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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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12. Heft
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0319

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12. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkirnde.

301

Auch Konrad Gürtler, Anschicker auf der Peunt,
berichtet in seinem vom Jahre 1462 angefertigten
Verzeichnisse von diesen Zeichen.
Im Rathhaus zu Nürnberg befand sich in einer
Truhe ein Sortiment alter Bleikugeln, jede in einem
besonderen Fach, dessen Deckel das Zeichen der
Büchse trug, zu welcher die Sorte gehörte.1)
Bei den vorliegenden Abbildungen sind 9 ver-
schiedene Zeichen wahrzunehmen, welche daher 9
verschieden grosse Kaliber darstellen.
Von den übrig'en Abbildungen wären noch die
«Geuasst pokhpüchsen» zu erwähnen; diese sind

demoliantur. (Additiones Florentinae ad Rev. Ital.
script. vol. II, p. 701.)1)
Von besonderer Bedeutung ist die folgende
Abbildung:
(Fig. 52.) «Hultzein Ladung.»
Diese Darstellung zeigt 4 verschieden grosse,
gerade Kreiscylinder; nach der Ueberschrift waren
dieselben von Holz, augenscheinlich auf der unteren
Seite geschlossen, oben ist ein abnehmbarer Deckel
aufgesetzt.
Diese Holzcylinder enthielten das Pulver für
eine Ladung; es ist auch wahrscheinlich, dass die


Fig. 50. «Hagknpuchsen mit dem kleplat vnd kreutz» aus dem Landshuter Zeughausinventare. 1485. Grossherzogi. Universitäts-
bibliothek zu Heidelberg.

jedoch auf fahrbaren Holzconstructionen befestigt
und bilden somit den Uebergang zu den Geschützen.
Auffallend sind auch die Abbildungen der «Alt
klotzn» und der «New klotzn». Erstere sind durch 3,
letztere durch 5 verschieden grosse Würfel dar-
gestellt; bei diesen wechselt die Länge einer Seite
zwischen 5 mm und 15 mm, bei jenen zwischen 25 mm
und 30 mm.
Diese würfelförmigen «klotzn», welche weder
Geschosse noch Spiegel sein können, sind ver-
muthlich Eisenkerne zu Bleikugeln. Dass solche
zuweilen kubisch waren, wird u. a. bei der Be-
schiessung von Cittä di Castello im Kirchenstaate
erwähnt (1474), indem ein gleichzeitiger Autor die
dazu gebrauchten Bleikugeln folgendermassen be-
schreibt: « Serpentinarum pilae sunt plumbae librarum
XV ponderis, intra plumbum vero frustum inest
chalybis quadrati, quo abstantia quaecunque validius

verschieden grossen Cylinder verschieden grossen
Kalibern entsprechen.
In der Münchener Handschrift, Cod. germ. 600,
wurde das Rohr noch mittelst eines Maasses in fünf
Theile getheilt und drei Theile mit Pulver gefüllt.
Später, im Anfänge des 15. Jahrhunderts, hatte die
Erfahrung das für ein bestimmtes Geschoss nöthige
Pulverquantum schon festgestellt; die Pulverladung
wurde entsprechend dem Kugelgewichte abgewogen,
und da dies immer noch umständlich war, so sagt
die Bilderhandschrift (ms. 52 der kunsthistorischen
Sammlungen des A. H. Kaiserhauses in Wien): «Lad-
eissen ist pesser, dann ein wag, wann es ist be-
hender, man graift in das puluer damit vnd also
ladt man allezeit gleich die pukchsen.»
Für die kleinen Feuerwaffen enthält die Mün-
chener Flandschrift keine besonderen Weisungen für
die Ladung; es wurde schon dargethan, dass bei

1) « Quellen».

L) Jähns, G. d. K. I, 413. Anm. 1.
 
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