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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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9. Heft
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Jähns, Max: Die Kehrwiederkeule
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0236

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2 iS

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Streuer. Offenbar war sie aber schon bei der Ur-
bevölkerung- des vorarischen Indiens altheimisch.
Sie erscheint bei dieser unter den Bezeichnungen
(katariyeh, collery und valai tadi’, d. h. Krummstab.
In Südindien war sie als Waffe der Räuberkasten
der Kallar und Maravar gefürchtet; in anderen
Gegenden, z. B. im Gudschrat, galt sie als Jagdwaffe.
Das Tamil bezeichnet sie als /waleidadi’. Der-
gleichen Waffen wurden aus Holz, doch auch aus
Elfenbein hergestellt. Stücke - aus beiden. Stoffen

jetzt in den oberen Nilländern und in Darfur ge-
brauchten Wurfhölzer auf jenes ägyptische Vorbild
zurückzuführen sind oder doch gemeinsamen Ur-
sprung mit ihm haben. Auch assyrische Denk-
mäler zeigen dieselbe Waffe.
Bei so weiter Verbreitung der Kehrwiederkeule
versteht es sich fast von selbst, dass sie auch auf
europäischem Boden angewendet wurde, und
zwar scheint sie im Abendlande den Namen Cateja
geführt zu haben.


Fig. 4. Nach Luders.


Dg. 5.

besitzt das Museum von Madras.1) Die indischen
Formen weichen vielfach bedeutend von den austra-
lischen ab. (Fig. 5.)
Im orientalischen Alterthume hatte die
Waffe offenbar grosse Bedeutung. Aegyptische
Bildwerke zeigen ganze Schaaren von Kriegern mit
ihr ausgerüstet (Fig. 6); ein in Theben aufgefundenes
Originalstück bewahrt das britische Museum, und
es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die noch

*■) Oppert; On the weapens of the ancient Hindus (1880).
Eg er ton: Indian Arms (London 1880).


Im VII. Gesänge der Aeneide (v. 741) erwähnt Vergil (40
v. Chr.), wo er von dem campanischen Volke der Abeller spricht,
«teutonico ritu soliti torquere catejas», woraus zunächst hervor-
geht, dass die Cateja eine gewirbelte Wurfwaffe war. Etwa neunzig
Jahre später berichtet Silius Italicus1) von einem afrikanischen
Stamme: «Pande manus est armata cateja»; die Cateja war also
gekrümmt. Um 85 n. Chr. bezeichnet Valerius Flaccus die
gewirbelte Cateja als Hauptwaffe eines kaspischen Volkes;2) dann
aber hört man lange nichts mehr von ihr, bis Servius, ein Er-
klärer des Vergil (450 n. Chr.), eine genauere Beschreibung dieser

*) In seinem epischen Gedichte Punica (III, 277).
2) Epos cArgonautica’ (VI, 83), «Et puer e primo torquens
temone cateja».
 
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