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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1./2. Märzheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Württembergische Glas- und Edelsteinschneider, [1]: eine Untersuchung
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0272

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Abb. 1.

Bergkrystallkreuz von „Thoma Biberach, genannt Stain-
schneider“ d. J. f 1578.

Stutlgart, Landes-Gewerbemuseum.

Gold, einen sogenannten Gnadenpfennig, erhält. — Den
Namen seines Gesellen, den er sich ein ganzes Jahr
gehalten, erfahren wir nicht. Vielleicht ist es jener „Stein -
Schneider Frantz, auch Frantz Im Zeughauß“,
der nur gelegentlich einer Beschwerde der Stuttgarter
Goldschmiede-Ältesten Distier und Krauß über seinen
Bruder, der „doch khein Burger alhie“ als „lediger Ge-
selle“ nur wenig zur Beschau trage, am 7. Mai 1619
flüchtig gestreift wird.

Ob und in welcher Art der genannte Hans Baumann
etwa mit dem Stuttgarter fürstlichen Steinschneider
(„Lithotomus“) Jakob Friedrich Baumann zu-
sammenhängt, der uns fast zweihundert Jahre später be-
gegnet, ist unbekannt; wir erfahren diesen Namen ge-
legentlich des Todes seiner kleinen Tochter am 22. Mai
1757 aus dem Stuttgarter evangelischen Totenbuch4).
Auch eine ganze Reihe anderer Stuttgarter Meister lassen
sich vorläufig nur dem Namen nach feststellen, ebenso
der Augsburger Bürger, Diamantschneider und Handels-
mann Johann Vogt, der am 20. November 1700, 53 Jahre
alt, in Stuttgart stirbt. — Unter den Goldschmiedegesellen,
die sich am 14. Juni 1740 um das Recht, Degen tragen zu

4) Ich benütze die Gelegenheit, Herrn Dr. H. H. Josten >

der sich der Mühe der Durchsicht der Stuttgarter Bürgerrechts-
und Totenbücher unterzog und auch die nachfolgenden Daten
ihnen entnahm, herzlichst zu danken.

dürfen, bewerben, erscheint als letzter Martin Haupt-
mann, Diamantschleifergesell, und unter den Meistern, die
dieses, später zum Teile bewilligte Gesuch (im Staatsarchiv)
unterstützen, auch der Diamantschleifer Christian
Friedrich „Brugl.“, offenbar eine Abkürzung jenes
C. F. Brugleder, der als „Diamantschneider“ erst am
24. November 1746 Stuttgarter Bürger wird. Später er-
hält noch ein anderer „Diamantschneider“, nämlich
Johann Georg Kling, gebürtig aus Frankfurt a. M.,
auf „Hertzogi. Concession“, und zwar am 14. Februar
1767 das Stuttgarter Bürgerrecht. — Aus den Kirchen-
büchern erfahren wir folgende Namen: Daniel Greters
wird (am 21. August) 1741 als Stein- und Wappenschneider
bezeichnet, Johann Egidius Beck, dessen 74jährige
Witwe am 7. November 1762 stirbt, als Petschierstecher,
Johann Daniel Hecker (auch „Heckher“), der mit
Frau und zwei Kindern am 29. Juli 1748 Stuttgarter Bürger
geworden war und am 29. September 1782 im Alter von
70 Jahren 9 Monaten stirbt. Als Hofgraveur, Wappen-
schneider, Petschaftstecher und Steinschneider, während
sein Namensvetter Friedrich Daniel Hecker, der
nur Petschierstecher genannt wird, erst am 20. April 1818,
73 Jahre 5 Monate alt, stirbt. Als Hofgraveur erscheint
Carl Reinhardt Unruhe, dessen 58jährige Witwe
am 22. März 1816 stirbt, während Philipp Hirsch,
der 1837 und 1840 zwei Söhne, am 22. September 1841
auch seine 49jährige Frau verliert, Hof-Steingraveur ge-
nannt wird. Alle diese Genannten sind Stuttgarter Kunst-
gewerbler, und mancher noch erhaltene Wappenstein wird
auf den einen oder anderen zurückzuführen sein. Viel-
leicht ist ihnen auch der ältere Goldschmied und Petschier-
schneider Andreas Lorcher aus W e i b 1 i n g e n bei-
zuzählen, über den sich sämtliche Stuttgarter Goldschmiede
in einer Eingabe vom 1. Juni 1608 (Staatsarchiv) be-
schweren; daß er im Umherziehen seiner Beschäftigung
nachging und keinen offenen Laden hatte, wäre vielleicht
auch für einen Steinschneider nicht unmöglich; da er
aber nebenbei auch als Gewürz- und Nadelkrämer, ja
selbst als Spielmann in den Wirtshäusern sein Brot ver-
diente, kann seine eigentliche Berufstätigkeit nicht nennens-
wert gewesen sein. In wie weit auch sonstige Graveure5)
mit Steinschnitt oder nur mit Metallschnitt zu tun hatten,
läßt sich nicht entscheiden.

Nur von einem Steinschneider erfahren wir — wieder
aus dem Ludwigsburger Staatsarchiv — wenigstens einige
interessante Einzelheiten, nämlich von Johannes

5) Unter den Graveuren finden wir zunächst einen Hof-
stahlschneider, Christoph Heinrich Müller genannt, den
Sohn des gewesenen Münzwardeins Anstet Ulrich Müller, der
mit dem Personalbefreiungspatent des Herzogs Eberhard Ludwig
am 3. Juni 1706 in das Stuttgarter Bürgerrechtsbuch eingetragen
wird. — Ferner werden in den Stuttgarter Totenbüchern aus
späterer Zeit noch erwähnt: Heinrich Pezold (zwischen 1831—36),
Christian Schade, der am 22. Mai 1833 32jährig stirbt, Johann
Carl Eisele, der 28jährig am 2. April 1839 stirbt und als dessen
Heimat Gmünd genannt wird, und Carl August Deiß (1841). —
Die beiden Hof-Ciseleure August Berthold (1796) und Casimir
Münch (1827), wie die Ciseleure Josef Jonquoy (1764), Zacharias
Färber (zwischen 1773 und 1799), Joh. Ludwig Widmaier (1815) und
Gottlieb Wiedmayer (1838) gehören aber sicherlich lediglich in
die Metallgruppe.

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