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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

DOI Heft:
1. Maiheft
DOI Artikel:
Weiss, Konrad: Münchner Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0469

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jieses Jahr, das für das Münchner Knnstleben eine
besondere Bedeutung gewinnen soll — allerdings
mit dem Hauptgewicht nach der kunstgewerblichen
Seite hin, da die Pläne, auch die freie Kunst unter einem
geschichtlichen oder zeitkulturellen Gesichtspunkte zu-
sammenzufassen, nicht zur Verwirklichung kamen —
dieses Jahr also hat mit einer Ausstellung von M o n u -
mentalentwürfen für die Stirnwand einer Halle
im Ausstellungspark eine kleine Vorprobe zur Ge-
werbeschau gebracht. Es waren in der Hauptsache
Entwürfe der jungen Generation, die sich mit der Ein-

aber die Gesamtformel war zu knapp, zu illustrativ und
stand in keinem Verhältnis zu den äußeren Maßen, die
es auszufüllen galt. Vielleicht sollten solche dekora-
tiven Aufgaben gegenwärtig und überhaupt nicht figür-
lich gelöst werden, weil ein Widerspruch darin liegt,
Monumentalkunst für einen beschränkten Zweck und
Zeitgebrauch zu machen. Aber es zeigte sich doch
auch, daß es der expressionistischen Formel durch-
schnittlich gelingt, mehr in sich selber schlüssig, als
einem größeren Anwendungsgebiete gerecht zu
werden.

Luca Cambiaso (1527—1580), Streit in der Kinderschule, (Kreide und Feder)

Auktion bei Hans Goltz, Miinchen

ladung zu dem nicht gerade lockenden Auftrag ausein-
andergesetzt hatten. Der Preis wurde der mehr kunst-
gewerblichen Lösung von Nida-Rümelin zugesprochen,
die für das Bogenfeld von 15 zu 30 m eine dekorativ-
architektonische Komposition in Aussicht nahm. Es
war bemerkenswert, diesem etwas neutralen Ausweg
gegenüber zu sehen, wie sich der expressionistische
Geist zu der Aufgabe verhielt, also die Entwürfe von
Seewald, Unold, Schrimpf und im weiteren Sinne
Teutsch und Goldschmitt. Die Lösungen der ersteren
drei, je mit einem Einschlag von sozialer oder kosmo-
gonisch biblischer Gesinnung waren sehr charakte-
ristisch, aber jede mehr oder weniger ungeeignet. Be-
sonders Seewald und Unold hatten ihre bekannten Fein-
heiten im einzelnen und in der sicheren Gesamtfonnel;

Die künstlerischen Hauptereignisse unseres ersten
Vierteljahres waren aber die Kollektivausstellungen
von Oskar Kokoschka und des Künstlerehepaars
Karl C a s p a r und Maria C'aspar-Filser.

Die Kokoschkaausstellung (bei Caspari) war an
Gemälden nicht gerade umfangreich, gab aber einen
Blick in Kokoschkas farbige Entwicklung von dem
frühen, dünnen Wiener Auftrag bis zu seinen letzten
farbigen Intensitäten, die in einer naturalistisch-
mystischen Mischung doch dem bloßen und auch
groben, äußerlich sinnlichen Wert der Farbe zu nahe
bleiben, näher als die vorausgegangenen, zum Teil et-
was rußigen Bildnisse. Bei diesen sprach doch ein ver-
borgener Klang mit. Es fiel überhaupt, auch im Ver-
gleich mit der sehr schönen Serie der wie Dichtungen

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