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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

DOI Kapitel:
No 44-52 (Juni 1822)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22119#0209

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Charis.

Rheiniſche Morgenteitnns für gebildete Leſer.

F * ——

CIICIJICIICICICJCCCCC
4** *
NL 44.

+⏑

Samstag, den 1. Juni, 182²2.

An Danae.

So ſoll denn ſtets dein beſſ'rer Engel weinen,
O ſchöne Sünderin/
Nie deine Luſt ſich mit der Pflicht vereinen
Zum herrlichſten Gewinn?

Umſonſt haſt du an deinem Lieblingsbilde
Nicht einen Reiz geſpart,
O Cypria, wenn mit dem Tugendſchilde
Richt Pallas ſie bewahrt.

Dies ſchwarze Aug', das Juno's Hoheit blicket,
Auch lächelnd ſchreckt es mich;
Und dieſer Mund, von Charis ſelbſt geſchmücket,
Ach/ er verdammet ſich.

Aſpaſia in holder Griechenhülle,
ö Wär'ſt du auch Poreia
An Unſchuldslied' — ha, welche Götterftlle!
Ha, welch Ambroſa!

Dann wollt' ich kühn mit Orpheus um dich ngen,
Entbraͤnnt in Ruhmesluſt,
Noch kühner mit Herakles um dich ringen/
Des Sieges mir bewußt.

und Fama ſollt' die ſel''ne Kunde tragen
Durch Erd'⸗ und Himmelshöh'n,
Wie Hand in Hand zwei Sterbliche es wagen,
Der Gottheit nachzugeh'n. —

Durch Weisheit groß, und ſelig durch die Wonnen

Der Seelenſympathie,
Dem Schickſalswurf durch Heldenſinn entronnen/
Und Himmelsharmonie.

Du börſt mich nicht und deine Engel weinen,
O ſchöne Sünderin!
Re wird die Wolluß mit der Pflicht ſich einen
Zum berrlichſten Gewinn!

corrodi

Der Raͤuberhauptmann.
Eine Novelle von Karl Geib.
Ve ſch Uu 6.
„Ha! — fuhr der Raͤuber auf — dieſe Stimme
iſt mir bekannt! — Bruder Heinrich!“ — Und
ſchon hielten ſich beide umfaßt, ſchon vermiſchten
ſich ihre Thraͤnen.
„Unerforſchliche Pruͤfungen des Himmels! —
ſagte Heinrich, als der erſte Sturm der Freude
und des Schmerzes ſich gelegt; mußten wir uns ſſo
wiederfinden?“ — Robert erzaͤhlte ihm ſeine
Schickſale. „Ja, — erwiederte der Andere — du
biſt ſehr ungluͤcklich. Mich fuͤhrte ein beſſeres Loos,
obſchon es auch zuweilen getruͤbt war, und es noch
mehr ſeyn wird durch das Deinige. Doch viellricht
iſt noch Rettung moͤglich. Auch der Hof bewun-
derte den Edelſinn des Raͤuberhauptmanns. Ein
frohes Ereigniß, das dort kuͤrzlich ſtatt hatte, kann
dir guͤnſtig ſehn. Ich werde das Aeußerſte anwen-
den.“ — „Und deine Geſchichte?« fragte Robert.
— „Ich erhielt — erzaͤhlte Heinrich — eine An-⸗
ſtellung in Weſtindien. Eine Reiſe nach dem ſpa-
niſchen Suͤdamerika machte mich mit der reichen
und ſchoͤnen Wittwe eines angeſehenen Koloniſten
bekannt. Sonderbar, daß ſie die Schweſter deiner
Luiſe war. Sie hatte aus dieſer Ehe ein Kind,
meine Stieftochter Elvira, die du gefangen 535
teſt.“ — Jeztentſann ſich Robert ploͤtzlich, d
ihm Luiſe einmal geſagt, ihre Schweſter ſey 5
Gattin eines vornehmen Spaniers; jezt erklaͤrte ſich
Elvirens Aehnlichkeit mit ihr. — Der Land-

richter fuhr fort; „Gegenſeitige Neigung ſchloß un-

ſern Ehebund. Ich trat in Civildienſte und ſtrebte

(was in jenem Eroͤſtrich nicht immer geſchah) durch

Humanitaͤt und Eifer in meinem Berufe das Inte-
 
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