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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1./2. Juliheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Das staatliche Bauhaus in Weimar / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Künstlerwelt / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Aus dem Pariser Kunstleben / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Seltene Autographen / Ein Archiv für Ärztebriefe / Fünf Andersen-Manuskripte aufgefunden / Entwicklung der deutschen Bücherei / Zwei Rembrandt der Sammlung Six in Amsterdam versteigert / Das deutsche Buch auf der finnländischen Messe / Die Hagia Sophia in Gefahr / Moderne Graphik / Neues vom Kunstantiquariat / Der Hamburger Künstlerrat an dem Reichstag / Der Kunstsammler Fritz von Gans † / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0442

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„Kunst“ (schöne Werke aus den Gebieten der bildenden
und graphischen Künste) heißt der neue wissenschaftlich ab-
gefaßte Katalog (Nr. 478), den Karl W. Hiersemann in Leipzig
herausgibt. Er teilt sich in die sieben Gruppen „Allgemeine
Werke, Kunstgeschichte, Handbücher“, „Leben und Werke der
Künstler“» „Palaeographie, Miniaturmalerei“, „Illustrierte Bücher
vom 15.—17. Jahrh.“, „Illustrierte Bücher vom 18.—20. Jahrh.“,
„Kostümwerke“ und „Kunst des Orients, Originalmalereien,
Farbenholzschnitte“.

*

Joseph Baer & Co., Frankfurt a. M., veröffentlichen ihren
Antiquariatskatalog 664: A f r i k a , seine Geschichte, Geographie,
Ethnographie, Kunst-, Kultur- und Naturgeschichte, Sprachen und
Literaturen mit Einschluß allgemeiner Werke über diese Gebiete.

Deu Jiambut’gec Künfflet’t’at an den
Reichstag.

Gegen die eeböbte Kunft=Umfabfteuet’.

Wie man uns aus Hamburg berichtet, hat der dortige Künstler-
rat als die erwählte Standesvertretung der gesamten bildenden
Künstlerschaft Hamburgs eine Petition an den Reichstag gerichtet,
die dahin geht, die erhöhte Umsatzsteuer, soweit das Gesetz
Werke der bildenden Kunst betrifft, außer Kraft zu setzen.

Die beabsichtigte Durchführung des Gesetzes hat in der
kurzen Zeit ihres Bestehens bereits vernichtende Wirkung
für die Kunst gehabt. Im Bereiche des Künstlerrats Hamburgs
hat z. B. die von der gesamten Hamburger Künstlerschaft in
der Hamburger Kunsthalle veranstaltete Frühjahrs-Ausstellung
welche alle Richtlinien der bildenden Kunst und des Kunstge-
werbes umfaßt, trotz mehrwöchigen Bestehens noch keine Ver-
käufe gezeitigt. Eine andere Ausstellung von einer Hamburger,
KUnstlergruppe im Thaulow-Museum zu Kiel ist gleichfalls ohne
jeden Verkauf also finanziell völlig ergebnislos verlaufen, während
gleichartige Ausstellungen im vorigen Jahre 15u00 bis 50000 M
Umsätze erzielten. Außerdem wird von allen Seiten durch die
Künstlerschaft berichtet, daß infolge der erhöhten Belastung durch
die Luxussteuer Aufträge nur in verschwindendem Maße erteilt
werden. Zurückhaltung und Ablehnung schwebender Aufträge
werden ausdrücklich mit der erheblichen Belastung durch die
Luxussteuer begründet, ähnliche Zustände stellen sich auch im
übrigen Reiche ein.

Während früher das Reich aus der Einkommensteuer von
der Künstlerschaft Einnahmen erzielte, wird jetzt durch den
gänzlichen Ausfall der Aufträge infolge der erhöhten Umsatz-
steuer dem Reiche weder aus dem Einkommen, noch durch die
Luxussteuer eine Einnahme verschafft. Der Künstler wird durch
den Ausfall der Aufträge zur Erwerbslosigkeit verurteilt
und muß dem Staat in erhöhtem Maße zur Last fallen; also statt
eine Einnahme durch die Steuer zu erzielen, muß das Reich noch
Erwerbslosen-Unterstützung zahlen.

Es wird allseitig immer wieder betont, und auch anerkannt,
daß nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges für Deutsch-
land der Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens nur durch
Qualitätsarbeit möglich ist.

Soll Deutschland sich seine Stellung auf dem Weltmarkt
wieder erobern, so ist dies nur durch die Mitarbeit der Künstler-
schaft zu erreichen. Wird aber die bildende Kunst durch die
erhöhte Luxussteuer erdrückend belastet, so wird mit ihr auch
das Kunstgewerbe erdrosselt und alle mit der Kunst in Zu-
sammenhang stehenden Luxus-Industrie-Zweige.

Für diese Industrien ist die ständige Zuführung von immer
neuen künstlerischen Kräften erforderlich, um wahre Qualitäts-
arbeit zu schaffen und die Leitungen auf die denkbar höchste
technische und geschmackliche notwendige Stufe zu bringen.
Deutschland braucht eine große Künstlerschaft, damit sich die
notwendige Anzahl führender Kräfte aus ihr heraus entwickeln
kann. Fehlt es an Führern aus der freien Kunst, so erlahmt auch
die bessere Industrie mit der Zeit. Es tritt dann ein Qualitäts-

Niedergang ein, da ohne das geschärfte künstlerische Gewissen
schaffender Künster keine hochwertige Arbeit mehr geboten wird
und die Auslandsmärkte uns dann für unsere Kunst und unser
Kunstgewerbe und Kunstindustrien verloren gehen.

Darum bittet der Künstlerrat Hamburg, der Reichstag wolle
beschließen, daß die Werke der bildenden Kunst steuerfrei
bleiben, denn nur durch die Befreiung von der erhöhten Luxus-
steuer kann die Kauflust gehoben, die Künstlerschaft
wieder existenzfähig gemacht, durch erhöhte Einnahmen
wieder zur Einkommensteuer herangezogen, und dem Staat die
Last der Erwerbslosen-Unterstützung an die notleidenden Künstler
abgenommen werden.

*

In der letzten Sitzung des Hamburger Künstlerrats
wurde zum Vorsitzenden Kunstmaler Arthur 111 i e s und zum
Geschäftsführer Br. S a c h s e , Schriftleiter der „Bau-Rundschau“,

Hamburg, gewählt. Geschäftsstelle: Hamburg, Uhlenhorsterweg 33.

*

Der Künstlerrat in Halle fordert in Gemeinschaft mit den
Künstlerräten der mitteldeutschen Städte die Künstler, Maler,
Bildhauer, Musiker, Schriftsteller usw. aus allen Teilen des
Reiches auf, Vertreter nach Halle zu entsenden zur Gründung
eines Reichskünstlerrates. Dieser Reichskünstlerrrat
will durch Einwirken auf die gesetzgebenden Körperschaften vor-
nehmlich die wirtschaftliche Not der Künstler lindern.

Deü Kunftfammlet’ fvib üon 6ans +

Während der Drucklegung des „Kunstwanderers“ geht uns
die Nachricht zu, daß Fritz von Gans, der Besitzer der welt-
berühmten Galerie in Frankfurt a. Main, im Alter von 87 Jahren
gestorben ist. Es ist bekannt, daß er einen Teil seines Antiken-
schatzes 1912 dem Berliner Antiquarium schenkte, und daß die
Versteigerung seiner gesamten großen Kunstsammlungen schon
vor zwei Jahren bei Cassirer-Helbing in Berlin angekündigt war.
Bis jetzt ist diese Auktion unterblieben. Wenn sie stattfindet,
gibt es eines der größten Ereignisse des internationalen Kunst-
marktes. Die Galerie des Geheimrat Gans enthält, wie Adolph
Donath in seiner „Psychologie des Kunstsammelns“ (3. Auflage)
mitteilt, unter anderm Rembrandts „Kreuzabnahme“ und „Kopf
einer Alten“, van Dycks „Porträt des Earl de Arundel“, Rubens
„Old Parr“, Jan Steens „Entenbaum“ sowie eine glänzende Reihe
anderer niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts. Doch
auch die Flandern wie Memling, Gerard David, dann die Meister
der italienischen Renaissance (Giovanni Battista Moroni, Bellini
usw ), die Spanier von Murillo an bis zu Goya sind bei Gans
durch erstklassige Kunstwerke repräsentiert. Unschätzbare Kost-
barkeiten bieten auch seine Antiken.

Wertvolles Barockbild

„Diogenes“ von Carlo Lotti, aus dem Besitz der

Dresdener Galerie (Beglaubigungsschreiben liegt vor),
seltenes Objekt für Sammler, ist zu verkaufen. Gefl. An-
Angebote unter B 98 an d. Expedition d. „Kunstwanderers“

j Verbindung mit Übersee

§ flusHüMie. lausen, Gelegenheilshaufe usui.

2 AusKunn frei uom ueriap Die Freunde, Weimar D 27

m

Carl Brack & Keller, G. m. b. H., Berlin W. 9

Kleine gewählte Collection alter u. moderner Meister

Ankauf □ Angebote erbeten □ Vsrfcauf

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