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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

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No 1-9 (Januar 1822)
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Chatis.

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Ne 2. Samstag, den 5. Januar 182².

*—* — ———9—— ¶

Felſen⸗Bank, zu Karls⸗Halle.

Von Felſen rings umfangen!
Von Epheu uͤberhegen;
In dunkler Erlen-Pracht;
Vom Strome laut gegruͤßet —
Der raſch voruͤberfließet —
Und wiederſpiegelt Berg' und Schacht

Erhebt ſich meine Seele
Beim Sang der Philomele,
Die bei der Sonne Glut
Gleich mir, im kuͤhlen Schatten,
Empfindung fuͤr en Gatten,
Im Wohllaut ihrer Toͤne ruht.

Wie einſam im Gekluͤfte!
Ich athmne friſche Luͤfte,
Wie's in den Giebeln rauſcht!
Das Brünlein ſchwazt mit Blumen,
Die bunten Kaͤfer ſummen
Von Waſſer⸗Nympfen ſtill belauſcht. —

O weile, ſuͤßer Frieden,
Dem Wanderer hinieden,
So ſpaͤrlich zugetheilt —
Natur — mit Glutverlangen
Laß innig dich umfangen,
Da nur dein Bild die Sehnſucht heilt.

Areuinach.
J. H. Kaufmann.

—2—927 2— 22.— ——.— —2—9——4529—5 — —.—— — — 229.— — ———*

Habſucht und Liebe.

(Sortſetzung.!]
Wie angezaubert blieb Eduard einen Augenblick

ſtehen, denn die Schoͤnheit der Saͤngerin, hatte

licher Mann behaglich

ſein Ideal von ihr unendlich uͤbertroffen; aber der
Wohlſtand heiſchte, daß er ſich ihr naͤherte und be-
ſcheiden, mit einem Anſtande, der ſchon Buͤrge der
Erfuͤllung war, bat er die Holde um Entſchuldi-
gung ſeines gewagten Eintritts in ihr Eldorado,
und um Verzeihung der Stoͤrung, wozu ihn der
Zauber ihres Geſangs hingeriſſen haͤtte.

Mit der, der Jungfrau eigenen Wuͤrde, in der
ſie ſoviel Wohlwollen zu legen weiß, erwiederte
das Maͤdchen: „Mein Vater iſt im Gartenhauſe.
Es wird ihm Vergnuͤgen machen Sie umherzufuͤh—
ren Iſt's Ihnen gefaͤllig mir dahin zu folgen?“
— O daß ich dir durch das ganze Leben folgen
konnte! — dachte Eduard, und ſchritt, im An-
ſchaun verloren, neben der herrlichen Geſtalt her,
auf das Gartenhaus zu, vor deſſen Thuͤr ein aͤlt-
ſein Pfeiſchen ſchmauchte.

Freundlich empfing dieſer den Ankommling und

nicht wenig war Eduard überraſcht, als er ſeines

Vaters Korrespondenten, den Mackler Frohberg er-
kannte. Munterkeit, Witz und Laune ſpannen den
Faden der Unterhaltung und die Daͤmmerung brei-
tete ſchon ihren thauigen Schleier über die dufti-
den Blumenbeete und uͤber den nebelbedeckten
Strom aus, als Eduard es wagte, Julien um
Fortſetzung ihres Geſangs und Spiels zu bitten
und der Vater, aufgeweckt durch die launige Unter-
haltung, dieſem Wunſche beiſtimmte.
„Als mein Bruder noch da war und Fldte blies
„— erwiederte ſie — da, Vaͤterchen, machte Ihnen

vunſer Spiel noch Vergnuͤgen; aber ein Lied, blos

„gr Guitarre, hat Sie ja noch nie ſo ſehr ange-
„ſprochen. Wie kommen Sie nun ſo ploͤtzlich dazu,
„dies hoͤren zu wollen?“ —
 
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