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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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9. Heft
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Engel, Bernhard: Nachrichten über Waffen aus dem Tresslerbuche des deutschen Ordens von 1399-1409, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0250

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232

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

1/2 Schock kleine Steine, faustgross ä 18 denar.
2 Schock kleine Steine für 4 m.
14 grosse Büchsensteine werden von Strasburg
nach Gollub gefahren, zu jedem Steine 4Pferde.
6 Büchsensteine «zu des marschalkes bochse»
t m, also a 4 scot oder 10 Schilling; dies ist
mithin eine der grössten, vielleicht die zweit-
grösste Büchse. —
Für die Lothbüchsen dient als Geschoss das
Gelote, also Bleikugeln und Hagelgeschoss.
1401: 3 m. vor 9 steine blyes zu geloten und 3 m.
3/2 firdung vor 12 500 gelote und hailgeschoss
(Hagelgeschoss) zu machen; also 3 m. für das
Material, 3 m. 1/2 fird. Arbeitslohn. Das Hagel-
geschoss (eine Art Kartätsche) besteht aus
kleinen Eisenstücken, denn
1403 : 7 m. an 1/2 fird. vor 17 steyne (1 Stein = 24Pfd.
alt oder 20 Pfd. neu) hagelgeschoss vor ysen
und machelon; daraus ist zu folgern, dass die
9 Steine Blei zu' 12500 Geloten verwendet
wurden, das ergiebt für das Gelote 7,2 Gramm
heutigen Gewichts.
1405: 13 scot 1 sch. vor 500 hagilgeschos und vor
1 schog kyle (Keile) zu buchsen.
1407 werden 3 Ctr. Gelote durch den Glockengiesser
zu Marienburg gegossen.
1408 werden 6 Ctr. «blyinne gelote»,
1409: 5 Ctr. und 13/2 Ctr. Gelote gegossen, ferner
werden erwähnt
2 Ctr. Blei zu Geloten, desgl. 3/2 Ctr.
Endlich erhält 1409 der Büchsenschütze und
Pulvermacher Sweczcr aus Danzig i3/0 m. für 39
Feuerpfeile (voyerpfyle), die wohl auch aus den
Büchsen geschossen wurden. 3)
Einen weiteren Anhalt für die Grösse der ver-
schiedenen Kaliber bilden die Pfropfen. Dieselben
waren «gedreht», d. h. gedrechselt, also aus Holz;
die grössten Pfropfen wurden an beiden Enden mit
Ringen beschlagen. 1405 werden 100 Büchsenpfropfen
für zusammen 13 scot erwähnt. Alle übrigen bezüg-
lichen Eintragungen rühren aus dem Jahre 1409 her.
Die Pfropfen zur grössten Büchse kosten je 8 den.,
der Beschlag an beiden Enden für den Pfropfen 3
Schilling; im Ganzen werden 49 Pfropfen aufgeführt.
Für die Büchse «Fellemuwer» werden 2 Schock
Pfropfen ä 4 den. gefertigt, an anderer Stelle für
«die alden grossen bochsen» 3 Schock ä 4 den.
(beide büchsen sind also wohl deutsch), für 2 Mittel-
büchsen 2 Schock ä 3 den., für die Osterodische
Büchse 1 Schock ä 3 den., für die Graudenzer Büchse,
die auch ausdrücklich als Mittelbüchse bezeichnet
wird, 3/2 Schock ä 2 den., die ersteren waren also
die vorher erwähnten grossen Mittelbüchsen, endlich
für die «cleynen steynbochsen of den karren» 7
Schockfür ifird. AusletztererStellelässtsichschliessen,
dass die grössten Büchsen gewöhnlich, festgelagert
waren, die Mittelbüchsen auf Büchsenwagen, die kleinen

!) 1385 sind in Christburg 2 Pfeilbüchsen vorhanden.

Steinbüchsen auf Karren gefahren, die Lothbüchsen
dagegen in tragbaren Laden geführt werden.
Ueber das Pulver erfahren wir nur, dass es aus
geläutertem Salpeter, Schwefel und Lindenkohlen,
deren Verhältniss sich nicht sicher feststellen lässt,
in Oelmühlen mit Pferdebetrieb gefertigt und zunächst
in Tonnen veipackt wird. Die kleineren Geschütze
wurden mit einem Pulversack ausgestattet, wie sich
aus der Eintragung von 1409 schliessen lässt. Es wird
nämlich hinter einer Ausgabe für das Beschlagen von
7 Büchsenkarren eine Zahlung von 9 scot für 7 Pulver-
säcke vermerkt.
Zum Laden dienen Mässchen, Löffel und Kolben,
auch andere kleine Werkzeuge werden aufgeführt:
1401: 21/2 m. vor 4 kolpfhannen und 5 scot vor
1 pulversyp (Sieb).
1405 : 3 m. 13 sc. vor 6 steyne ysens (Eisen) zu dem
buchsengezog und vor alle gerede (Geräthe)
darzu.
3/2 fird. vor 2 eien parcham, die die buchsen-
schuczen zum fuyrgeschoss haben wolden.
1409: 4 sc. vor 4polfermesechen von bleche gemacht
und vor 4 roren, do der bochsenschocze
fuwer mag innc tragen.
1 m. vor 5 ladeleffel zu der grosen bochsen,
vor 4hamer, vor 1 onetemesser, vor 1 huf-
zange und vor 1 fyle (Keile).
2 scot vor 1 yserynne kohve, polier, domete
yn (in die Büchse) zu stossen.
2 scot vor blech zum ladeleffel zur grosten
bochsen.
Büchsenschützen.
Von Büchsenschützen (die Büchsengiesser, ur-
sprünglich Glockengiesser, dienen zugleich als Schützen)
erfahren wir folgende Namen:
1399: Engelhard.
1401 —1403: Engelke (Engilke, Engilkel) zu Balga,
Eylau, Bartenstein etc.
1401 : Thomas, nur als Schütze bezeichnet, also viel-
leicht nur Bogen- oder Armrustschütze, wie
die 1409 erwähnten Dänischen Schützen.
1402 : Andris Niclus, vielleicht identisch mit dein 1404
erwähnten Andris, des Marschalls Büchsen-
schütze, und dem 1409 erwähnten Andris aus
Marienberg.
Peter, aus Wilna.
Jacob vom Berge in Ragnit.
Heinrich Hcmppel in Eylau.
1403—1404: Lorenz, Schütze ohne Zusatz.
1403 : Hannus Mysener, nach Liefland gesandt, kommt
noch 1409 vor.
1404: Hermann.
1404: Niclus Frunt in Mewe.
1405—1409: Niclus Flinsl (Flynsl) in Elbing und
Plohcnstein.
1406: Hannus Lutke.
1409: Peter Bale in Elbing, wohl identisch mit dem
schon 1408 in Christburg erwähnten.
 
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