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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

DOI Heft:
10. Heft
DOI Artikel:
Thierbach, Moritz: Über das Radschloss
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0266

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248

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

der Feder l" ein und wurde festgehalten. Ein bei
dieser Einrichtung äusserlich am Schlossbleche her-
vorstehender Druckstift wirkte dann auf diese kleine
Feder und hob sie aus, wodurch der Pfannschieber
frei und von der auf den Fuss desselben drücken-
den Feder über die Pfanne zurückgeschoben wurde.
Bei einer andern Art des Pfannschiebers bestand der
eigentliche Schieber mit dem Arme aus einem Stück,
infolgedessen war derselbe, ebenso wie die obere
Fläche der Pfanne, als ein Bogen gestaltet, dessen
Mittelpunkt in der Schraube lag, um welchen sich
dieser Schieber am Schlossbleche drehte.
Zuletzt sei noch eine Art Sicherung erwähnt,
welche ebenfalls der spätem Zeit angehört und dem •
immerhin leicht vorkommenden unbeabsichtigten Los-
gehen des gespannten Schlosses Vorbeugen sollte.
Diese Sicherung' bestand meist in einem kleinen
Flebel auf der äusseren Seite des Schlosses, wel- !
eher sich vor den durch das Schlossblech hindurch
geführten Fuss des Abzugs legen Hess und das Zu-
rückziehen des Abzugs verhinderte. Zuweilen kam
auch ein Schieber vor, der innerhalb des Schlosses
den Abzug festhielt.
Eine wesentlichere Abweichung der Einrichtung
des Radschlosses kam bei den für Damengewehre
oder die sogenannten Teschinken bestimmten vor. j
Zuweilen wird diese Art mit dem Namen «kurlän-
dische Radschlösser» bezeichnet. Da diese Gewehre j
sehr leicht und zierlich gebaut und infolgedessen
auch sehr schmal waren, konnte im Schafte nicht
Raum für die inwendigen Schlosstheile geschafft i

werden, ohne die Haltbarkeit desselben zu sehr in
Frage zu stellen.
Fig. 2 A und B zeigt ein solches Schloss von
aussen und innen. Abgesehen von der durch die
starke Kolbenabsenknng derartiger Gewehre veran-
lasstcn eigenthümlichen Form des Schlossblechs war
in der Plauptsachc die Einrichtung des Schlosses die-
selbe wie am gewöhnlichen Radschlosse, nur dass
auswendig am Schlossbleche ausser dem Hahne f
der Plahnfeder g und dem Rade c auch noch die
grosse Feder h mit der Kette angebracht war. Auf
der inwendigen Seite (Fig. 2 B) war nur die Stange i
mit dem Abzüge k, sowie der oben als Abart an-
geführte Pfannschieberarm l’ mit dem Pfannschieber
l" verblieben, wobei die Feder auf den Fuss des
Pfannschieberarms wirkte. Auch ist äusserlich in
Fig. 2 A der Druckstift bei a angegeben, welcher
die Schieberfeder zum Schliessen der Pfanne aus-
hob. Das Oeffnen der Pfanne — Vordrücken des
Pfannschiebers — musste dagegen mit der Hand
erfolgen.
Die beiden dargestellten Schlösser sind in der
Waffensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses zu
Wien enthalten. Nach Mittheilung des Herrn Direc-
tor Boeheim ist das der Fig. 1 ein Innsbrucker Er-
zeugnis, welches unter Erzherzog Ferdinand von
Tirol gegen 1580 hergestellt und hier in einhalb
der natürlichen Grösse dargestellt ist. Das in Fig. 2
vorliegende Schloss ist ziemlich gleichzeitig entstan-
den und wie es scheint Augsburger Arbeit.

Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen.
Von k. u. k. Major P. Sixl in Levico.
(Fortsetzung.)

Die daselbst abgebildete Handbüchse erinnert
an cod. 3069 (Fig. 15); dieselbe besteht aus Lauf
und Schaft (Fig. 20).

©

Fig. 20. Handbüchse mit Geschoss aus Cod. lat. 197 der Kgl.
Hof- und Staatsbibliothek zu München. 1420—1430.

Der Lauf hat an der Mündung eine ringförmige
Verstärkung, ist in der Nähe des Zündlochs verengt
und nach der Zeichnung 8—io Kaliber lang. Be-
merkenswerth ist die Kürze des Schaftes, welche
fast die Länge ‘des Laufes erreicht. Eine Entzündungs-
vorrichtung fehlt; vor der Mündung sieht man das
kugelförmige Geschoss.

Recht interessant ist eine zweite Abbildung der-
selben Handschrift, welche zweifellos
als die weitere Entwickelung der Göt-
tinger Büchse angesehen werden muss
(Fig. 2 x).
Eine Handfeuerwaffe ist vorne auf
eine Gabel, rückwärts auf ein Gestell
aufgelegt, welches aus zwei Längen-
balken, verbunden durch drei Quer-
balken, besteht. Die Gabel steht auf
einem hölzernen Dreifuss, das Gestell
scheinbar auf dem Mittelbalken des-
selben.
Die Handfeuerwaffe besteht aus Lauf und Schaft.
Der Lauf ist cylindrisch, ziemlich lang, und hat
unterhalb, beiläufig in der Mitte des Laufes, einen


büchse aus Cod. lat.
197 der Kgl. Hof-
u. Staatsbibliothek
zu München.
1420 — 1430.
 
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