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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Voss, Georg: Die Eröffnung der Berliner Jubiläums-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0317

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l. Iabrgang. tzeft

15. Iuni;§§ö-


Kntrr brsondrrrr Witnnrkung oon Fr. Pecht, hrrausgrgrbrn oon drr verlagsanstalt fiir Lunst und Mnenichaft
_ vormals Frirdrich Bruckmann in München

,Die Kunst für Alle" erscheint in balbmonatlichen Hesten von ca. I^z—2Bogen reich illustriertem Text und ca. 4 Bilderbeilagen in Umschlag. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeickinis 14. Nachtr. 2916c, baver. Verzeicknis 386a) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljabr (6 Hefte); das einzelne
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Die Erönnnng der Berliner Inbilänms-Ausstellung.
Von Georg Voß

Tag, an welchem Berlin in die Reihe derjenigen Städte getreten ist, die im internationalen Leben
^oen Schauplatz für den künstlerischen Wettstreit der Bölker bilden, wurde mit einem Glanze und einer
Würde begangen, wie dies bisher hier noch keinem Werke des Friedens zu teil geworden ist. Berlin hat sonst
seinen Herrscher nach glücklichen Kriegen, umgeben von gefeierten Paladinen und an der Spitze seiner Truppen durch
manche stolze Ehrenpforte ziehen sehen — heute trat derselbe Herrscher in die Reihen der Künstler, nnd die
ehrenden Worte, welche der Kaiser hier in Gegenwart seines Hofes, der zuständigen Minister, der diplomatischen
nnd künstlerischen Vertreter Deutschlands und der answärtigen Mächte den Bestrebnngen auf dem Gebiete
des Kunstlebens zu teil werden ließ, machten die Eröffnung der Ausstellung zum Ehrentage der Kunst auch
über das engere Vaterland hinaus für ganz Deutschand. Diese Empfindung mußte jeden erfüllen, welcher hier
Zeuge davon war, wie der Kaiser diesen Eröffnungsakt inmitten der Vertreter aller idealen Bestrebungen
der Nation zur feierlichsten Staatshandlung erhoben hatte. Ter Kronpriuz, welcher seit Jahrzehnten im Mittel-
punkt aller unserer künstlerischen Bestrebungeu steht, hatte auch für die gegenwärtige Ausstellung das Ehren-
präsidium übernommen. Wer das Künstlerleben der Hauptstadt kennt und es verfolgt hat, welchen Aufschwung
unsere Kunstsammlungen und künstlerischeu Lehrinstitute der persönlichen Förderung ihres Protektors, des Kron-
prinzen, verdanken, weiß, daß bei ihm die Übernahme eines derartigen Amtes keine leere Form, sondern das
Einsetzen seines ganzen Einslusses und die Verwirklichung seiner eigensten künstlerischen Anschauungen bedeutet.
Tie Rede, mit welcher der Kronprinz als Ehrenprüsident die Feier eröffnete, galt dem Jubiläum der Reor-
ganisation der Berliner Akademie nnd der seitdem bestehenden Berliuer Ausstelluugen, zugleich aber auch
der Entwicklung der deutschen Kunst in diesem ganzen Zeitraum. Mannigfaltig, wie es deutsche Art ist, sei
auch unsere Kunst erwachsen. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt in ihren Zielen sich erweiternd, gewähre sie die
Fülle der Erscheinungen, die wir in all' ihrer Verschiedenartigkeit würdigen und genießen, gern hoffend, daß
die mancherlei Gaben zuletzt in einem Geiste der Wahrheit, der Gesittung und der Vaterlandsliebe zusammenwachsen
werden. Seine den Kunstbestrebungen der Gegenwart gewidmeten Worte gipfelten in der Mahnung, die er
den Künstlern ans Herz legte, darüber zu wachen, daß unsere Kunst ihrer höchsten Bestimmung nicht untreu
werde, der Menschheit, hoch und niedrig, arm und reich, ein Quell jener Erhebung und Beseeligung zu
werden, welche zur Gottheit emporreicht. Dann erst vermöge die Kunst den anderen Beruf zu erfüllen, der
ihr gesetzt ist, trotz aller Mannigfaltigkeit ihrer Äußerungen die Menschen und die Völker zu einigen im Dienst
des Jdealen!
Die Rede des Kultusministers vr. v on Goßler gab ein Bild von der Geschichte des ganzen Aus-
stellungsunternehmens, verbunden mit den Bauten, welche die von Preußen und Teutschland veranstalteten Aus-
grabungen in Pergamon und Olympia, sowie die jüngsten Errungenschasten Deutschlands im fremden Weltteil
zu veranschaulichen bestimmt sind. Bei der Schilderung der Beteiligung, welche die Ansstellnng in Dentsch-
land und dem Auslande gefunden habe, konnte der Minister mit besonderer Genugthuung die glänzende Ge-
samtrepräsentation Englands undj Österreichs hervorheben. Jn Österreich hatten die Künstler auf den von
Berlin ans ergangenen Ruf auf ihre eigene sür dieses Jahr geplante internationale Kunstausstellung verzichtet
 
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