Aus dem Patdfeü Kunßleberu
Man schreibt uns: Nun soll neben der Villa Medici s
in Rom und dem hier schon besprochenen Künstlerhaus in
London, das die Rothschild’s speisen, noch eine dritte
Kolonie in Madrid gegründet werden. Das Haus mit den zu-
gehörigen Werkstätten und Gärten soll den Namen tragen:
Villa Velasquez. Der Prinz Bonaparte steht in der
ersten Reihe der Spender.
*
Zum ersten Mal seit 1914 ist der Salon des Ind^pen-
d a n t s (unter der Leitung des Neoimpressionisten Paul Signae)
eröffnet worden. Er Iogirt in denselben Räumen, wo man Ende 1919
den Herbstsalon sah und erfreut sich in Presse und Publikum
größter Beachtung.
Die Sckönbeitswevte dev Poßmat’kerL
So heißt eine Schrift von Gustav E. Pazaurek, die der
bedeutende Stuttgarter Kenner bei Wilhelm Meyer-llschen er-
scheinen ließ. Jeder sollte sie lesen, der sich für Briefmarken
interessiert, und jeder ästhetisch empfindende, der selbst in dem
an sich unscheinbarsten Postwertzeichen ein Produkt künstlerischer
Arbeit sehen möchte. Es scheint uns übrigens merkwürdig, daß
man Pazaurek nicht unter den Preisrichtern sieht, die bei dem
neuesten Wettbewerb des Reichspostministeriums
mitzusprechen haben, denn er ist Praktiker durch und durch:
seiner Initative war wohl die groß angelegte Briefmarkenkonkurrenz
zu danken, die seinerzeit von den von ihm geleiteten Landes-
gewerbemuseum in Stuttgart veranstaltet worden war und die
ein immerhin anständiges Ergebnis gehabt hat.
in dieser Schrift nun spricht Pazaurek in seiner eindringlich
klugen Art zunächst von den „Schwierigkeiten“ der Briefmarken-
kunst, der Reproduktionstechnik, dem Maßstab usw. und gibt
dann einen ausgezeichneten Überblick über die internationale
Entwickelung der Postwertzeichen überhaupt. Schließlich ver-
breitet er sich ausführlich über die bisherigen Wettbewerbe und
deren Resultate. Aber das lese man in Pazaureks dankenswerter
Schrift „Die Schönheitswerte der Postmarken“ selber nach!
Dev Kampf um das
Staatliche Baubaus in IDeimat?.
Der Deutsche Werkbund greift jetzt in den öffent-
lichen Streit ein, der um das Staatliche Bauhaus in Weimar ge-
führt wird. In einer an die Regierung von Sachsen-Weimar ge-
richteten und von Poel zig Unterzeichneten Erklärung heißt
es: „Es ist immer mißlich, wenn künstlerische Fragen mit po-
litischen Strebungen vermischt werden.. Die politische Polemik,
die in die Erörterung über Arbeit und Ziel des Staatlichen Bau-
hauses hereingetragen wurde, verdeckt den Kern des großen und
wichtigen Versuches, der hier gewagt wiid, und dessen Aufgabe
es ist, in dem künstlerischen Schaffen Deutschlands neue Formen
und neuen Geist zu zeigen und zu verdichten. Wir erwarten von
den zuständigen Behörden und Körperschaften, daß nicht politische
Voreingenommenheit oder Leidenschaft ein Werk stören darf, das
nicht an persönlichen Dingen, noch an Tendenzen fremder, un-
künstlerischer Art gemessen werden darf, sondern nur an seiner
Sachlichkeit und seiner Gesinnung. Um diese allein
handelt es sich.
Der Deutsche Werkbund fühlt sich berechtigt und verpflichtet,
gegenüber den Weimarer Behörden und gegenüber der deutschen
Öffentlichkeit auszusprechen, daß er in dem Versuch von Walter
Gropius ein ernsthaftes und notwendiges Unternehmen sieht,
der jungen Kunst in Deutschland die innere Ver-
bindung mit dem Handwerk zu geben, aus der sie ihren
Geist und ihre Ausdruckskraft erneuern kann. Die Jugend selber
will frei werden von einer Überlieferung, die Geschicklichkeiten,
Routine und als breitestes Ergebnis ein Proletariat von Halb-
künstlern züchtete. . . . Sie sucht nach neuen Formen der Arbeits-
gemeinschaft. ... Sie ist noch auf dem Wege, aber sie hat
Willen und Glauben, und dies Beste darf ihr nicht zerstört werden
durch Philisterhaftigkeit, die bequem ist, durch Pedanterie, die
rechthaberisch, durch Politik, die feindselig ist. Heute weniger
als je. Kunst muß durch Leistung sprechen; aber man darf dieses
Reifwerden einer Sprache der Kunst und einer neuen Durch-
dringung von handwerklicher Arbeit mit künstlerischer Verant-
wortung nicht verderben wollen, indem man Lokalpolitik zu einer
Richtschnur für künstlerisches Wollen und jugendliche Energie
zur Sündhaftigkeit macht.“
Aus dev Künftigüiftftelleüioelh
Drei Berliner Kunstschriftsteller sind sozusagen als Jubilare
zu begrüßen: Max von Boehn, Eduard Fuchs und Max
0 s b o r n. von Boehn ist sechzig Jahre alt geworden. Man kennt
besonders seine geistreich geschriebenen, aparten Bände über
die Entwicklung der Mode — sie sind bei Bruckmann in München
erschienen — und eine Reihe von Künstler - Monographien
(Giorgione, Palma), die seinem Kennertum alle Ehre machen.
Vor nicht langer Zeit hat er unter dem Titel „Vom Kaiserreich
zur Republik“ ein wertvolles Buch zur Kulturgeschichte Frankreichs
veröffentlicht.
Eduard Fuchs beging seinen fünfzigsten Geburtstag. Sein
Hauptgebiet ist die Karikatur. Wir dürfen ohne Einschränkung
sagen, daß es kaum einen zweiten gibt, der dieses interessante
und ergiebige Feld so glänzend beherrscht wie er. „Die Karikatur
der europäischen Völker“, „Das erotische Element in der Karikatur“,
„Die Frau in der Karikatur“, „Wagner in der Karikatur“ zählen
zu seinen bekanntesten und verbreitetsten Werken. Fuchs war
auch einer von den ersten, der in Deutschland das Interesse für
Dauniier erweckt hat. Nicht unerwähnt bleibe, daß er einer der
passioniertesten Sammler ist und daß seine Liebe nicht bloß den
Meisterblättern der Kultur- und Sittengeschichte gilt, sondern
auch Max Slevogt.
Der jüngste Fünfziger ist Max Osborn. 1901 erschien
sein erstes Kunstbuch: „Die deutsche Kunst im 19. Jahrhundert.“
Dann folgten: „Albrecht Dürers schriftliches Vermächtnis“, „Der
Holzschnitt“, „Moderne Plastik“, Monographien über Reynolds,
Krüger, Bracht. Er hat unter anderem auch den 5. Band von
Springers Kunstgeschichte „Die Kunst des 19. Jahrhunderts“
hervorragend bearbeitet und einen prächtigen Band über „Das
malerische Berlin“ sowie einen „Führer durch die National-
galerie“ herausgegeben. Dr. Osborn, der viele Jahre am Märkischen
Museum tätig war, ist heute der Kunstkritiker der „Vossischen
Zeitung“. Er ist einer von den Pionieren der modernen Kunst.
Er hat sich mit großem Feuereifer jederzeit für die Kunstjugend
eingesetzt und es ist ohne Frage, daß ihm mancher von den „Jungen“
auch seine Karriere verdankt. Osborn gehört zu den geschätztesten
Vertretern der Berliner Kunstkritik. D.
Bokförlags A. B. Patria, Stockholm
kauft
alle Seltenheiten vnn Interesse für Schweden
Bücher, Kupferstiche, Autographen etc.
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Man schreibt uns: Nun soll neben der Villa Medici s
in Rom und dem hier schon besprochenen Künstlerhaus in
London, das die Rothschild’s speisen, noch eine dritte
Kolonie in Madrid gegründet werden. Das Haus mit den zu-
gehörigen Werkstätten und Gärten soll den Namen tragen:
Villa Velasquez. Der Prinz Bonaparte steht in der
ersten Reihe der Spender.
*
Zum ersten Mal seit 1914 ist der Salon des Ind^pen-
d a n t s (unter der Leitung des Neoimpressionisten Paul Signae)
eröffnet worden. Er Iogirt in denselben Räumen, wo man Ende 1919
den Herbstsalon sah und erfreut sich in Presse und Publikum
größter Beachtung.
Die Sckönbeitswevte dev Poßmat’kerL
So heißt eine Schrift von Gustav E. Pazaurek, die der
bedeutende Stuttgarter Kenner bei Wilhelm Meyer-llschen er-
scheinen ließ. Jeder sollte sie lesen, der sich für Briefmarken
interessiert, und jeder ästhetisch empfindende, der selbst in dem
an sich unscheinbarsten Postwertzeichen ein Produkt künstlerischer
Arbeit sehen möchte. Es scheint uns übrigens merkwürdig, daß
man Pazaurek nicht unter den Preisrichtern sieht, die bei dem
neuesten Wettbewerb des Reichspostministeriums
mitzusprechen haben, denn er ist Praktiker durch und durch:
seiner Initative war wohl die groß angelegte Briefmarkenkonkurrenz
zu danken, die seinerzeit von den von ihm geleiteten Landes-
gewerbemuseum in Stuttgart veranstaltet worden war und die
ein immerhin anständiges Ergebnis gehabt hat.
in dieser Schrift nun spricht Pazaurek in seiner eindringlich
klugen Art zunächst von den „Schwierigkeiten“ der Briefmarken-
kunst, der Reproduktionstechnik, dem Maßstab usw. und gibt
dann einen ausgezeichneten Überblick über die internationale
Entwickelung der Postwertzeichen überhaupt. Schließlich ver-
breitet er sich ausführlich über die bisherigen Wettbewerbe und
deren Resultate. Aber das lese man in Pazaureks dankenswerter
Schrift „Die Schönheitswerte der Postmarken“ selber nach!
Dev Kampf um das
Staatliche Baubaus in IDeimat?.
Der Deutsche Werkbund greift jetzt in den öffent-
lichen Streit ein, der um das Staatliche Bauhaus in Weimar ge-
führt wird. In einer an die Regierung von Sachsen-Weimar ge-
richteten und von Poel zig Unterzeichneten Erklärung heißt
es: „Es ist immer mißlich, wenn künstlerische Fragen mit po-
litischen Strebungen vermischt werden.. Die politische Polemik,
die in die Erörterung über Arbeit und Ziel des Staatlichen Bau-
hauses hereingetragen wurde, verdeckt den Kern des großen und
wichtigen Versuches, der hier gewagt wiid, und dessen Aufgabe
es ist, in dem künstlerischen Schaffen Deutschlands neue Formen
und neuen Geist zu zeigen und zu verdichten. Wir erwarten von
den zuständigen Behörden und Körperschaften, daß nicht politische
Voreingenommenheit oder Leidenschaft ein Werk stören darf, das
nicht an persönlichen Dingen, noch an Tendenzen fremder, un-
künstlerischer Art gemessen werden darf, sondern nur an seiner
Sachlichkeit und seiner Gesinnung. Um diese allein
handelt es sich.
Der Deutsche Werkbund fühlt sich berechtigt und verpflichtet,
gegenüber den Weimarer Behörden und gegenüber der deutschen
Öffentlichkeit auszusprechen, daß er in dem Versuch von Walter
Gropius ein ernsthaftes und notwendiges Unternehmen sieht,
der jungen Kunst in Deutschland die innere Ver-
bindung mit dem Handwerk zu geben, aus der sie ihren
Geist und ihre Ausdruckskraft erneuern kann. Die Jugend selber
will frei werden von einer Überlieferung, die Geschicklichkeiten,
Routine und als breitestes Ergebnis ein Proletariat von Halb-
künstlern züchtete. . . . Sie sucht nach neuen Formen der Arbeits-
gemeinschaft. ... Sie ist noch auf dem Wege, aber sie hat
Willen und Glauben, und dies Beste darf ihr nicht zerstört werden
durch Philisterhaftigkeit, die bequem ist, durch Pedanterie, die
rechthaberisch, durch Politik, die feindselig ist. Heute weniger
als je. Kunst muß durch Leistung sprechen; aber man darf dieses
Reifwerden einer Sprache der Kunst und einer neuen Durch-
dringung von handwerklicher Arbeit mit künstlerischer Verant-
wortung nicht verderben wollen, indem man Lokalpolitik zu einer
Richtschnur für künstlerisches Wollen und jugendliche Energie
zur Sündhaftigkeit macht.“
Aus dev Künftigüiftftelleüioelh
Drei Berliner Kunstschriftsteller sind sozusagen als Jubilare
zu begrüßen: Max von Boehn, Eduard Fuchs und Max
0 s b o r n. von Boehn ist sechzig Jahre alt geworden. Man kennt
besonders seine geistreich geschriebenen, aparten Bände über
die Entwicklung der Mode — sie sind bei Bruckmann in München
erschienen — und eine Reihe von Künstler - Monographien
(Giorgione, Palma), die seinem Kennertum alle Ehre machen.
Vor nicht langer Zeit hat er unter dem Titel „Vom Kaiserreich
zur Republik“ ein wertvolles Buch zur Kulturgeschichte Frankreichs
veröffentlicht.
Eduard Fuchs beging seinen fünfzigsten Geburtstag. Sein
Hauptgebiet ist die Karikatur. Wir dürfen ohne Einschränkung
sagen, daß es kaum einen zweiten gibt, der dieses interessante
und ergiebige Feld so glänzend beherrscht wie er. „Die Karikatur
der europäischen Völker“, „Das erotische Element in der Karikatur“,
„Die Frau in der Karikatur“, „Wagner in der Karikatur“ zählen
zu seinen bekanntesten und verbreitetsten Werken. Fuchs war
auch einer von den ersten, der in Deutschland das Interesse für
Dauniier erweckt hat. Nicht unerwähnt bleibe, daß er einer der
passioniertesten Sammler ist und daß seine Liebe nicht bloß den
Meisterblättern der Kultur- und Sittengeschichte gilt, sondern
auch Max Slevogt.
Der jüngste Fünfziger ist Max Osborn. 1901 erschien
sein erstes Kunstbuch: „Die deutsche Kunst im 19. Jahrhundert.“
Dann folgten: „Albrecht Dürers schriftliches Vermächtnis“, „Der
Holzschnitt“, „Moderne Plastik“, Monographien über Reynolds,
Krüger, Bracht. Er hat unter anderem auch den 5. Band von
Springers Kunstgeschichte „Die Kunst des 19. Jahrhunderts“
hervorragend bearbeitet und einen prächtigen Band über „Das
malerische Berlin“ sowie einen „Führer durch die National-
galerie“ herausgegeben. Dr. Osborn, der viele Jahre am Märkischen
Museum tätig war, ist heute der Kunstkritiker der „Vossischen
Zeitung“. Er ist einer von den Pionieren der modernen Kunst.
Er hat sich mit großem Feuereifer jederzeit für die Kunstjugend
eingesetzt und es ist ohne Frage, daß ihm mancher von den „Jungen“
auch seine Karriere verdankt. Osborn gehört zu den geschätztesten
Vertretern der Berliner Kunstkritik. D.
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