer süddeutschen Schloß-
bibliothek. Die Abteilung „Literatur des 15. und 16. Jahr-
hunderts“ enthält eine Fülle von seltenen Bücherschätzen, die
sich zum großen Teil mit den Materien Hexenwesen, Reformation,
Weissagungen beschäftigen. Zu den Raritäten zählten hier unter
anderen das 1539 edierte Werk Alexander ab Alexander, ferner
Sebastian Brandts Narrenschiff, der Silius Italiens von 1483 usw.
Man darf auf die Ergebnisse dieser interessanten Bücherver-
steigerung ebenso gespannt sein wie auf das Resultat der Auktion
der schon erwähnten Einbände, deren Zahl vierzig beträgt.
Reich verzierte Kalblederbände aus dem Anfang des 17. und
18 Jahrhunderts wechseln hier mit den so gesuchten französischen
Marogniebänden des 18. Jahrhunderts. Aber auch über die kost-
baren Schweinslederbände des 16. und 17. Jahrhunderts, sowie
über eine Anzahl von alten Pergamentbänden gibt der wissenschaft-
lich bearbeitete Katalog Oswald Weigels gute Auskunft. Die
Sammlung beschließen einige wertvolle Elzevir- und Plantindrucke

München.

Der Katalog der bereits angezeigten Versteigerung von Anti-
quitäten, Möbeln usw. (aus süddeutschem Schloßbesitz) bei Hugo
Helbing gibt einen guten Überblick über diese 240 Nummern
enthaltende Sammlung, die besonders in ihrer Möbel-Serie Stücke
von Rang enthält. Für den reich illustrierten Katalog der Miniatur-
Sammlung Leo Lehmann-Frankfurt a. M. (Auktion: 21. Oktober)
schrieb Dr. H. Bachheil ein Vorwort, dem wir entnehmen, daß
der Sammler seine Schätze zu einer Zeit erwarb, „als das Interesse
für diese köstliche Kleinkunst nur auf einen kleinen Kreis be-
schränkt war“, und daß es ihm noch gelungen ist, „aus der deutschen,

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