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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

DOI Kapitel:
No 88-96 (November 1822)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22119#0469

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Charis.

Rheiniſche

Morgenzeitung
und

Bote vom

Neckar und Rhein.

Vereinigtes Unterhaltungsblatt fur gebildete Leſer.

A&&Æ˖ I ÆÆÆ Æ &Æ &&Æ&

No 91.

Mittwoch, den 13. November,

1822.

Der 26. Oktober 1822.

Jubellieder laßt erſchallen,
Laßt die Freude wiederhallen,
Die aus Aller Herzen quillt,
Denn was laͤngſt ſchon wir erſehnet
Ward vom Schickſal heut gekronet,
Unſre Wuͤnſche ſind erfuͤllt!

Ja es ergruͤnt die erhabene Pflanze
In der Fuͤrſten geprieſenen Reih'n,
Alle Bewohner von Baden erfreun
Sich ob des Stammes erneuertem Glanze:
Und an der Fluͤſſe freundlichem Strand,

Selbſt auf des Schwarzwaldes einſamen Triften

In der Gebirge finſteren Kluͤften
Wird unter Jubel dies Gluͤck erkannt.

Zu der hohen Eltern Wonne
Leuchtet eine Freuden-Sonne
In dem neu gebornen Sohn.
Fuͤr die Angſt durchwachter Naͤchte
Iſt dem fuͤrſtlichen Geſchlechte
Er ein reichlich ſchoͤner Lohn.

Und mit der Freude hoͤchſtem Entzuͤcken
Auf den heutigen gluͤcklichen Tag,
Wo in der Wieg' der Erſehnete lag,
Unſere ſpaͤteſten Enkel noch blicken.
Nur die erhabenſte Tugend zum Vorbild,
Wachſet und gruͤnt die ſo herrliche Bluͤthe
Unter Ludewigs hoher Aegide,
Trefflich und weiſe, gerecht und mild.
K — he C. H.

Der 18. Oktober des Jahres 1822
zu Frankfurt.

ForCJtſetung.
Haͤtte uns die guͤtige Natur auch nur die Stimme
eines Homeriſchen Helden-Froſches unter unſern
Mitbuͤrgern verliehen; ſo wuͤrden wir ihnen zu-
ſchreien: Hier iſt gut ſeyn! Hier, rings um dieſes,
dem Himmel prometheiſch eniwendete Tempe, laßt
uns Raſenſopha's anlegen, und einen Leſezirkel
verſammeln, fuͤr alle unſere gebundene, un- und
eingebundene ſchoͤne Geiſter, die Natur und Leben
lieben — Hier wollen wir Geßnern und Jean
Paul, Kleiſt und Lafontaine, von Hippel und den
laͤngſt vergeßnen Naturdichter Schmid, Salis und
Matthiſſon, und vor Allen unſern lieben lieblichen
Schweizer-Jakobi — der Reihe nach an unſere
Lippen druͤcken, und vergeſſen, daß drauſſen der
Schnee die ewig ſterbende Tellus kuͤpt — — Aber
bei dieſen ſuͤßen produzirten Natur-Koͤſtlichkeiten,
kuͤnſteln unſere Gaͤrtner doch viel zu viel; und er-
wiſcht den fleißig Promenirenden einmal ein Plaz-

regen, ſo findet er auf dieſem Stundenlangen

Gartenwege, dennoch weder einen romantiſchen
Tempel, noch eine offene Einſiedelei, noch irgend
eine wohlangebrachte Schaͤferhuͤtte — ſich vor der-
lei Tuͤcken unſerer nicht ſelten zuͤrnenden Gottin
Hera — ins Treckene zu fluͤchten. Da iſt z. B.
auf der Haͤlfte des Weges, ein Buxbaum-Bosket
angebracht, das von Jahr zu Jahr immer hoͤher

emporſtrebt; ſtaͤnde nun da mitten drinnen, ein

koloſſaler Tempel, von unſern doriſchen Bibliotheks-
Pilaſtern getragen; unter ihm, wie im Garten zu
 
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