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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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3. Heft
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Boeheim, Wendelin: Studie über die Entwicklung des Geschützwesens in Deutschland
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0070

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Schlange in Blocklafette mit vollständiger Requisiten-Ausrüstung.


Zeitschrift für historische AVaflfenkunde. I. Band.

Sein Todesjahr ist bis jetzt noch nicht zu eruiren
möglich gewesen. Christof führte das Wappen seines
Vaters: die drei Schildlein.
Der Bildcodex, 16 Cm. breit und 21-5 Cm. hoch,
besteht aus 145 nummerirten und einer Anzahl
leerer unnummerirter Papierblätter inzwischen und
am Schlüsse. Dieselben sind in einem Pergament-
umschlage, dessen Binderiemchen abgerissen sind.
Auf dem Pergamentrücken liest man in einer Schrift
der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts: «Chri-
stoph Ses'elschreiber von Glocken- und Stuck-
giesserei, Feuerwerk u. a. m. 1524.» An der
Innenseite des Umschlages ist ein ex libris in Kupfer-
stich mit dem kurbairischen Wappen und dem gol-
denen Vliess geklebt, das die Inschrift: «Ex Electo-
rali Bibliotheca Sereniss. Vtrivsq. Bavariae Du-
cum» trägt. Wie ein roth aufgedruckter Stem-
pel auf Blatt 1 erweist, befand sich der Codex
eine Zeit lang in der Bibliotheque Nationale zu
Paris.
Die Blätter enthalten eine fortlaufende Reihe
von Recepten zur Glockengiesserei, Stückgiesserei,
zum Richten und Laden der Geschütze, zur artille-
ristischen Ausrüstung, zur Fertigung von Bohrwerken,
Heb- und Brechzeugen und Messinstrumenten, zur
Kunstfeuerwerkerei, zur Pulvererzeugung, zur Ferti
gung von Tauchervorrichtungen, endlich zu Bade-
anlagen, Wasserhebapparaten und Kunstbrunnen. Die
Schrift besteht theils in Lapidar-, theils in Current-
lettern; erstere mit kleinen Figuren, Eicheln, Sternen,
Schellen etc., in den Worttheilungen im älteren
Miniaturenstyl ist etwas affectirt gegeben, die S und
N sind durchwegs verkehrt gezogen und verrathen
damit einen jugendlichen Schreiber. Die zahlreichen
Abbildungen in Aquarell sind unbeholfen und in-
correct, doch zuweilen anschaulich und meist ver-
ständlich. Nahezu auf jeder Seite finden wir den
Namen des Autors mit der Jahrza'hl 1524, ferner eine
ziemliche Anzahl von Länder- und Städtewappen,
aus denen zu vermuthen ist, dass Seselschreiber für
den Kaiser, in Baiern, Nürnberg, Augsburg, in Wür-
temberg und auch in Ungarn gearbeitet hatte. Ein
Titelblatt ist nicht vorhanden und wahrscheinlich
verloren gegangen. Was nun den Text selbst in
Bezug auf den artilleristischen Theil betrifft, so
schliesst. er im Allgemeinen in Styl und Inhalt an
die älteren Feuerwerksbücher sich an, von denen
unter vielen als das älteste jenes des Abraham von
Memmingen anzusehen ist, bringt aber nicht wie
viele andere Abschriften der alten oft unverständ-
lichen Recepte, sondern auf eigener Erfindung und
Erprobung beruhende Verbesserungen, die allerdings
bei dem gewundenen Styl hie und da unverständlich
erklärt werden.
Von Blatt 1 bis n laufen Vorschriften über das
Formen und den Guss der Glocken, über den Me-
chanismus der Gehänge u. dgl., die uns hier nicht
weite? berühren. Blatt 11 a bringt ein Recept «Biltu
ain guet polfer macen», das unzweifelhaft die- Ab-
schrift eines älteren Textes ist.
 
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