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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

DOI Kapitel:
No 44-52 (Juni 1822)
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Chari

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

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N 45. Mittwoch, den 5. Juni, 182².

⏑ ⏑ F I ꝗ ꝗ IIC- & &---

Ermuthigung. Unterhaltungen

Freunde fallen, Chriſten bluten,
Für des heil'gen Kreuzes hohen Kampf,
Weiber jammern; aus den Gluthen
Grauer Aſchenhaufen ſteigt der Dampf
Ueber Leichen hoch zu Gott empor.
Greiſe, Kinder, klagen, wimmern! — —
Aus den ausgebrannten Trümmern
Dreten wilde rohe Türken vor,
Schänden, rauben, höhnen und verkaufen
Die verlaſſ'nen, armen, heimathloſen
Dö chter, unvermö gend zu entlaufen
Ihrer Schaͤnde. Hoch auf feur'gen Roſſen
Kommen ſie herangezogen,
Gleich vom Sturm gepeitſchten Wogen,
Zu verjagen die Gemeinde,
Zu vernichten Glaubensfreunde,
Aufzubürden Euch die Sklavenfrohn,
Euch zu beugen am Despotenthron.

Auf denn, Griechen! ſtreitet, ringet,
Eures Heerdes Feuer zu bewahren;
Ordnet Eure rachedurſ'gen Scharen,
Und mit eig'ner Kraft vollbringet,
Was ſo ſchön in Euch erglommen,
Als der Kampf um Freiheitsehre
Euch in Herz und Geiſt gekommen;
Als die bitt're, drückendſchwere
Laſt des Jochs, der Sklavenketten,
Ihr gefühlet und das Schwert geſchwungen,
Um die alte Gröhe, ſchwer errungen,
Aus Barbarenhand zu retten.
Fechtet, wie die Sparter einſt gefochten,
Reicht dem Tode freudig Eure Hand;
Lorbeerkränze ſind für Euch geflochten,
Und Ihr ſchaur ein freies Griechenland.

Franziska v. Stengel.

einer Badegeſellſchaft.

I.
Im Sommer 1814 trafen ſich durch einen der gluͤck-
lichſten Zufaͤlle von der Welt vier Perſonen im
Karlsbade zuſammen, welche ſich fruͤher, unter
den verſchiedenſten Verhaͤltniſſen, auf Reiſen, in Ge-
ſchaͤften und zum Vergnuͤgen begegnet, und einan-
der, mehr oder minder, nahe kennen gelernt hatten.
Ueber alle waren indeſſen ſo mancherlei Schick-
ſale weggezogen, daß ſie lange aneinander haͤtten
voruͤbergehen, und ſich ſogar in allgemeinen Ge-
ſpraͤchen begegnen koͤnnen, ohne ſich gerade wieder
zu erkennen.
Wie aber der Blick der Fraueni immer der ſchaͤrfſte
iſt, ſo hatte auch die Frau v. Mosheim aus dem
Abbate Trialti, trotz ſeiner weißen Haare und
ſeiner aͤußerſt eingeſchraͤnkten Lebensweiſe, den Mon-
ſignor St. G. .. . wieder herausgefunden, wel-
chen ſie vor fuͤnf und zwanzig Jahren als einen der
liebenswuͤrdigſten, geiſtvollſten und verſchwende-
riſchſten Praͤlaten zu Rom gekannt hatte.
Die Freude, einander wieder zu ſehen, war nicht
gering; und da die Zahl von Jahren, welche ſich
zwiſchen beider Jugend gelegt hatten, alle Beſorg-
niß vor Mißdeutungen entfernte, ſo wird man ſich
nicht wundern, daß die alten Freunde, von da an,
unzertrennlich von einander waren, und fuͤr die Zu-
kunft die Verabredung trafen, ſich jedes Jahr in
einem Bade wieder zu ſehen.
Ihre Vereinigung bei Tiſche und auf den Spa-

ziergaͤngen war der Anlaß zu zwei aͤhnlichen, gluͤck-

lichen Entdeckungen. Die vielen Perſonen, welche
heutzutag nach Italien reiſen, und die weit Mehrern
 
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