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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

DOI Heft:
12. Heft
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0321

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12. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

303

Diese hölzernen Ladebüchsen repräsentiren so-
mit eine bedeutende praktische Vereinfachung des
Ladeverfahrens (Ladegrifte) und bilden den Ursprung
der heutigen Patrone; dieselben blieben, ähnlich wie
die Lademaasse und Ladeschaufel bei den Geschützen,
bis zur Einführung der Pulver-Papierpatrone bei den
Handfeuerwaffen im allgemeinen Gebrauche.
Einen weiteren Einblick in die feldmässige Be-
waffnung mit Handbüchsen gestattet auch eine Bilder-
handschrift, welche sich im Besitze des Fürsten
Waldburg-Wolfegg-Waldsee befindet und in die Zeit

die zwei äusseren Zeilen durch die dicht auf-
geschlossenen Büchsenwagen gebildet werden, welche
mit Stein- und Tarras- oder grösseren Handbüchsen
armiert sind.
In den zwei Gassen zwischen den drei Zeilen
marschiert das Fussvolk in sechs Haufen, und zwar
in der Mitte die «Wappener» mit Spiessen, Plelm-
barten, Streithämmern u. s. w., vorne und rückwärts
die Schützen, welche theils roh geschäftete Hand-
büchsen, theils Armrüste tragen. Es sind daher
vier Schützenhaufen; bei den vorderen linken (Fig. 53)


Fig. 52. «Hultzein Ladung» aus dem Landshuter Zeughausinventare. 1485. Grossherzogi. Universitätsbibliothek zu Heidelberg.

1470—1490 gewiesen wird. Dieselbe wurde vom
Germanischen Museum in Nürnberg unter dem Titel
«Mittelalterliches Hausbuch»1) herausgegeben und von
R. von Retberg in eingehender Weise beschrieben.2)
Von den schönen künstlerisch ausgeführten Ab-
bildungen, welche dem berühmten schwäbischen
Maler Bartholomäus Zeitblom zugeschrieben werden,
beansprucht für den vorliegenden Zweck die Dar-
stellung des «Heereszug», Blatt 51b—52, besondere
Beachtung.
Der Heereszug besteht aus drei nebeneinander
geordneten Zügen oder «Zeilen», deren innere aus
den Proviant- und Gepäckwagen besteht, während

*) «Mittelalterliches Hausbuch», Bilderhandschrift des 15. Jahr-
hunderts mit vollständigem Text und facsimilirten Abbildungen.
Herausgegeben vom Germanischen Museum. Leipzig 1866.
2) R. v. Retberg, Kulturgeschichtliche Briefe über ein mittel-
alterliches Hausbuch aus dem 15. Jahrhundert aus der fürstlich
Waldburg-Wolfeggischen Sammlung nebst Anhang. Leipzig 1865.

befindet sich das rothe Schützenfähnlein, bei den
vorderen rechten Schützenhaufen (Fig. 54) ein Tum-
berer und ein Pfeifer. Retberg glaubt, dass der
Künstler den Heereszug des Kaisers Friedrich nach
Neuss (1474—147S) zum Vorwurfe seiner Darstellung
genommen habe, und dass in der vorliegenden Ab-
bildung das Aufgebot der Augsburger zu diesem
Zuge zu erkennen sei. In diesem Aufgebote «waren
IOO Reisige und 500 P'ussknechte, jene wohl be-
ritten, auch mit Harnisch, Armrüsten und langen
Schürtzern, diese aber mit 200 gemeinen Pland-
btichsen, 20 Plakenbüchsen und dreien Stücken
hinter 20 Rossen gerüstet und versehen, auch alle
in der Stadt Farbe gekleidet».
Wenn man auch bei der Darstellung kriegeri-
scher Unternehmungen durch Künstler in der Be-
urtheilung technischer Details vorsichtig sein muss,
so kann in Bezug auf die Construction der Hand-
büchsen doch angenommen werden, dass diese so
 
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