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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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11. Heft
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Boeheim, Wendelin: Neues aus dem Musée d'Artillerie in Paris, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0290

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272

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Berthier: «Ainsi que Votre Majeste l’ordonne je
viens de faire oter des voitures qui conduisaient
les armures ä Paris, celle de Francois I., et je la
porterai moi meine quand j’aurai l’autorisation de
quitter l’armee ...»
Ein weiteres Schreiben des Commissaire de
guerre Mr. Pcrnichot an Mr. Hurtrel, adjudant com-
mandant, Chef d’Etat-Major, General de la Grande
Armee, bezieht sich auf denselben Gegenstand:
«Augsbourg le 1 Mars 1806. — Le commissaire
ordonnateur en chef me Charge de faire partir sous
l’escorte d’un gendarme, un Caisson Charge de
vieulles armures que Son Excellence le Ministre de


Fig. 4. Helm des Charles de Bourbon in der Kais. Waffensamm-
lung zu Wien. Cat. No. 178.

la guerre envoie a Sa Majeste Imperiale et Royale.
Les armures arriveront aujourd’hui ä Munich, le Caisson
sera Charge ce soir et pourra partir demain matin.
Je Vous prie, mon General, d’avoir la bonte d’or-
donner qu’un gendarme de confiance se rende au
domicile de Mr. Chevenni löge lettre C. No. 356
chez qui le chargement aura lieu.»1)
Nach diesem interessanten archivalischen Funde,
der als ein Präludium für die weitere Thätigkeit er-
scheint, schritt Oberst Bernadac an die genaue Re-

1) Gefällige Mittheilungen des Herrn Obersten, Conservators
des Musee d’Artillerie Frangois Bernadac, für welche wir hier
unseren verbindlichsten Dank aussprechen.

vision seiner unterstehenden Sammlung zur Wieder-
auffindung der in Vergessenheit gerathenen aus
Ambras stammenden Stücke. Zur Hilfe hierbei
hatte er zunächst den Wortlaut des Proces verbal,
aber nach Umständen auch jene in den alten In-
ventarien von Ambras, deren ältestes, wenn auch
incomplett, von 1583 datiert. Sein wichtigstes Ver-
gleichsinstrument bildete aber das grosse Kupfer-
stichwerk von Schrenckh von Notzingen.
Als um 1580 Erzherzog Ferdinand seine Samm-
lung von Harnischen und Waffen berühmter Männer
anzulegen begann und sich an verschiedene Höfe
und Persönlichkeiten wendete, hatte er schon ur-
sprünglich die Absicht, ein grosses Bilderwerk her-
stellen zu lassen, um den Geschenkgebern mit einer
Gegengabe zu dienen. In diesem Prachtwerke in
Folio sollten die Abbildungen aller kleiden, in die
vorhandenen Harnische gekleidet, Aufnahme finden.
Der Erzherzog betraute mit dessen Plerstellung seinen
Secretär Jacob Schrenckh von Notzingen im Jahre
1582. Seine Vollendung erlebte der Prinz jedoch
nicht mehr, denn es erschien erst 1601 mit 125
Kupfertafeln bei Johannes Agricola (Bauer) in Inns-
bruck. Die Zeichnungen zu den Tafeln fertigte
Giovanni Fontana, den Stich besorgte Dominicus
Custos. Der überaus langathmige lateinische Titel
ist hier nicht wiederzugeben; wir bezeichnen es
darum nur kurz als «Armamentärium heroicum».J)
Im Hin blick auf die Sammlung muss bemerkt
werden, dass das Musee d’Artillerie seit 1806 keines-
wegs intact geblieben war. Im Jahre 1817 war ein
grosser Theil an Waffen nach Rochette gekommen,
welche erst 1820 wieder zurückgelangten. Dabei
geriethen schon Objecte in Verlust. Ebenso wurden
Waffen im Jahre 1830 nach Vincennes und anderen
Orten geliefert. In der Revolution dieses Jahres
wurde das Museum vom Volke nahezu ausgeleert,
und wenn auch der bedeutendste Theil des Ent-
tragenen schon in wenigen Tagen wieder zurück-
gebracht wurde, so war immerhin mancher schwere
Verlust zu beklagen. Im Jahre 1848 waren die Er-
eignisse fast spurlos an dem Museum vorübergegan-
gen, doch waren dafür in dem Aufstande der Com-
mune 1871 einige Schäden zu beklagen.
Vom Harnische des Anne de Montmorency ist
nur der Säbel mit der etwas sonderbaren Beschrei-
bung: «versehen (surmonte) mit einem Kreuz», nicht
mehr festzustellen. Aber in Taf. XXV in Schrenckh’s
Kupferstichwerke ist ja der Connetable mit seinem
Seitengewehre deutlich abgebildet? Da zeigt sich,
dass dieses ein Haudegen mit Faustschutzbügel (pas
d’äne) und der Ausdruck «Säbel» nur eine un-
richtige Bezeichnung ist, wie auch mit «Kreuz»
sicher der Griff in seiner Gesammtheit zu verstehen

J) Im Jahre 1603 erschien von diesem Werke eine deutsche
Ausgabe von Engelbrecht Noyse von Campenhouten und 1735 bei
Christ. Weigel's Wittwe unter dem Titel; «Ombrassische Helden-
Rüst-Kammer» eine kleinere Ausgabe durch Joh. David Köhler in
Nürnberg mit trefflichen Copien der Tafeln.
 
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