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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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12. Heft
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0320

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302

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

der Gleichheit der Constructionsverhältnisse, und
weil auch sonst jede Andeutung in dieser Beziehung
fehlt, das Laden bei den grossen und kleinen Feuer-
waffen sehr wahrscheinlich in derselben Weise er-
folgte.
Das Feuerwerksbuch, und zwar die Abschrift
vom Jahre 1454 in der Bibliothek des Zeughauses
zu Berlin, Cod. 1, enthält schon eine besondere
Vorschrift für das Laden der Hand- und Tarras-
büchsen:
«Ist das die puchs ain absatz hat, so fülle sye
mit dem pulver alls ferr als der absatz ist; aber das
sy anen absatz hat, so füll sy bas au ff das vierd

Pulvers begründet, so giebt das Feuerwerksbuch in
den «Zwölf Büchsenmeisterfragen» unter Nummer 2
auch noch eine Erklärung für diese Erscheinung:
«Ist aber die pichs den dritttail. pis an den
vierd geladen, so mag das pulver gemeiniglichen
ains mals prinnen, vnd mag der dunst sein kraft
vollbringen vnd scheust weiter.»
Das Füllen des Laufes mit Pulver bis auf den
« vierd oder funfften » Theil mag bei der zunehmenden
Länge immer schwieriger geworden sein, weil das
Pulver sich schwer einfüllen liess und weil, da man
in den Lauf nicht mehr hineinsehen konnte, das
eingefüllte Pulver nicht abgeschätzt werden konnte.



Fig. 51. «Hagknpuchsen in die wagen, so zum sturm verhalltn gehörend in kästen sein» aus dem Landshuter Zeughausinventare.
1485. Grossherzogi. Universitätsbibliothek zu Heidelberg.

oder funfft thayl. Wan du sy gar hart laden wild,
so slag dann die chugl hinein pis auff das puluer
vnd scheuss.»1)
Die Büchse, welche «ain absatz» hat, entspricht
offenbar den Handbüchsen in Fig. 16, in Fig. 17,
in Fig. 19 u. s. w., die «anen (ohne) absatz» den Iiand-
büchsen in Fig. 15, in Fig. 18 oder jenen im Codex
Hauslab u. s. w. — Bei jenen wurde die rückwärtige
enge Kammer bis oben mit Pulver angefüllt, bei
diesen nur bis auf den vierten oder fünften Theil
der Seele.
Es geht aus diesen Angaben hervor, dass, trotz-
dem der Lauf verlängert wurde, die Pulverladung
dieselbe geblieben, eher kleiner geworden ist.
War dies schon durch die Verbesserung des

«Ladeissen» oder Ladcmaasse waren für die Hand-
feuerwaffen nicht praktisch genug, einerseits wegen
des kleinen Pulverquantums, andererseits weil man
mit diesen nur das für einen Schuss notwendige
Pulver abmessen konnte und dieser Vorgang nach
jedem Schüsse sich wiederholen musste. Bei den
Handfeuerwaffen war überdies in Folge der Beweg-
lichkeit der kleinen Ziele und weil diese sich der
Feuerwirkung entziehen konnten, die Zeit für das
Laden und Schiessen begrenzt.
Es entstanden die «Plultzein Ladung»; diese
enthielten das für einen Schuss nötige Pulverquantum,
waren leicht und billig in entsprechender Anzahl zu
beschaffen, konnten vom Schützen bequem getragen
und gehandhabt werden; die Cylinderform begün-
stigte das rasche Einschütten des Pulvers in den
Lauf.

Jahns, G. d. K. I, 407.
 
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