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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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5. Heft
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Ehrenthal, Max von: Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zu dem Hause Habsburg, [1]: nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0122

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io8

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

scheinlichkeit vorliegt, dass das Geschenk schon 1564
gemacht worden ist.
In Frage käme das Rapier E, 103, dessen Gefäss
obigen Angaben vollständig entspricht, dessen Klinge
jedoch keinerlei Bezeichnung führt. Das Rappier ist
italienisch.
11. Noch in demselben Jahre erfolgteeine Gegen-
gabe des Kurfürsten an seinen kaiserlichen Freund.
Es war «Zeug und Rüstung», welche er von seinem
Plattner für die «Römische königl. Majestät» anfer-
tigen Hess und die Anfang August in «drei Schlag-
fässer eingemacht» mit einem Geleitschreiben1) des
Kurfürsten von Dresden (sic) nach Wien geschickt
wurden. Die Rennzeuge, denn um solche handelt
es sich, befinden sich nicht mehr im Besitze des
Allerhöchsten Kaiserhauses, sondern im Musce d’Ar-
tillerie zu Paris (s. Cat. par L. Robert, G, 114 und
G, 116). Wie sie dahin gekommen, ob 1809 durch
Napoleon Bonaparte oder, wie in Paris behauptet
wird, 1839 durch Ankauf von einem Händler, möge
dahingestellt bleiben. Dass es die fraglichen Zeuge
sind, dafür sprechen die folgenden Merkmale: Zu-
nächst deren allgemeine Form, die mit anderen säch-
sischen Rennharnischen völligübereinstimmt; weiter die
Aetzmalerei, die ganz den Charakter der Dresdener Ar-
beiten jener Zeit repräsentirt, und endlich der kaiserliche
Adler und — darüber — zwei in sich verschlungene M,
welche bekanntlich als Maximilian II. und seine Ge-
mahlin Maria von Spanien, eine Tochter Karls V., zu
lesen sind. Dass dieses Monogramm keine Anwendung
auf Kaiser Maximilian I. und dessen Gemahlin Maria von
Burgund finden kann, ist schon von C. Gurlitt in seinem
bereits citirten Werke «Deutsche Turniere etc.» festge-
stellt worden. In derselben Schrift ist auch dargelegt
worden, dassderVerfertiger der Zeuge derkurfürstliche
Plofplattner Hans Rosenberger zu Dresden war, eine
Annahme, der wir uns unbedingt anschliessen müssen.
12. Im Jahre 1570 war Kurfürst August in Prag
zu Besuch bei Kaiser Maximilian II. Hieran erinnern
folgende Aufzeichnungen:
Inventar 1606, S. 869. «Ein türkischer Sebell
mit einer silbern, gewirkten (-aus Silberdraht gefloch-
tenen) schaiden, eisern vergüld beschlege und Silbern
Zindelten Band, hat Churfürst August zu Sachsen etc.
zu Prag bekommen». Es fehlt hier zwar der Ver-
merk, dass der Kurfürst den Säbel vom Kaiser be-
kommen habe — dies ist jedoch sehr wahrscheinlich.
Handelte es sich doch um ein kostbares Stück, dessen
Scheide eine neue Technik zeigte, ein Gewebe aus
Silberdraht, das erst zu Anfang des folgenden Jahr-
hunderts allgemein bekannt wird. — Der Säbel ist
nicht mehr in der Sammlung vorhanden.
13. Inventar 1606, S. 1437, «Kleidung zu Prag bey
Röm. kay. Maytt. Ao. 70 gebraucht».
«Ein leibrock mit einem schürz und Mandell
von silber und gülden Stück (Brockat) Dabey mit
gülden Posamentborten und schnüren belegt.

') H. St. a. 326, Bl. 59.

Ein bahr leibfarbene sammethosen mit seiden
Strumpf.
Ein Huet mit silbern und gülden stück überzogen
und einen rot und gelb weiss federbusch.
Ein bahr stiefeln von silbern stück mit gülden
Posamentborten verbremet».
Von dem Costüm sind nur noch die Stiefel in
der Sammlung vorhanden, s. Saal L, Pult I.
14. Inventar 1606, S. 429. Ein «Rappier und
Dolch mit einem Bogen (Faustschutzbügel), daran
die knöpf, hefft, Creutz, ganz golt und erhobener
schmelzwergkarbcit, die klingen kurz, darauf Andreos,
in schwarz sammetener schaiden u. s. w. Welches
Kaiser Maximilian hochlöblicher seligster gedechtnus
Herrn Christian, Herzogen zu Sachssen verehrt».
Die Garnitur, um die es sich hier handelt, be-
findet sich nicht mehr in der Sammlung. Wie bei
9 und io, so waren auch hier die Gefässe von
Rappier und Dolch, sowie die Beschläge an der
Scheide und dem Behänge mit Goldschmelz verziert.
Das Wort «Andreos» auf der Rappierkünge weist
vielleicht auf die Werkstatt des berühmten Belluneser
Klingenschmiedes Andrea Ferrara. Dass die Klinge
ausdrücklich als «kurz» bezeichnet wird, deutet darauf
hin, dass das Rappier wohl einem Knaben verehrt
wurde, und es dürfte der junge Herzog Christian
(1560—1591) der Empfänger desselben gewesen sein,
als Kaiser Maximilian 1575 zu Besuch am kursäch-
sischen Hofe in Dresden weilte.
15. Inventar 1606, S. 428. «Ein Rappier und
Dolch mit ganz güldenen knöpfen, hefften, Creutzen
Und einem runden bogen, durchbrochener und ge-
schmelzter Schlangenarbeit gemacht, auf der Klingen
eine kleine geschlagene Krohne, darunter ein S,
schwarz, sammetener schaide, Ortbänder und Gefess
ganz golt und gleicher arbeit (wie die Gefässe) die
heng und leibgürtell gleichfalls mit goldt beschlagen,
welches dem alten in Gott ruhenden Churfürst Augustus
Zue Sachssen hochlöblichsten gedechtnus von Erz-
herzogk Ferdinandt zu Oesterreich verehrt worden».
Das Rappier dieser Garnitur befindet sich im
Saal E unter No. 203. Es bietet für den Waflfen-
historiker einige interessante Momente. An dem
spanischen Gefäss mit besonders zartem Goldschmelz
sind als Künstlerzeichen je zwei verschlungene D
und C sichtbar, die auf den spanischen Wehrver-
golder Didacus oder Diego de Qajas hinweisen.
Die vorzügliche, mit einem Hohlschliff ver-
sehene Klinge führt als Marke ein gekröntes S, K
nebst einem zweiten Zeichen, einem Pfeile,
der als Beschau anzusehen sein dürfte. Die ^
S-Marke, welche von derjenigen der Toledaner V
Klingenschmiedfamilie de Sahagun abweicht, findet
sich genau so auf einem Rappier in der Spitzerschen
Sammlung (Kat. No. 165) vor, auch hier mit dem
Spruch, In te Domine speravi, non confundar, der
dort irrthümlich Rodriguez de Domingo gelesen ist.
Diesseits war im «Führer» als Verfertiger der Klinge
bisher der ältere Juan Martinez angesehen worden,
 
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