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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI issue:
1./2. Märzheft
DOI article:
Pazaurek, Gustav Edmund: Württembergische Glas- und Edelsteinschneider, [1]: eine Untersuchung
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0274

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Stein- und Glasschneidern, die sonst teils den Gold-
schmieden, teils den Glasern zugeteilt wurden, nicht
machte, vielmehr das für Edelstein und Glas gemeinsame
Werkzeug, das sich von dem des Metallgraveurs bekannt-
lich bedeutend unterscheidet, vernünftigerweise ent-
scheidend sein ließ. Aber es gibt in Stuttgart noch einen
zweiten Glaschneider Daniel, mit den gleichen beiden
Vornamen, der auch nicht nur als „Glaß- und Stein-
schneider“, sondern auch als „Sigill- und Wappen-Stein-
schneider“ bezeichnet wird; dieser Johann David
Daniel, junior stirbt, ebenfalls noch nicht alt, näm-

hören wir nur den Namen gelegentlich des Todes seines
Sohnes am 1. Dezember 1731, und der Glasschneider
Christian Stoll war 1737 schon tot, als sein 22jäh-
riger Sohn ebenfalls in Stuttgart stirbt; vielleicht sind
auch diese beiden Meister den Stuttgartern zuzurechnen. —
Von größerer Wichtigkeit ist es, daß wir in Stuttgart
unter den Glasschneidern auch dem Namen Preißler be-
gegnen, der einer der meistverbreiteten glasgewerbe-
treibenden Familien in Nordböhmen und dem benach-
barten, damals noch österreichischen Schlesien angehört,
aber auch auf dem Gebiete des Steinschnittes10) nicht

I. Wappen des Herzogs
Eberhard Ludwig, f 1733.

Stuttgart, Altertümersammlung.

Abb. 3. Stuttgarter geschnittene Gläser;
2. mit Bezeichnung:
Stuttgardiae 1722.

Stuttgart, Samml. Pli. Schwarz.

3. für die Stuttgarter
„Keiler-Balley“ 1743.

Stuttgart, Altertümersammlung.

lieh erst 49 Jahre 7 Monate alt, am 5. Mai 1751; seine
Frau war ihm schon 1724 im Tode vorausgegangen0). —
Ein weiterer Glasschneider ist Salomon Duntzer
(oder Dontzen), der nur ein Alter von 43 Jahren 14 Tagen
erreicht; sein Todesdatum ist der 23. November 1713;
er war eigentlich Hofglasschneider, wie sich nach dem
Tode seiner hinterlassenen, 76jährigen Witwe (am 27. Mai
1736) herausstellt — Vom Glasschneider Adam Thiel

,J) J. D. Daniel wird nach dem Kirchenbuch „bei Nacht
begraben“, eine Bemerkung, die sich auch bei den Familien-
mitgliedern der weiter genannten Glasschneider J. G. P r e i ß 1 e r,
Thiel und S. Dontzen wiederholt. Wir haben es daher wohl
mit Katholiken zu tun, was den Rückschluß gestattet, daß es sich
nicht um alt eingesessene Stuttgarter Familien handelt.

unbekannt ist. Der Glasschneider Johann Georg
Preißler (auch Prißeler) — selbst diese beiden Vor-
namen kommen in seiner offenbar deutschböhmischen
Verwandtschaft wiederholt vor — verliert im März 1724
einen Sohn und im Januar 1725 eine Tochter, wodurch
sein Aufenthalt in Stuttgart wenigstens für zehn Monate,

wenn auch vielleicht nicht ununterbrochen, dargetan ist. —

* *

*

Da Meistersignaturen auf geschnittenen Edelstein-
und Glasarbeiten immer seltene Ausnahmen bilden, in

10) Von Anna Maria Preißler, die dem Nürnberger Zweige
dieser überaus zahlreichen Familie angehört, bewahrt u. a. das
ehemalig herzogliche Museum von Braunschweig einen geschnit-
tenen Kalzedon mit einem Caesarenkopf (Gemme Nr. 422).

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