Charis.
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
SISSI
NL 36.
IIRII
Samsta g,
24* —
Die Wunderkur.
Aus Shakſpeare's Heinrich VI. Lte Abtheilung.
Von Abraham Voß.
* —
(Ein Einwohner von Sankt Albans kommt, und ſchrei't: „Ein
Wunder!“)
Gloſter.
Was will der Lerm? —
Hör', Freund, was für ein Wunder rufſt du aus?
Ein wohner.
Ein Wunder, ein Wunder!
Suffolk.
Zum König her, und ſag' ihm, welch ein Wunder.
Einwohner.
Ein blinder Mann hat an Sankt Albans Schrein
In dieſer Stund' erhalten ſein Geſicht,
Ein Mann, der lebenslaͤng nie ſah zuvor.
K. Heinrich.
Nun, Gott ſey hoch gepreiſ't, der gläub'gen Seelen
Giebt Licht in Nacht, Troſt in Verzweifelung!
(Der Maier bon Sankt Albaus, und ſeine Brüder; Samp-
cox wird von zwei Perſonen auf einem Seſſel getragen; Simp-
cox Frau und ein Haufen Volks folgen nach.)
Kardinal.
Da kommt die Bürgerſchaft im Feierzug,
Und bringet Eurer Maieſtaͤt den Mann.
K. Heinrich.
Groß iſt ſein Troſt in dieſem Jammerthal,
Wenn ſein Geſicht ſchon feine Sünde mehrt.
Gloſter.
Zurück, ihr Leute, bringt ihn vor den König,
Sein' Hoheit fodert ein Geſpräch mit ihm.
K. Heinrich.
Komm, Freund, erzähl' uns Alles, wie's geſchah,
Damit für dich wir Gott verherrlichen.
Sprich, warſt du lange blind, und nun geheilt?
Simpcox.
Blind von Gehurt, geruh'n Eu'r Gnaden.
Frau.
Ja wobl / das war er.
den 4. Mai,
H ww“% TTT
182².
mC““w-&ÆęÆę-
Suffolk.
Wer iſt dieſe Frau?
Frau.
Sein Weib, verzeih'n Eu'r Gnaden.
Gloſter.
Warſt ſeine Mutter, beſſer gäbſt du Zeugniß.
K. Heuinrich.
Und dein Geburtsort?
ö Simpcor.
Berwick im Norden, Herr, mit Eurer Gunſt.
K. Heinrich.
Arm' Seele! Gottes Gnad' iſt groß an dir.
Sey nie, bei Tag' und Nacht, laß im Gebet,
Und ſtets bedenke, was der Herr gethan.
K. Margareta.
Sag', guter Menſch, kamſt du von Ungefähr,
Oder aus Andacht zu dem heil'gen Schrein?
Simpco x.2
Gott weiß/ aus reiner Andacht; denn mich rief
Wohl hundertmal, und öfter noch, im Schlaf
Der gute Sankt Alban; „komm Simpeor — rief er —
Komm, bet' an meinem Schrein; dann helf'ich dir.“
ö Frau. ö
So iſt's wahrhaftig, und manch liebesmal
Vernahm ich ſelbſt, daß eine Stimm' ihn rief.
Kardinal.
Was, biſt du lahmꝰe
Simpeox.
Ja, Gottes Allmacht belf' mir!
Suffolk.
Wie kam dir das 2
Simpcor.
Ein Fall von einem Baum.
Fra u.
Von einem Pflaumbaum, Herr. —
Gloſter.
Wie lange biſt du blind?
Simpcor.
Herr, von Geburt.
Gloſter.
Was / und du kletterteſt auf einen Baum?
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
SISSI
NL 36.
IIRII
Samsta g,
24* —
Die Wunderkur.
Aus Shakſpeare's Heinrich VI. Lte Abtheilung.
Von Abraham Voß.
* —
(Ein Einwohner von Sankt Albans kommt, und ſchrei't: „Ein
Wunder!“)
Gloſter.
Was will der Lerm? —
Hör', Freund, was für ein Wunder rufſt du aus?
Ein wohner.
Ein Wunder, ein Wunder!
Suffolk.
Zum König her, und ſag' ihm, welch ein Wunder.
Einwohner.
Ein blinder Mann hat an Sankt Albans Schrein
In dieſer Stund' erhalten ſein Geſicht,
Ein Mann, der lebenslaͤng nie ſah zuvor.
K. Heinrich.
Nun, Gott ſey hoch gepreiſ't, der gläub'gen Seelen
Giebt Licht in Nacht, Troſt in Verzweifelung!
(Der Maier bon Sankt Albaus, und ſeine Brüder; Samp-
cox wird von zwei Perſonen auf einem Seſſel getragen; Simp-
cox Frau und ein Haufen Volks folgen nach.)
Kardinal.
Da kommt die Bürgerſchaft im Feierzug,
Und bringet Eurer Maieſtaͤt den Mann.
K. Heinrich.
Groß iſt ſein Troſt in dieſem Jammerthal,
Wenn ſein Geſicht ſchon feine Sünde mehrt.
Gloſter.
Zurück, ihr Leute, bringt ihn vor den König,
Sein' Hoheit fodert ein Geſpräch mit ihm.
K. Heinrich.
Komm, Freund, erzähl' uns Alles, wie's geſchah,
Damit für dich wir Gott verherrlichen.
Sprich, warſt du lange blind, und nun geheilt?
Simpcox.
Blind von Gehurt, geruh'n Eu'r Gnaden.
Frau.
Ja wobl / das war er.
den 4. Mai,
H ww“% TTT
182².
mC““w-&ÆęÆę-
Suffolk.
Wer iſt dieſe Frau?
Frau.
Sein Weib, verzeih'n Eu'r Gnaden.
Gloſter.
Warſt ſeine Mutter, beſſer gäbſt du Zeugniß.
K. Heuinrich.
Und dein Geburtsort?
ö Simpcor.
Berwick im Norden, Herr, mit Eurer Gunſt.
K. Heinrich.
Arm' Seele! Gottes Gnad' iſt groß an dir.
Sey nie, bei Tag' und Nacht, laß im Gebet,
Und ſtets bedenke, was der Herr gethan.
K. Margareta.
Sag', guter Menſch, kamſt du von Ungefähr,
Oder aus Andacht zu dem heil'gen Schrein?
Simpco x.2
Gott weiß/ aus reiner Andacht; denn mich rief
Wohl hundertmal, und öfter noch, im Schlaf
Der gute Sankt Alban; „komm Simpeor — rief er —
Komm, bet' an meinem Schrein; dann helf'ich dir.“
ö Frau. ö
So iſt's wahrhaftig, und manch liebesmal
Vernahm ich ſelbſt, daß eine Stimm' ihn rief.
Kardinal.
Was, biſt du lahmꝰe
Simpeox.
Ja, Gottes Allmacht belf' mir!
Suffolk.
Wie kam dir das 2
Simpcor.
Ein Fall von einem Baum.
Fra u.
Von einem Pflaumbaum, Herr. —
Gloſter.
Wie lange biſt du blind?
Simpcor.
Herr, von Geburt.
Gloſter.
Was / und du kletterteſt auf einen Baum?