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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Januarheft
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Schröder, Bruno: Ein römisches Mädchenbildnis
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Batavus, ...: Isaac Isaacsz und sein Urteil des Kambyses
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0239

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das Köpfchen der Knöchelspielerin, ein Werk vom
Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr., so reizvoll sonst
das feine Gesicht und die saubere Melonenfrisur gebildet
ist, zeigt in den allzu großen Pupillen den Beginn jener
Übertreibung, die dann in den spätrömischen Bildnissen

jene unheimlich, wie verzweiflungsvoll glotzenden Augen
verschuldet. Bei dem Köpfchen aber, von dem unsere
Betrachtung ausging, ist alles noch in dem Gleichgewicht,
das wir bei Schöpfungen klassischer Kunstepochen zu
finden gewohnt sind.

Bayard-Teppich,
15. Jahrhundert

Aus

Paul Schumanns
„Der Trojanische
Krieg“

Verlag

Adolf Gutbier,
Dresden

ffaae ifaaess und feiri Urteii des Kambyfes

üon

B at a v u s £ Amff ct’dam

\ Jon diesem im Stil, kaum der Zeit nach vorrembrandt-
» schen Meister — 1599 geboren und wahrscheinlich
erst 1688 gestorben — sind wenig Gemälde bekannt.
Von öffentlichen Sammlungen besitzt außer dem Mann-
heimer Museum, wo sich ein kleines ländliches Interieur
befinden soll, nur das Amsterdamer Ryksmuseum eine Be-
gegnung von Abrahamund Melchisedeck,voll bezeichnet und
1640 datiert, die aber nicht den Wunsch rege macht, mehr
von ihm kennen zu lernen. Daß sich auch im Rathaus
zu Harderwyk, einer der vielen toten Städte am Zuider-
See eine ganze Reihe von Werken dieses seine vlä-
mische Schulung nie verleugnenden Meisters befinden,
war bis vor kurzem unbekannt; nur von dem bedeutend-
sten derselben, dem Urteil des Kambyses, wußte Dr.
Bredius. Diese Harderwyker Gemälde, sechs Stück im
ganzen, waren kürzlich zur Restauration im Ryksmuseum;
bei dieser Gelegenheit stellte sich heraus, daß sie sämt-
lich von Isaacsz herrührten. Fünf der Bilder sind
Porträts, und mehr von historischem als künstlerischem
Werte. Zu Pferd, in Lebensgröße sind dargestellt die
drei Begründer und Verteidiger der niederländischen
Freiheit: Prinz Wilhelm I., der Schweiger mit einer See-
schlacht im Hintergrund, wahrscheinlich die auf dem
Haarlemmer Meer. Auf dem zweiten Prinz Moritz, mit
einem abziehenden Heer im Hintergrund, dieses voll be~
zeichnet und datiert (164., die letzte Zahl undeutlich), und
auf dem dritten Prinz Friedrich Heinrich mit der Belage-
rung von Herzogenbusch in der Ferne. Die zwei anderen
Bildnisse, Kniestücke, stellen andere fürstliche reformierte
Glaubenshelden derselben Zeit vor, den französischen
König Heinrich IV., der allerdings seinem Glauben untreu

wurde, auch dieses bezeichnet, und Gustav Adolf. Das
interessanteste Werk ist aber das Urteil des Kambyses,
ein Gerechtigkeitsbild, wie sie in den Niederlanden früher
so viele Rathäuser schmückten und zum Teil noch
schmücken. Die berühmteste Darstellung des Kambyses-
urteils sind sicherlich Gerard Davids zwei Gemälde in
Brügge (1498). Herodot erzählt die grausige Geschichte
aus dem Leben des Perserkönigs im 21. Kapitel seines
V. Buches ganz kurz und beiläufig; ihm folgt Valerius
Maximus im 33. Kapitel seines sechsten Buches „De
severitate“, das Gerard David oder den Stadtvätern von
Brügge wohl als Quelle gedient hat und durch die glän-
zende Bilderhandschrift, die in dieser Stadt vor etwa
mehr als einem Jahrzehnt entstanden war, *) natürlich be-
kannt gewesen sein muß. Der persische Richter Sisam-
nes, der sich durch Gold zu einem ungerechten Spruche
hatte verleiten lassen, wird von Kambyses zur qualvollsten
Todesstrafe verurteilt, zur Schindung bei lebendigem
Leibe. Sein Sohn wird zum Nachfolger ernannt und
muß auf dem mit der Haut seines eben hingerichteten
Vaters bedeckten Richterstuhle Platz nehmen. Gerard
David hat die Fabel über zwei Gemälde verteilt; auf
dem einen ist die Verurteilung, auf dem andern die
Bestrafung des ungerechten Richters dargestellt, Ietztere
mit einer seelischen Unbeteiligtheit der Henker, die un-
menschlicher wirkt als die Mordlust, mit der diese rohen
Gesellen auf vielen andern ähnlichen Szenen zu Werke
gehen. Der Stoff lag dem sanften, mimosenhaften
Holländer nicht, der nur stille Existenzbilder malen

*) Soeben von Winkler bei Seemann veröffentlicht.

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