Charis.
Rheiniſche Morgenzeitung
un d
Bote vom Neckar und Rhei
Vereinigtes Unterhaltungsblatt für gebildete Leſer.
SIIIII m,, —— SDSIDSTTRSATTSISTS
Samstag, den 12. Oktober,
NY 82.
———
1822.
———————— —— &Æ S& Æ&& &ÆÆÆ Æ Æ4 XA Æ&Æ
Der
blinde Harfner, vom Knaben gefuͤhrt.
Balla de.
Es zieht ein Harfner im Land umher,
Sind Augen ihm blind, er ſieht nichts mehr,
Es geht der Fuͤhrer daneben.
Er ſchlaͤgt die Saiten der Harfe an,
Ihm ſpielt um die Stirne der heilige Wahn
Wie Traͤume vom ewigen Leben.
Doch wer iſt der Fuͤhrer, ſo engelhold,
Es umringelt die Stirne der Locken Gold
Und im Aug' iſt ewige Liebe.
Ein Maͤdchen fuͤrwahr der Juͤngling erſcheint
Und in die Harf' er die Thraͤne weint,
Wird's ihm im Herzen ſo truͤbe.
Es ruͤhrt ihn des Alten Lebensgeſchick,
Er wendet zum Alten den himmliſchen Blick,
Er will ihn gar treulich bedienen.
Er leitet ihn her an der kindlichen Hand,
Bereitet den Sitz ihm an felſiger Wand,
Von heiliger Sonne beſchienen.
Viel kommen der lauſchenden Hoͤrer herzu
Und horchen dem Liede des Alten in Ruh
Und wundern ſich uͤber den Knaben.
So hat man nimmer in Einigkeit
Zwei ziehen geſehen weit und breit,
Sie moͤgen das Aug' erlaben.
Er ſinget die Maͤhr' in ruͤhrendem Laut,
Wie der Himmel den Schmerz des Herzens bethaut
Von einem leidenden Alten.
Er zog von Land zu Land mit Geſang
Und trieb es ein Saͤnger ſein Lebenlang
Und lies den Himmel drob walten.
Und als er nun endlich erblindet war,
Vom Kinn ihm wallte das greiſige Haar,
Da zog ihm ein Knabe zur Seite.
Er trug ihm die Harf' und war ihm der Stab,
Auf den er ſich lehnte, hinauf und hinab
Gieng's hin, in die Fern' und die Weite.
Doch gieng's nicht ſo bis zum Grabe fort,
Es fand der Knabe ſich bald den Ort,
Er legt' in die Erde ſich ſchlafen.
Da jammerte laut drei Tage vor Schmerz
Der verlaſſene Alte, zerriſſen das Herz
Von Leiden, die tief ihn trafen.
Jezt ſank er ermuͤdet in traurige Ruh‚,
Es daͤuch' ihm, das offene Grab waͤr' zu
Und der Knabe ſeh wieder am Leben.
Und als er erwacht, koͤmmt her auf der Bahn
Ein Juͤngling, er bietet zum Fuͤhrer ſich an
Und muß auch die Harf' ihm geben.
So hatt' er zum Fuͤhrer den Knaben zart,
So zog er auf ſeiner Irrefahrt
Und wußte die Herzen zu ruͤhren.
Rheiniſche Morgenzeitung
un d
Bote vom Neckar und Rhei
Vereinigtes Unterhaltungsblatt für gebildete Leſer.
SIIIII m,, —— SDSIDSTTRSATTSISTS
Samstag, den 12. Oktober,
NY 82.
———
1822.
———————— —— &Æ S& Æ&& &ÆÆÆ Æ Æ4 XA Æ&Æ
Der
blinde Harfner, vom Knaben gefuͤhrt.
Balla de.
Es zieht ein Harfner im Land umher,
Sind Augen ihm blind, er ſieht nichts mehr,
Es geht der Fuͤhrer daneben.
Er ſchlaͤgt die Saiten der Harfe an,
Ihm ſpielt um die Stirne der heilige Wahn
Wie Traͤume vom ewigen Leben.
Doch wer iſt der Fuͤhrer, ſo engelhold,
Es umringelt die Stirne der Locken Gold
Und im Aug' iſt ewige Liebe.
Ein Maͤdchen fuͤrwahr der Juͤngling erſcheint
Und in die Harf' er die Thraͤne weint,
Wird's ihm im Herzen ſo truͤbe.
Es ruͤhrt ihn des Alten Lebensgeſchick,
Er wendet zum Alten den himmliſchen Blick,
Er will ihn gar treulich bedienen.
Er leitet ihn her an der kindlichen Hand,
Bereitet den Sitz ihm an felſiger Wand,
Von heiliger Sonne beſchienen.
Viel kommen der lauſchenden Hoͤrer herzu
Und horchen dem Liede des Alten in Ruh
Und wundern ſich uͤber den Knaben.
So hat man nimmer in Einigkeit
Zwei ziehen geſehen weit und breit,
Sie moͤgen das Aug' erlaben.
Er ſinget die Maͤhr' in ruͤhrendem Laut,
Wie der Himmel den Schmerz des Herzens bethaut
Von einem leidenden Alten.
Er zog von Land zu Land mit Geſang
Und trieb es ein Saͤnger ſein Lebenlang
Und lies den Himmel drob walten.
Und als er nun endlich erblindet war,
Vom Kinn ihm wallte das greiſige Haar,
Da zog ihm ein Knabe zur Seite.
Er trug ihm die Harf' und war ihm der Stab,
Auf den er ſich lehnte, hinauf und hinab
Gieng's hin, in die Fern' und die Weite.
Doch gieng's nicht ſo bis zum Grabe fort,
Es fand der Knabe ſich bald den Ort,
Er legt' in die Erde ſich ſchlafen.
Da jammerte laut drei Tage vor Schmerz
Der verlaſſene Alte, zerriſſen das Herz
Von Leiden, die tief ihn trafen.
Jezt ſank er ermuͤdet in traurige Ruh‚,
Es daͤuch' ihm, das offene Grab waͤr' zu
Und der Knabe ſeh wieder am Leben.
Und als er erwacht, koͤmmt her auf der Bahn
Ein Juͤngling, er bietet zum Fuͤhrer ſich an
Und muß auch die Harf' ihm geben.
So hatt' er zum Fuͤhrer den Knaben zart,
So zog er auf ſeiner Irrefahrt
Und wußte die Herzen zu ruͤhren.