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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 4 (Januarheft 1931)
DOI Artikel:
Grimm, Hans: Tod durch Feuer: eine Südwester Begebenheit
DOI Artikel:
Simmel, Gertrud: Normen des Handels
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0283

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Da sah sie ihn auf einmal siarr an oder sah vielmehr siarr in seiner RichLung
und sagLe leise in einer 2lrL, als sgräche sie gar nichL zu einem anderen
Menschen, sondern gäbe nur sich und dem Hause und der LufL rundum noch
einmal RechenschafL: „Das Grasfeuer haL ihn so zugerichteL... Kobus und
Rrani haben ihn gebrachL. — Er konnLe es nichL mehr aushalLen. — Keiner
häLLe dieses ausgehalLen. — Ich konnLe ihm nichL mehr helfen. — Er bat
mich immerfort. Er konnte sich das Gewehr nicht einmal holen..."

Der Fremde unterbrach und fragte unter Atem: „lknd da haben Sie es für
ihn getan?"

Sie sagLe bei sieigender Aufregung, am ganzen Körper ziLLernd: „Ich habe
es nichL gekonnL. Ich habe es doch nichL richtig gekonnL. Ich habe es dann
nur gehalten, weil es sonsi nichL ging..."

Als der Fremde sich mit seinem Fahrer daran machte, an geeigneter Stelle,
unfern dem Hause, eiu Grab auszuheben — es war SpäLnachmiLLag ge-
worden, denn er wollLe warten, ob der Nüchbar miL den BnschleuLen nichL
käme —, hörten sie eine Karre heranrollen. Der Nachbar brachLe Ül und
Kalk nnd brachte die beiden BuschleuLe zurück.

Die zwei weißen Männer und die Farbigen LaLen das RkoLwendige. Dann
wurde das Meh getränkt, und dann fuhr der Fremde sorL. Der Fremde
erzählLe sgäter: „2lm unmeuschlichsien war er unter Schuh und GürLel
verbrannL."

^lPormen des Handelns

Von Marie Luise Enckendorff

^ ^ nsere Fragen richten sich nichL auf unser Sein. Wir fragen nach Ein-
"^^richtungen und nach unserem Handeln. Wir sind eine aufgeklärte Zeit.
Für den AufgeklärLen stehL vor allem da: die ArbeiL an der Welt, die Ge-
staltung seiner WelL; in der er selbst eigentlich nur einen Plah und eine 2luf-
gabe hat, eben als GestalLer dieser Welt und der Dinge. Das ChristenLum
fragt nach dem Sein und beantwortet die Frage auf seine Weife. Wir haben
keine AntworL. Oder vielmehr: wir haben die Frage nicht.

— Iedem Wesen haftet das mit ihm selber, mit dem Prinzip seines Wesens
gegebene Gesetz seines Seins an. So gibt es, muß es notwendig geben das
miL dem Menschen gegebene metaphysische GeseH unseres Seins. DamiL sage
ich uichL, daß dieses GeseH aussprechbar oder darlegbar ist. lknd so mag es
wohl auch und muß es wohl auch das GeseH unseres Haudelns geben.
Normierungen für das Handeln. ÜberlieferL sind uns die unpathetischen Zehn
GeboLe: morde nicht, buhle nicht, stiehl uicht — —. Wir suchen aber die
Nvrm, die nicht nur wie die Zehn GeboLe als Befehl eines „abergläubisch ge-
glaubten GoLLes" da wäre; sondern ueu gebaut das, was unabhängig von
allem GoLLesglauben und aller Metaphysik aus der ratio kommend fest dastehe
und das Leben vernünftig, sinngemäß mache. Kluge, feste Nvrmen, einsichts-
mäßig GesicherLes, ObjekLives, von Zufall und SubjekLiviLäL Gelöstes, das für
alle gelten muß, das ein jeglicher logischerweise anerkennen muß. llnd die nun
handlich seien, diese Nvrmen, für das praktische Dasein, faßlich in jedem
Sinne, ein sicheres konstruktives Gerüst; sie sollen die Sittlichkeit bedeuteu,

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