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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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10. Heft
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Fachliche Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0276

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258

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

1. Band.

werthvolle Quellenwerk zu erwerben, und nicht jeder
wohnt in einer Stadt mit einer reich dotierten Bibliothek,
welche ihm das Werk zum Studium zur Verfügung
stellen kann.
Das hohe Oberstkämmerer-Amt hat nun in Berück-
sichtigung dieses schwierigen Umstandes und zur Erleich-
terung des Bezuges durch die Fachfreunde den Antrag
der Redaction genehmigt, dass von nun an die wissen-
schaftlichen Abhandlungen ohne Fortsetzungen in jedem
Bande abgeschlossen veröffentlicht werden und dass jede
dieser Abhandlungen auch einzeln verkäuflich in den
Handel gelangen kann. Hierdurch sind nun die ver-
schiedenen Gelehrten und Freunde der Kunst- und Waffen-
geschichte in den Stand gesetzt, den ihnen wichtigen Theil
jedes Bandes um einen
angemessen billigen und
zu erschwingenden Preis
zu erwerben. Mit dieser
Verfügung erleidet die
Herausgabe des ge-
sammten Jahrganges
keine Aenderung.
Wir werden nun
in steter Beobachtung
der Bedürfnisse und Be-
strebungen unserer ver-
ehrten Mitglieder und
Collegen in jedem Jahre
jene Abhandlungen zur
Kenntniss bringen,
welche in das Fach der
historischen Waffen-
kunde einschlagen.

nWßvMt

Irdene Hand-
granaten aus den
Kreuzzügen. Anläss-
lich der Anwesenheit Sr.
Majestät des Deutschen
Kaisers in Damascus
wurde die Aufmerksam-
keit auch auf die reichen
Sammlungen orientali-
scher Kunstgegenstände
im Hause des deutschen
Consuls Herrn Lüttike
gelenkt und unter ande-
rem auch einer dort befindlichen Handgranate aus Thon
Erwähnung gethan. In dankenswerthester Weise gab Herr
Consul Lüttike hierüber nähere Auskunft, welcher folgen-
des entnommen sei:
Im Jahre 1895 veräusserte die Municipalität von
Damascus den Graben der alten Citadelle zum Zwecke
des Aufbaues eines neuen Bazars. Bei den wegen des
schlammigen Untergrundes bis in eine Tiefe von 5 m
geführten Fundamentierungsarbeiten fand man in einer
von 2 bis 5 m variierenden Tiefe eine Anzahl Töpfe
aus gebranntem Thon. Leider wurden diese Funde von
den Arbeitern, die einen kostbaren Inhalt vermutheten,
bis auf 6 Stück, die in mehr oder minder gut erhaltenem
Zustande gerettet werden konnten, zerschlagen. Der den
Bau leitendem Ingenieur wusste den Zweck der Gefässe
nicht zu deuten und legte dem Fund wenig Werth bei.
Im Jahre 1897 sah sie bei ihm ein französischer Gelehrter

Irdene Handgranate.

mit Namen Tribidez, der sein Urtheil dahin abgab, dass
es sich offenbar um Granaten handele, die mit grie-
chischem Feuer gefüllt von den Sarazenen im Kampfe
gegen die Kreuzfahrer verwendet. wurden.
Die nebenstehende Figur giebt die Gestalt eines der
Gefässe in natürlicher Grösse wieder, die Form zeigt bei den
übrigen kleine Abweichungen. Sie tragen, offenbar zum
Zwecke des sicheren Anfassens beim Werfen, schuppenartige
durch Auskratzen mit einem spitzen Instrument herge-
stellte und zu einem Ornament angeordnete Vertiefungen
und zum Theil kufische Schriftzeichen, die indessen un-
leserlich sind. Die Wände sind aus mehr oder minder
hartem Thon, ihre Dicke liegt zwischen 4 und 12 mm.
Das Mundloch ist etwa 5 mm weit.
Soweit die That-
sachen! Dafür, dass
diese Gefässe wirklich
Handgranaten gewesen,
spricht in erster Linie
der Fundort in einer
wohl der Zeit der Ivreuz-
ziige angehörenden Erd-
schicht des Citadellgra-
bens. Will man der ge-
schichtlichen Specula-
tion Raum geben, so
wäre an die im Jahre 1148
während des 2. Kreuz-
zuges unter Kaiser Kon-
rad III. erfolgte vergeb-
liche Berennung von Da-
mascus zu denken. Die
Gefässe wurden, mit
griechischem Feuer ge-
füllt und angezündet,
von der Mauer aus unter
den stürmenden Feind
geworfen, wo sie beim
Zerbrechen den heftig
brennenden, bei reich-
licher Gegenwart von
Schwefel auch wohl
erstickende Gase aus-
sendenden Inhalt um-
herschleuderten. Sie
dürften mit den von
chinesischen Piraten ge-
brauchten Stinktöpfen
auf eine Stufe zu stellen sein, welche, auf das zu enternde
Schiff geworfen, höchst widerliche Gase ausströmten und
so die Vertheidigung der gefährdeten Stelle unmöglich
machten. Ueber die Verwendung des griechischen Feuers
im Land- und Seekriege schreibt Bertholot in der Grande
Encyclopedie, Tome 17, Page 367: «Jusqu’au dixiöme
siöcle l’emploi du feu gregeois parait limitö aux guerres
navales. Tout au plus etait-il projete sur les habitations
situees au bord de la mer. L’usage du feu grögeois et
des compositions incendiaires multiples resumees sous ce
nom se repandit alors de plus en plus. Non seulement
on l’appliquait dans les siöges ä la fagon des Grecs et
des Romains et dans la guerre navale ä la maniere des
Byzantines, mais les Muselmans c’est ä dire les Persans
et les Turcs qui combattaient les croisös mirent en ceuvre
le feu gregeois dans la guerre des campagnes. Ils atta-
chaient des composition incendiaires ä tous leurs traits,
 
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