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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 4 (Januarheft 1931)
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Schenker, Heinrich: Gedanken über Kultur, Kunst und Musik
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Grimm, Hans: Tod durch Feuer: eine Südwester Begebenheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0274

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DemokraLisches, allzu DemokraLisches jn der Musik:

Die LlLonalen haben die ALonalen zu Grabe geLragen: sie sagen Mtzlich, es
habe ALonale überhaupL nie gegeben und gebe sie auch heuLe nichL, auch sie seien
Lonal, ganz so wie Bach, Haydn, MozarL, Brahms Lonal gewesen sind, nur
vielleichL etwas neuer, forLschriLLlicher, wie es im Diensle einer neuen ZeiL,
eines neuen ForkschriLLes geboLen sei. In diesem Sinne verbiLLen sie sich, aLonal
genannL zu werden, nnd erklären, eine solche Verleumdung, einen solchen
Schimpf nichL mehr erLragen zu wollen.

Das isi stark. Wohl auch verwunderlich, denn wie isi es möglich, daß die
ALonalen nichL bemerken, wie sie heuLe durch Verleugnung ihres Gestern sich
selbst nur lächerlich machen? Ist es denn übrigens wirklich so, daß jeder Misi-
haufen von Tönen beliebig und je nach der GeschäsLslage einmal sür aLonal,
das andere Mal für Lonal ausgegeben werden kann? HaL es mit dem Wechsel
der Begriffe TonaliLäL und AtonalitäL vielleichL eine ähnliche BewandLnis wie
miL einem Religionswechsel oder, um ein Beispiel aus der unseligen Infla-
LionszeiL anzuführen, miL dem willkürlich-betrügerischen Hinaufnumerieren
der Waren? Die Lösung iß einleuchtend, einfach:

Zum ALonalen wird man — wie strafweise — geboren, das Musikohr ist
ihm von GeburL versagL. Von TonalitäL weiß er nichts, das ist nachweisbar
und der Beweis stützL sich miL auf seine eigenen neuen Theorien, in denen er
von der Kunst der Meister bewußt abcückL, also auch die TonaliLäL, wie sie sie
geübt haben, verkennL und verleugneL. Des Beifalls der geborenen Atonalen
Lm Publikum kann der Atonale freilich sicher sein, aber das scheint ihm — wie
man siehL — noch nichL ganz zu genügen, er will auch Musiker zum Glauben
an eine Lonale AtonalitäL bekehren.

Noch so fortgeschriLLen bleibt die WirLschasL stets nur Voraussetzung, wird
aber niemals Ziel, geschweige Erfüllung der menschlichen SehnsuchL. Wahr-
lich, eine WirLschafk, die es nichL ferkigbrächte, an erster Skelle Kunst und
MissenschafL hervorzutreiben, müßte auch Lrotz glänzendßer MiLLel und Er-
folge doch nur eine MißwirLschafL genannt werden. Ist doch der MenschheiL
nicht im geringsten damit gedienL, wenn WirLschafLsrohlinge die Kunst als
p3N6m et eire« n<!68 an den Pöbel zu verschenken suchen, nur um ihn von der
eigenen BriefLasche fernzuhalten. Schließlich, wer weiß, ob es mchL im Leben
der MenschheiL zugehL wie im Leben des Ernzelnen: im Zustand holdester
ArmuL gedeihL ein heldisches Werk fast gewisser, als in üppigstem Wohl-
stand.

(Ausgewählt auS den Z Bäuden „Dc>S Meisterwerk in der Musik, ein Jahrbuch von Heinrich
Schenker", Orei Masken-Lerlag, Berlin. Dgl. den Umschaubeilrag von O. Drieslander!)

Tod burch Feuer

Ei'ne Süörvester Begebenheit
Von Hans Grimm

^^er WinLer im östlichen Sandfelde war sehr ßreng gewesen, wochenlang
^^haLLen die Südwinde gewehL und hakten ITächte miL schwerem Froste ge-
brachk; wo in der Einsamkeit ein Farmhaus stand, konnten die Bewohner an
manchem Morgen fünfzehn Grad Kälte ablesen. Qbgleich die Sonne von

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