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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Septemberheft
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Donath, Adolph: Die Eröffnung des Berliner Schloßmuseum
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Martin, Wilhelm: Rembrandt-Rätsel, [1]: zu Valentiners neuem Rembrandt-Band
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0017

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solche Werke umfaßt, „die von autoritativer Seite für
Rembrandt in Anspruch genommen sind“. Das heißt,
daß Verf. dieselben nicht für echt hält. Diese Gruppe
umfaßt 26 Bilder.

Dann folgt das Abbildungsmaterial. Dieses bringt,
außer lang ersehnten Reproduktionen schon bekannter
Werke wie z. B. des Christus des Sammlung Bredius
(Abb. 1), manche Neuigkeit, wie den Gelehrten der
National-Gallery in London, Rembrandts Mutter der
Sammlung Graf Schall Riaucour, Rembrandts Vater der
Sammlung Kimball
und den Hl. Barto-
lomaeus der Samm-
lung Friedsam (bei-
des echte Bilder,
die ich kürzlich in
Boston und New-
York studieren
konnte), die große
Landschaft mit der
Taufe des Kämme-
rers, den lesenden
Mann mit Schlapp-
hut (Abb. 2), von
dem bis vor kurzein
nur Kopien bekannt
waren, und vieles
andere.

Zuletzt enthält
das Buch Nach-
träge zu Valentiners
Band von 1909,
nebst Register. Dic
Nachträge sindnicht
nur der Angaben
über den Besitz-
wechsel wegen, son-
dern auch als stil-
kritische Notizen
außerordentlich
wertvoll und sollten
von jedem Forscher
in den Band von
1909 eingetragen
werden.

Wie gesagt, das
Ganze ist — wie
schon der Band von 1909 — eine bedeutende und fleißige
Arbeit, für die man dem Verfasser aufrichtig dankbar
sein darf.

Aber . . . befriedigend ist das Resultat dennoch
noch nicht. Durch beide Bücher kommt man nicht ohne
wiederholtes Kopfschütteln hindurch, und im vorliegenden
Band erheben sich fast gegen ein Drittel der Abbildungen —
wenn nicht sogar gegen mehr — schon beim Durch-
blättern Zweifel. Das alles soll von Rembrandt sein?
Alle diese „Wiederholungen“, von denen so manche
einen schlecht gebauten Schädel, ohne genügende Kenn-
nis gemalte Augen, sinnlos eingepflanzte Haare usw. auf-

weisen, soll er selbst gemalt haben? Sollen auch jene
ganz bestimmt nicht nach der Natur gemalten Einzel-
köpfe, die man neben richtig beobachteten abgebildet
sieht, ebenfalls vom Meister herriihren? Was für einen
Zweck hätte ein Geist wie Rembrandt damit gehabt,
seine eigenen Studien sinnlos zu wiederholen? Und jene
Bilder, welche an Bol, Flinck, Jonderville, Fabritius,
de Gelder erinnern, sollen von seiner Palette stammen?
Und sogar die aus reinem Nachahmertum geborenen
Werke, an deren Spitze die „Ehebrecherin“ (früher Samm-

lung Weber) steht,
sollen von dem
größten aller Nor-
dischen Maler ge-
schaffen sein?

Verfasser macht
ja allerdings Aus-
nahmen: Wer sorg-
fältig liest, was er
in seiner Einleitung
S. VI und VII sagt,
muß annehmen, daß
er viele Wieder-
holungen für Schü-
lerarbeiten hält und
davon immer nur
das beste (am lieb-
sten das echt be-
zeichnete) für das
Original. Aber dann
verstehe ich doch
noch nicht, weshalb
Verf. wiederholt in
diesem neuenBande
ohne weiteres ein
besseres und ein
wenigergutesExem-
plar desselben Bil-
des hintereinander
publiziert als „Wie-
derholung“ oder als
„Atelierwieder-
holung“, während
man doch, laut sei-
nen oben zitierten
Ausführungen,diese
als nicht von Rem-
brandt gemalte Kopien auffassen muß, welche also in
der Rubrik der verworfenen Bilder hätten untergebracht
werden sollen.

Da muß also etwas nicht richtig sein in der Methodik
dieser Rembrandtforschung. Und dies muß der Grund
sein, weshalb das Bild desOeuvre, sowie
es jetzt vorliegt, nicht befriedigt, son-
dern verwirrt. Man bekommt nicht, wie etwa bei
der Durchsicht eines Abbildungswerkes über Dürer oder
Raffael einen klaren freudigen Eindruck von des Kiinst-
lers Arbeit, sondern es ist einem, als hätte man eine
schöne Gegend mit einer immer mehr bestaubten Brille

Christus, um 1648 Abb. 1 Sammlung Dr. A. Bredius, den Haag

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