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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Dezemberheft
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Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Amerikanische Kunstsammler in England / Der Kunsthandel im Elsaß / Aus der Kunstwelt Italiens / Aus dem Pariser Kunstleben / Schloß Ambras vor dem Untergang / Georg Queri als Sammler / Autographen-Preise / Ein kostbarer Einband / Der Wettbewerb für die Reichsbriefmarke / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Neues vom Kunstantiqariat
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0148

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Tapisserie) £ 1600.— und für eine ähnliche Saloneinrichtung,
Sofa mit fünf Stühlen, £ 1450.— Ein Louis XV. Sekretär fiel ihm
mit £ 780.— zu. Eine spanische Wand mit einem Paneel aus
Gobelin kaufte M. Jourado für £ 420.—

Jvlüncbßn.

Am 22. und 23. Dezember 1919 gelangen in der Galerie
Helbing, München, Antiquitäten, Möbel, Plastiken und einige
Gemälde alter Meister zur Versteigerung. Der etwa 600 Nummern
umfassende Katalog enthält neben einigem Porzellan, — vertreten
sind die Manufakturen Meißen, Berlin, Straßburg, — eine Reihe
hübscher Holzplastiken des 15. und 16. Jahrhunderts. Arbeiten in
Metall darunter eine schöne Kollektion von Standleuchtern des
15. bis 18. Jahrhunderts. Möbel und Einrichtungsgegenstände des
17. bis 19. Jahrhunderts, eine ungefähr 100 Nummern umfassende
Dosensammlung, eine Kollektion von Rokoko- Empire- und Bieder-
meierstöcken bilden den Hauptteil des Kataloges. Waffen, einige
Textilien und einige Gemälde alter Meister, darunter Arbeiten von
Altdorfer, Grespi, Caravaggio beschließen den mit 12 Abbildungs-
tafeln ausgestatteten Katalog.

fHetüyot?k..

Wie uns aus Newyork berichtet wird, ist dort soeben in
den A n d e r s o n - G a 1 e r i e n die fast vollständige Sammlung
Whistlerscher Graphik, die dem verstorbenen Londoner
Kunstliebhaber Dr. Walter Jessop gehört hat, zum Preise von
40 200 Dollars verkauft worden.

Stuttgart.

Zu dem von der Hofkunsthandlung Felix FleNchhauer-Stutt-
gart herausgegebenen „Katalog der Versteigerung von Gemälden,
Bronzen, Vasen, Teppichen, Porzellanen, altertümlichen und neueren
Möbeln im Residenzschloß zu Stuttgart“ wird uns aus Stutt-
garter Museumskreisen geschrieben: Die Ausstattung
des 354 Nummern umfassenden Katalogs mit geschmackvollem
Umschlag, vorzüglicher Druckanordnung und 48 für die derzeit
bestehenden Schwierigkeiten ausgezeichneten Lichtdrucktafeln ist
gegenüber dem, was bei Stuttgarter Kunstauktionen sonst in dieser
Beziehung geboten wird, so überraschend, daß der erste Eindruck
bereits den Beginn einer Wiedererhebung des Stuttgarter Kunst-
handels auf die fast schon vergessene Höhe der ehemals be-
rühmten Eulekunst-Versteigerungen denken läßt. Bei Durchsicht
des Katalogs aber weicht solch vermessene Hoffnung nur zu bald
neuer tiefer Resignation. Nicht die künstlerische Höhe der zur
Versteigerung gelangenden Sammlung gibt Anlaß dazu; allenthalben
und oft genug erscheinen Sammlungen entschieden geringerer
Qualität auf dem Kunstmarkt und gelangen mit Erfolg zum Ver-
kauf. Die künstlerische Höhe ist eine von Fall zu Fall gegebene
Größe, die unabänderlich fest steht Die Art, wie der Auktions-
unternehmer mit ihr zu rechnen und sich auseinanderzusetzen
weiß, bestimmt viel mehr als sie die Einschätzung der Veran-
staltung, die Werbung des Versteigerungsortes. Und eben die
Art ist es, die für Stuttgart keine Besserung erhoffen läßt. Sie
tritt am deutlichsten bei den Gemälden in die Erscheinung. Für
sie wird für jeden, der den Katalog in die Hand bekommt, ein
bestimmter Eindruck geschaffen durch die aus der Gesamtzahl von
189 getroffene Auswahl der 73 abgebildeten Gemälde. Dieser
Eindruck ist ein doppelter. Einmal fallen unter den Abbildungen
Kopien nach bekannten Meistern auf. Wirkt schon die dadurch
nahegelegte Vermutung, daß wohl der Mangel an Besserem die
Wiedergabe von Kopien veranlaßte, nicht eben empfehlend, so
ist die Abbildung schlimm vergröberter Kopien sicher ein noch
ungeeigneteres Werbemittel. Eine Durchsicht des Katalogtextes
zeigt aber, daß eine Notwendigkeit zur Abbildung dieser Kopien
nicht vorlag; rund ein Drittel der über den Durchschnitt der
jedesmal beigesetzten Schätzungspreise hinaus bewerteten Ge-
mälde blieb unabgebildet, darunter solche, die der Katalogver-
fasser ausdrücklich als „bedeutende Stücke“ kennzeichnet. Sie
läßt aber auch den Grund zur Abbildung der Kopien in anderer
Richtung suchen. Wenn Kopien nach Corregios Berliner Bild

„Jupiter und Jo“ und nach Pelma Vecchios Dresdner „Venus“ als
Kopien nach Tizian eingeführt werden, kann man sich nicht
wundern, wenn eine keineswegs glücklich abgeänderte Kopie nach
Tizians „Danae“ als Original-Cantarino erscheint und Kopien
nach Werken, deren Photographien nicht zum täglichen Brot einer
Hofkunsthandlung gehören, nicht als solche erkannt werden. Die
Kunstwissenschaft wird aber vom Stuttgarter Kunsthandel auch
in Zukunft Entdeckungen gewärtigen dürfen, die der ihm vor
einigen Jahren gelungenen Festlegung eines ungeheuer vielseitigen
und kaninchenhaft fruchtbaren Kupferstechers August Vindelwürdig
an die Seite treten. Noch ein anderer G und aber muß die Auf-
nahme der Abbildungen nach Kopien begünstigt haben. Der

Chodowiecki. Rötelzeichnung.

Sammlung Stechow bei C. G. Boerner, Leipzig.

zweite Eindruck, der durch die Lichtdrucktafeln vermittelt wird,
wird durch das Thema der genannten Kopien nur aneedeutet; er
beruht auf einer erstaunlichen Zahl von Abbildungen nach Ge-
mälden schweren Kalibers dieser Art. Da für deren Wiedergabe,
wie der Katalog überzeugend dartut, weder ihr Kunstwert, noch
die Schätzungspreise noch auch ein entsprechender Reichtum der
Sammlung an solchen Stücken drängte, könnte diese Auswahl
lediglich im Hinblick auf besondere Neigungen des zur Auktion
gewünschten „kunst“-liebenden Publikums erfolgt sein. Aber
warum wurden dann mit dem schmucken Buch in Kunstkreisen
Wünsche und Hoffnungen auf eine Wiedererhebung des Stuttgarter
Kunstmarktes wachgerufen? Josten.

Aus dev jvtufeumsz und Sammleciüelh

Der Direktor des Stadtmuseums in Bautzen, Dr. B i e h 1
hält im Rahmen der von der Stadt Bautzen für 1919/20 veranstalteten
Volksbildungsabende Vorträge über bildende Kunst (mit stil-
geschichtlichen Führungen). Im Stadtmuseum selbst veranstaltet
die Freie Künstler-Vereinigung von Bautzen eine Aus-
stellung, die Gemälde von Berthold Hunger, Georg Karl Heinicke,
Fritz Kurth, Rolf Friedmann, Paul Wicke, Marianne Britze, Hanns
Petschke und Alfred Glatter enthält.

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