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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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8. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0232

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214

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

den Helm, tadellos herzustellen. Es war ein langer und
mühsamer Weg, den der Eisenhandwerker zurückzulegen
hatte, um von dem uralten Eberhelm zu jenen Pracht-
stücken vorgeschrittenster Treibarbeit zu gelangen, welche
jetzt den Stolz jeder Sammlung ausmachen. Hatten sich
ursprünglich Arbeiter und Besteller des Helmes damit
zufrieden gege-
ben, wenn des
Helmes Be-
standtheile fest
mit einander
vernietet oder
verschweisst wa-
ren, so ging nun-
mehr der Ehr-
geiz der Plattner
dahin, die Helm-
glocke und den
Helmkamm aus
einer einzigen
Eisenschale mit-
telst Handarbeit
herauszuarbei-
ten. Den mai-
ländischen
Treibkünstlern
genügte jedoch
der eine Kamm
allein nicht
mehr: Sie bos-
selten aus dem
spröden Mate-
riale mit ge-
schickter Hand
drei, ja sogar
mehr Kämme
heraus, eine Lei-
stung , welche
um so höhere
Bewunderung
verdient, als
man vor etwa
vier J ahrh under-
ten Maschinen-
kraft in unserem
Sinne noch nicht
kannte.
Nach einem
kurzen Hinweise
auf die Wand-
lungen, welche
das Wort crete
bezüglich seiner
Bedeutung
durchzumachen
gehabt hatte,
tritt B. der An-
sicht des Majors
Angelucci entgegen, welcher die mehrkämmigen Sturm-
hauben für ein vorschriftsmässiges Ausrüstungsstück der
reitenden Arquebusiere am Mediceerhofe erklärt. Buttin
begründet seinen Zweifel an der Richtigkeit der Annahme
Angeluccis damit, dass er bei keinem älteren italienischen
oder französischen Schriftsteller diese Gattung von Sturm-
hauben als eine allgemein übliche Kopfbedeckung für

Trabanten bezeichnet fand. Das seltene Vorkommen
dieser durch ihre Technik hervorragenden Rüststücke in
öffentlichen und privaten Sammlungen, die Schwierigkeit
ihrer Herstellung lässt vielmehr vermuthen, dass dieselben
nicht etwas Regelmässiges, sondern nur Ausnahmen waren,
welche der Laune eines freigebigen, vornehmen Herrn
und dem Ehr-
geiz eines Treib-
arbeiters , wel-
cher in seinem
Fache ein Mei-
sterstück ma-
chen wollte, ihr
Dasein verdan-
ken. So werden
nach Buttin die
beiden dreikäm-
migen polirten
und ciselirten
Sturmhauben
aus Stahl, wel-
che in Turin
aufbewahrt wer-
den , die man
den medicei-
schen Arquebu-
sieren zu-
schreibt, wohl
Cavalieren die-
ses kunstsinni-
gen Hofes ge-
dient haben.
Buttin geht
nun die einzel-
nen grösseren
Sammlungen
nach diesen
eigenartigen
Sturmhauben
durch; wir er-
sehen daraus,
wie überaus sel-
ten sich diesel-
ben vorfinden.
Bezüglich der
Bemerkung But-
tins, dass Boe-
heim in seiner
< Waffenkunde »
auf Seite 48 zwar
eine Sturmhaube
mit drei gezähn-
ten Kämmen aus
demZeitalter des
Kaisers Karl V.
anführt, jedoch
zu sagen vergisst,
welcher Samm-
lung das abgebildete Exemplar angehöre, möchte derReferent
auf einen Satz in der Vorrede zu der « Waffenkunde » verwei-
sen, welcher Buttin gewiss entgangen ist und dessen Frage
erschöpfend beantwortet. Dort heisst es; «Die Vorlagen
für die erläuternden Figuren sind womöglich nach Ori-
ginalen gezeichnet und dort entlehnt, wo sie dem Ver-
fasser zunächst zur Hand waren. Aus der Waflfensamm-
 
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