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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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3. Heft
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Boeheim, Wendelin: Studie über die Entwicklung des Geschützwesens in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0069

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3. Heft.

Zeitschrift für historische WafTenkunde.

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ist, nach welchen die vereinfachten und bedeutend
erleichterten Artillerieparks Kaiser Karls V., König
Ferdinands I., der Reichsfürsten und Städte hervor-
gegangen sind. Man nimmt als den hervorragendsten
Reformator Gregor Löffler in Innsbruck (geb. ca. 1490,
gest. 1565) an, allein dieser bedeutendste aller Guss-
und Büchsenmeister der Renaissance hatte sich aller-
dings. ein grosses Verdienst an der Umbildung des
Geschützwesens erworben, er begann aber erst 1529
selbstständig zu arbeiten, während seit dem Tode

Maximilians 1519 schon hie und da sich deutliche
Spuren einer Reformthätigkeit erkennen lassen.
Da scheint uns ein literarisches Werk, ein ge-
schriebenes Guss- Und Büchsenmeisterbüchlein, das auch
verschiedene andere Recepte enthält, geeignet, die Lücke
von mindestens zehn Jahren auszufüllen. Es ist das
Büchsenmeisterbuch des Christof Seselschreiber vom
Jahre 1524 in der königl. Hof- und Staatsbibliothek zu
München,^das uns einenwichtigen Beitrag zur Entwick-
lungsgeschichte des deutschen Geschützwesens liefert.










C irV'VH A J
' Fig. 1.




Bevor wir in die Betrachtung dieses Bildcodex
eingehen, sei es uns gestattet, über die Persönlichkeit
des Meisters einige Andeutungen zu machen.
Christof Seselschreiber ist der Sohn des bekannten
Malers Gilg, der von 1509 bis 1516 an der Fertigung
der Statuen am Mausoleum des Kaisers Maximilian I.
zu Innsbruck beschäftigt, aber dann entfernt worden
war. Auch Christof mit seinem Bruder Philipp und
seinem Schwager Sebastian Heuserer arbeiteten am
sogenannten «Maxgrabe» als Modelleure und Giesser.

Die Familie stammt aus Baiern. Christof begab sich
nach Abdankung seines Vaters nach Nürnberg und
scheint bald darauf Anstellung als Büchsenmeister bei
Herzog Wilhelm IV. von Baiern gefunden zu haben;
er war aber auch für den Kaiser, für Württemberg und
andere deutsche Fürsten, wie auch für Ungarn thätig.
*) Cod. gerra. 973. Der Schreiber dieses Aufsatzes nimmt
hier Anlass, der geehrten Direction der königl. Hof- und Staats-
bibliothek seinen verbindlichsten Dank für die zeitweilige leihweise
L'eberlassung dieses Codex auszusprechen.

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