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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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2. Heft
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Boeheim, Wendelin: Ein Meisterwerk der Waffenschmiedekunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0054

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44

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

1555 heisst es, er sei weggezogen. Im Jahre 1547
wird von ihm «ain zwifach trinkgeschier (Doppel-
becher) innen und aussen verguldt» um 48 fl. 1 sh.
angekauft1). Schon 1546 zahlt ein Chunz Knopf 2 fl.
Bürgertaxe; derselbe ist vermuthlich mit obigem
Franz identisch.
He rmann Hettner hat bereits 18732) auf
Heinrich Knopf hingewiesen und ihn als Plattner
und nicht als Händler angesehen; noch näher ist
J. B. Nordhoff 18763) an ihn herangetreten und
hat überaus schätzenswerthe biographische Noten über
den Meister gebracht. Nach diesen stammen die
Knopf, auch Knop, aus Münster; der älteste des


Fig. 2.

Namens, David (Knoip), war daselbst ein wohl-
habender Goldschmied um 1573. Sein Sohn oder
jüngerer Bruder, der berühmte Heinrich Knopf,
verliess um 1604 der Kriegsbedrängnisse halber
Münster und begab sich nach Nürnberg, wo er in-
dess nur vorübergehend weilte und dortselbst auch
nicht aus dem Leben schied. Sein Wappen ist quer-
getheilt. Oben ein wachsender Mann, welcher mit
einem Stricke eine Schleife (auf süddeutsch Knopf)
macht, unterhalb drei Flammen. Erbstein bezwei-
felt die Autorschaft Heinrichs zunächst aus der Ur-

h Uhlirz K., Reg. aus dem Archive der Stadt Wien. Jahr-
buch d. kunsthist. Sammlungen Bd. XVIII.
2) Hettner Herrn., Heinrich Knopf ein Plattner? Zeitschr. f.
bildende Kunst, Bd. VIII, S. 151.
3) Nordhoff J. B., Die Künstlerfamilie Knop. Zeitschr. f.
bildende Kunst, Bd. XI, S. 220.

sache, weil von ihm nur Schaugroschen bekannt ge-
worden sind. Nun, wer das Kunsthandwerk, ja die
gesammte Kunstthätigkeit in der Renaissance kennt,
der wird ihren universalen Charakter gewiss zuge-
stehen. Der Goldschmied machte eben Alles, was in
dem Bereiche seiner Kunstfertigkeit gelegen war; er
modellirte und goss ebenso Medaillen, als er ein
Kleinod oder einen Kelch, ein Schwertbeschläge oder
einen Harnisch in Treibarbeit ausführte, ob das Ma-
terial Gold, Silber, Kupfer oder Eisen war. Ein er-
wiesenes Beispiel ist uns da Jörg Sigman in Augs-
burg und vor Allem der berühmte Venetianer Me-
dailleur Vittore Camelio, der 1509 vom Senate in


Fig. 3.
Venedig ein Privilegium zur Fertigung leichter Har-
nische erhielt. Auch Giovanni B. Ghisi kann hier
als Beispiel herangezogen werden, der Waffenstücke
in Eisen getrieben fertigte, die mit seinem Namen
bezeichnet sind. Heinrichs Thätigkeit als Medail-
leur1) hätte also nichts weniger als einen Zweifel
über seine Autorschaft erregen, eher ein Argument
dafür geben sollen.
Selbst der auffällige Umstand, dass wir in den
Archivalien Heinrich Knopf wiederholt als Persön-
lichkeit antreffen, von welcher Waffenstücke erworben
wurden, hat nicht zur Bildung einer Ueberzeugung
geführt, dass wir ihn neben seinem speciellen auch
im Fache der Waffenschmiedekunst thätig zu erblicken
haben.

*) Erman, Deutsche Medailleure, Berlin 1884, S. 76 f.
 
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