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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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11. Heft
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0297

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i. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

279

Strickes; endlich ist am Sattel eine Tasche befestigt,
welche augenscheinlich den Schiessbedarf aufnehmen
sollte.
Die Darstellung lässt folgende Handhabung er-
kennen: Der Schütze trug die Waffe bei sich am
Pferde; zum Schiessen stellte der Reiter die Gabel
schräg nach vorwärts auf, legte mit der linken Hand
die Handbüchse in diese
ein, so dass der Haken
knapp vor die Gabel
kam, ergriff mit der
rechten Hand die bren-
nende Lunte und ent-
zündete mit dieser die
Ladung.
Dieselbe Abbil-
dung eines geharnisch-
ten Reiters mit einer
Handbüchse ist im cod.
lat. 7239 — fol. 79 —
der National-Bibliothek
zu Paris (circa 1450),
wo derselbe als «eques
scopettarius; vorgeführt
wird.1) (Fig. 43.)
Denselben Reiter
findet man auch im
Manuscripte des Ma-
rianus Jacobus in der
St. Marcus - Bibliothek
zu Venedig;2) schon
aus diesem Umstande,
sowie aus dem Ver-
gleiche dieser
düngen geht
dass jene im
m. 197 zu Mün-
chen (Fig. 42)
die älteste ist.
Diese Ab-
bildungen las-
sen ferner ent-
nehmen , dass
bei den darge-
stellten Idand-
büchsen Flug
und Kammer
nicht beson-
ders lang
waren und dass somit ein Erfolg nur auf sehr kurze
Entfernungen zu erwarten war.
Der schon einmal erwähnte cod. germ. 734 der
kgl. Hof- und Staatsbibliothek zu München bringt
eine Abbildung, aus welcher hervorgeht, dass der-
artige oder ähnliche Handbüchsen thatsächlich von

*) M. Berthelot: Pour l’histoire des arts mecaniques et de
l’artillerie vers la fin du moyen äge. Fig. 43 dort entnommen.
2) Fave, Etudes, pl. 8, fig. 5.

Reitern auf sehr kurze Entfernungen gebraucht wur-
den. (Fig. 44.)
Ein Reiter feuert eine kurze, rückwärts mit einem
wahrscheinlich eisernen Stiele versehene Handbüchse
ab; für die Grösse und Schwere dieser Waffe ist be-
zeichnend, dass der Reiter dieselbe im Momente des
Schusses in der ausgestreckten rechten Hand hält,
dieHandbüchsc auf bei-
läufig Pferdelänge auf
den geharnischten Geg-
ner abschiesst und die-
sen augenscheinlich ver-
wundet.
Die Abbildungen
(Fig. 42 bis Fig. 44)
bringen zwei neue Er-
scheinungen : erstens
die Anbringung eines
Hakens bei den Hand-
büchsen und zweitens
die Verwendung der-
selben zu Pferde.
ln den bisherigen
Darstellungen kam der
Haken nur bei’ augen-
scheinlich grösseren
Stücken vor, wie z. B.
Fig. 21 und Fig. 37.
Die eigentlichen Hand-
büchsen waren
in der Con-
struction kurz
und leicht und
wurden aus
freier Hand ab-
geschossen.
Durch die all-
mählige V er-
grösserung
und im vorlie-
genden Falle
wohl auch da-
durch, dass die
Waffe g'anz aus
Eisen angefer-
tigt wurde,
später auch
durch die Ver-
längerung des
Laufes wurden die Handbüchsen schwerer, die
Handhabung derselben anstrengend; es lag nahe,
diese durch Anbringung eines Plakens zu er-
leichtern; nachdem die feste Unterlage fehlte, er-
setzte man dieselbe durch eine Gabel, eine Idee,
welche schon in Kieser Bellifortis praktisch gegeben
war. (Fig. 14.) Die zweite Erscheinung, die Verwen-
dung der 1 Iandbüchsen zu Pferde, kann dadurch er-
klärt werden, dass dieselben trotz aller Mängel als
wirksame Schiesswaffe schon anerkannt und respek-


Fig. 43. Eques scopettarius aus dem Codex lat. 723g der National-
bibliothek zu Paris.


Fig. 44- Reiter mit Handbüchse im Gefechte aus dem Codex germ. 734 der kgl. Hof- und
Staatsbibliothek zu München.
 
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