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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Schwarz, Otto: Die staatlichen Kunstausgaben Englands
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0189

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heft

Die Werkstatt der Kunst.

^83

ermäßigte Jahreskarte zu 2 Mk.:
Ltünstlerhaus - Kunstausstellungen, Berlin W 9,
Bellevuestr. 3,
E. Schultes Kunstsalon, Berlin NW 7, Unter d. Linden 75,
ermäßigte Jahreskarte zu (,50 Nk.:
-Gurlitts Kunstsalon, Berlin W 35, Potsdamerstr. ((3
(Eintritt 50 pfg. statt ( Mk.),
Se cessio ns-Kunstausstellungen, Berlin W (5, Kurfürsten-
damm 208/209 (Dauerkarte zu ( Mk.).
Der Vorstand.
I. A.: Helens I^obeclan, Schriftführerin.
Mitteilungen äe§ »ünsttep-vel'banäes veutichei'
MMHauei'.
Die von uns in Heft 9 befürwortete Verlängerung
des Termins für den Wettbewerb um einen
rNsnumentalbrunnen in Buenos Aires
ist bei der „Gesellschaft für deutsche Kunst im Auslande"
erfolgt. Die Entwürfe sind nicht schon am (. Februar,
sondern erst am (. März (9(0 einzuliefern.
Der geschäftsführende Vorstand.
0. V.: vrisäricd vkauusclimilZr, I. Präsident.

Auskunft In Kechtzsogelegenheitei».
Der Syndikus der„AllgemeinenDeutschenKunst-
genossenschaft", Herr Rechtsanwalt Dr. Friedrich Rothe
in Berlin W, Französischestraße 2H/II, erteilt den Mitgliedern
kostenlos Auskunft in Rechtsangelegenheiten, die die beruf-
lichen Interessen der Mitglieder betreffen. (Sprechstunden
täglich, mit Ausnahme des Sonnabend, von q bis 6 Uhr.)
Gesuche um Raterteilung werden, unter Beifügung von
möglichst vollständigem Beweismaterial, anr besten schrift-
lich, — entweder direkt bei Herrn Dr. Rothe oder durch
die Vermittelung der Schriftleitung der „Werkstatt der Kunst"
eingereicht.
Re-aktioirs-Telexhsn.
Die Redaktion der „Werkstatt der Kunst" kann auch
telephonisch, am besten vormittags, unter: Amt Zehlen-
dorf Nr. (053 angerufen werden.

Schluß des amtlichen Teils.

Oie staatlichen Runstausgaben Englancls

Vom Geheimen Gber-Finanzrat Otto Schwarz-Berlin.*)

Der Aufbau des englischen Etats, die Organisation
der englischen Staatsverwaltung, aber auch der Umfang
und die Abgrenzung der Aufgaben der staatlichen Kunst-
organe fügen zu den Schwierigkeiten, die uns beim ver-
gleiche der Kunstausgaben Frankreichs und Deutschlands
(2. Iahrg., Nr. (3 der „Internationalen Wochenschrift für
Wissenschaft, Kunst und Technik") entgegentraten, neue hin-
zu, wenn wir den vergleich auf England ausdehnen.
wenn u. a. in Preußen und den größeren anderen
deutschen Bundesstaaten an Ausgaben für bauliche Zwecke
auf den Kunstetats nur solche für eigentliche Kunstanstalten
(Museen, Akademien usw.) ausgeworfen werden, während
Frankreich alle größeren Bauten (z. B. auch Parlaments-
gebäude, Hochschulen) in den Kunstetat einstellt, hat der
englische Etat das Prinzip, alle öffentlichen Bauten, also
auch die englischen Kunstbauten, auf einen gemeinsamen
Sonderetat zu bringen (kudlic LuilckmZs Kstimates),
was damit zusammenhängt, daß England seinen Staats-
haushaltsetat nicht wie wir nach Ministerien, sondern nach
sachlichen Zwecken einteilt.
Ist also wegen Fehlens der baulichen Ausgaben der
Kreis der auf dem Kunstetat ausgeworfenen Staatsmittel
in England ein viel engerer als bei uns und in Frankreich,
so umfaßt der englische Kunstetat auf der anderen Seite
eine ganze Reihe von Ausgaben, die wir in den kontinen-
talen Etats (außer in Deutschland und Frankreich z. B. auch
in Oesterreich) größtenteils nicht auf dem Kunstetat, sondern
an anderer Stelle (Unterrichtsetat, Handels- und Gewerbe-
etat usw.) vorfinden. Dahin gehört vor allem der Zeichen-
unterricht in den allgemeinen (Elementar- und höheren)
Schulanstalten sowie der kunstgewerbliche Unterricht.
Die Bedeutung dieser letzteren Erscheinung ist keines-
wegs eine lediglich formale und zufällige, wie sich denn
überhaupt der Aufbau der Etats meist als ein geschichtlich
gewordener Niederschlag materieller verwaltungsgrund-
sätze darstellt. Die tieferen Gründe der Erscheinung zeigen
sich uns, wenn wir etwas näher auf die Entwickelung der
Organisation der staatlichen Kunstbehörden Englands ein-
gehen.
Die englische Zentralkunstbehörde ist hervorgegangen aus
dem (837 gegründeten Rat der Regierungs-Zeichen-
schule (Lormcil ok tlre (Government Lcüool öl' Design).
Erst (852 wurde diese Behörde als Department der
praktischen Kunst reorganisiert, seine Tätigkeit wurde

aber zugleich (853 auf die exakten Wissenschaften ausge-
dehnt, und seitdem fungiert diese neue Behörde als De-
partment ok Science anei ^rt. Hervorgerufen wurde diese
die Zeichenaufsichts- zu einer Kunstbehörde entwickelnde
Reorganisation unmittelbar durch die Erfahrungen bei der
ersten Industrieausstellung in London im Jahre (85 (, wo
sich herausgestellt hatte, daß in den europäischen Staaten
fast nur Frankreich noch kunstgewerbliche Gegenstände von
Bedeutung liefern konnte* **), während das weit reichere
England hier fast völlig versagte. Außer jener Einrichtung
des ^rt Department waren die Gründung des South-
Kensington- (heute Vietoria anck widert) Museums und die
Einrichtung zahlreicher Kunstgewerbeschulen die unmittel-
baren Folgen des Eindrucks, welchen die Rückständigkeit
Englands in kunstgewerblicher Beziehung auf Staat und
Volk gemacht hatte. Der aufs Praktische gerichtete Sinn
der Engländer hatte eben schnell und scharf erkannt, daß
die großen Museen und Gemäldegalerien, deren England
schon damals zahlreiche besaß, doch allein nicht ausreichen,
um den Sinn für Kunst und künstlerische Formen in
weitesten Volksschichten zu wecken und zu fördern, sondern
daß die Pflege der kunstgewerblichen Bildung, aber auch
der Unterricht im Zeichnen in den allgemeinen Volks-,
Tages- und Abendschulen hier große und wichtige Aufgaben
zu erfüllen habe. Den Geschmack der „prockucers
und consumers" im Volke zu heben, wurde aus-
drücklich als eine der Hauptaufgaben bezeichnet,
welche sich das neue Department zum Ziele zu
stecken habe.***) Auch wurde in den Ausführungsan-
weisungen (Direetories) immer wieder betont, daß bei den
staatlichen Beihilfen hauptsächlich die Gegenden mit über-
wiegend industriellen Bevölkerungsklassen bedacht
werden sollten.
Während das neueDepartment anfänglich dem Handels-
ministerium (Loarck o5 Iracke) unterstand, der Gesichtspunkt
der gewerblichen Förderung also offenbar noch in dem
Vordergrund stand, kam es (856 bei Errichtung des Lckuca-
Wir entnehmen diesen Aufsatz mit gütiger Erlaubnis des Herrn
Verfassers der „Internationalen Wochenschrift für Aunst, Wissenschaft und
**) S. Schwarz u. Strutz, Bd. Ich Buch ch S. H38.
s**) Die großen Aunstinstitute, wie Nationalgalerie und — soweit
die Anstalt für uns in Betracht kommt — das Britisd LIussuiu, wurden
übrigens dem genannten Ospurtmsut nicht unterstellt.
 
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