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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

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No 97-104 (Dezember 1822)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22119#0549

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Charis.

Rheiniſche

Morgenzeitung

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Bote vom

Neckar

und Rhein.

Vereinigtes Unterhaltungsblatt fuͤr gebildete Leſer.

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N 104.

Samstag, den 28. Dezember,

182².

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Trank der Vergeſſenheit. )

Schwediſches Volkslied.
Herr Olof er ſattelt' ſein graues Roß,
So ritt er hinab zu der Meerfrau Schloß.
Herr Olof er ritt, der Goldſattel zerfloß,
So ſank er hinab in der Meerfrau Boot.

Und als er kam naͤher zu ihrer Burg,
Außen davor die Meerfrau ſtund.

„Willkommen, willkommen, jung Olof zu mir!
Fuͤnf Jahre ſchon hab⸗ ich gewartet auf dich.

Doch, wo biſt du geboren, wo biſt du erzeugt,
Wo haſt du geſchnitten dein ſchoͤnes Kleid?“

„Erzeugt und geboren an Kaiſers Hof,
Dort hab' ich geſchnitten den ſchoͤnen Rock;
Dort habe ich Vater und Mutter noch,
Dort habe ich Schweſter und Bruder noch;

Dort habe ich Acker- und Wieſenland,
Dort ſteht aufgebettet mein Brautgemach;

Und dort hab' ich meine Braut ſo treu,
Mit der will ich leben und ſterben mit ihr.“

„Und hoͤr' du Ritter Olof, komm', folge mir,
Trink aus ſilberner Schale den klarſten Wein.

Wo biſt du nun geboren, wo nun erzeugt,
Wo haſt du geſchnitten dein ſchoͤnes Kleid?“

) Aus den Swenska Folkwisor, I. S. 110. Gar Probe
nordiſcher Volkslieder.)

„Hier bin ich geboren, hier bin ich erzeugt,
Hier hab' ich geſchnitten mein (choͤnes Kleid.“

„Wo haſt du nun Vater, wo Mutter du,
Wo haſt du nun Schweſter, wo Bruder du?“

„Ja, hier hab⸗ ich Vater und Mutter hier,
Und hier hab' ich Schweſter und Bruder hier.“

„Wo haſt du nun Acker- und Wieſenland,
Wo ſteht nun aufgebettet dein Brautgemach?

Und wo haſt du nun deine Braut ſo treu,
Mit der du willſt leben und ſterben mit ihr?“

„Hier hab' ich mein Acker- und Wieſenland,
Hier hab' ich gebettet mein Brautgemach,

Und hier hab' ich nun meine Braut ſo treu,
Mit dir will ich leben und ſterben mit dir.““

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Unterhaltungen
ein er Badegeſellſchaft.

(Beſchlu ß.)
Als ſich die Freunde bei der Frau von Mosheim
zum Thee eingefunden hatten, erzaͤhlte der General
manches Drolligte von einer Predigt, der er in
einem Dorfe beigewohnt, welches er auf einem
Spazier-Ritte beſucht hatte. Die Erlaubniß, dem
Volk durch allegoriſche Erzaͤhlungen die Saͤtze der
Moral und des Chriſtenthums einleuchtend zu
machen, war von dem Geiſtlichen mit ſolcher Un-
beſcheidenheit benuzt worden, daß der General,
 
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