öC- &Æ
IIII
Charis.
+
Bote
Rheiniſche Morgenzeitung
Un d
vom Neckarr
und Rhein.
Vereinigtes Unterhaltungsblatt fuͤr gebildete Leſer.
ö No 99.
+ — —
Die Pilgerin.
Ueber den blauen Bergen druͤben,
Ueber dem Thal und dem Strome weit
Iſt mir mein Liebſter zuruͤckgeblieben
Kehrte nicht wieder aus dem Streit.
Eine Fahne hat er getragen
Und an der Seite 'ne blanke Wehr,
Ach und ſo treu hat das Herz geſchlagen
Seiner Liebe und Ritterehr.
Aber — da ſaußt' im wilden Streite
Ihm eine Lanze in's kuͤhne Herz,
Sterbend empfaͤngt ihn die blut'ge Haide
Und ein Hauch traͤgt ihn Sternenwaͤrz. —
Brechet noch nicht ihr dunkeln Augen,
Sey noch ſtark du'verddete Bruſt,
Wenn dich des Todés Schauer umhauchen
Denk' an die Tage vor'ger Luſt;
Denn noch weit in die graue Ferne,
Ueber die daͤmmernden Berge fort
Mochte ich wandern und dann ſo gerne
Raſten an einem ſtillen Ort. —
O ich weiß es gewiß zu finden
Meines Geliebten einſames Grab,
Zwiſchen zwei hohe uralte Linden
Senkten ſie traurend ihn hinab.
Eine Kapelle ſteht daneben, —
Und eine Veſte ſinkend und grau
X I ⏑ & ⏑Æ‚ &Æ‘EIÆÆ
Mittwoch, den 14. Dezember, 1822.
A&ÆÆ&Æc Æ ÆÆ
Umrankt von Epheu und wilden Reben
Ragt vom Berge in's Himmelsblau.
Und ein Waldſtrom mit dumpfem Brauſen
Stuͤrzt ſich vorbei in wilder Gewalt,
Habicht und Adler horſten und hauſen
Hoch in gaͤhnendem Felſenſpalt. —
Dort nur will ich ruhen und raſten,
Gerne empfaͤngt die Treue der Freund —
Und die Haͤnde die lebend ſich faßten
Bleiben im Tode noch vereint. —
Adelheid von Stolterfoth.
Almanachsliteratur für das Jahr 1823.
Briefe eines Städters an ſeinen auf dem nde wohnenden Freund.
L
Vor einigen Monaten forderten Sie mich auf,
Ihnen eine kurze Ueberſicht der, dem kommenden
Jahre beſtimmten Taſchenbuͤcher, zu geben: ich
verſprach damals Ihrem Wunſche zu genuͤgen; und
nun erinnern Sie mich dringend an mein, fuͤr—
wahr zu leichtſinnig gegebenes Wort. Wiſſen Sie,
daß wohl ein paar Dutzend dieſer Kolibris ſich
diesmal aus den Laboratorien unſerer Schriftſteller
beiderlei Geſchlechts losgemacht haben, um nach
allen Richtungen unſer liebes Vaterland zu durch-
ſchwaͤrmen? Sie muͤſſen geſtehen, daß ein guter Vor-
rath von Geduld dazu gehoͤrt, alle dieſe Leichtbe-
ſchwingten, die zierlich und goldverbraͤmt wie ſie ſind,
kaum die Beruͤhrung der Hand geſtatten, erſt ein-
IIII
Charis.
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Bote
Rheiniſche Morgenzeitung
Un d
vom Neckarr
und Rhein.
Vereinigtes Unterhaltungsblatt fuͤr gebildete Leſer.
ö No 99.
+ — —
Die Pilgerin.
Ueber den blauen Bergen druͤben,
Ueber dem Thal und dem Strome weit
Iſt mir mein Liebſter zuruͤckgeblieben
Kehrte nicht wieder aus dem Streit.
Eine Fahne hat er getragen
Und an der Seite 'ne blanke Wehr,
Ach und ſo treu hat das Herz geſchlagen
Seiner Liebe und Ritterehr.
Aber — da ſaußt' im wilden Streite
Ihm eine Lanze in's kuͤhne Herz,
Sterbend empfaͤngt ihn die blut'ge Haide
Und ein Hauch traͤgt ihn Sternenwaͤrz. —
Brechet noch nicht ihr dunkeln Augen,
Sey noch ſtark du'verddete Bruſt,
Wenn dich des Todés Schauer umhauchen
Denk' an die Tage vor'ger Luſt;
Denn noch weit in die graue Ferne,
Ueber die daͤmmernden Berge fort
Mochte ich wandern und dann ſo gerne
Raſten an einem ſtillen Ort. —
O ich weiß es gewiß zu finden
Meines Geliebten einſames Grab,
Zwiſchen zwei hohe uralte Linden
Senkten ſie traurend ihn hinab.
Eine Kapelle ſteht daneben, —
Und eine Veſte ſinkend und grau
X I ⏑ & ⏑Æ‚ &Æ‘EIÆÆ
Mittwoch, den 14. Dezember, 1822.
A&ÆÆ&Æc Æ ÆÆ
Umrankt von Epheu und wilden Reben
Ragt vom Berge in's Himmelsblau.
Und ein Waldſtrom mit dumpfem Brauſen
Stuͤrzt ſich vorbei in wilder Gewalt,
Habicht und Adler horſten und hauſen
Hoch in gaͤhnendem Felſenſpalt. —
Dort nur will ich ruhen und raſten,
Gerne empfaͤngt die Treue der Freund —
Und die Haͤnde die lebend ſich faßten
Bleiben im Tode noch vereint. —
Adelheid von Stolterfoth.
Almanachsliteratur für das Jahr 1823.
Briefe eines Städters an ſeinen auf dem nde wohnenden Freund.
L
Vor einigen Monaten forderten Sie mich auf,
Ihnen eine kurze Ueberſicht der, dem kommenden
Jahre beſtimmten Taſchenbuͤcher, zu geben: ich
verſprach damals Ihrem Wunſche zu genuͤgen; und
nun erinnern Sie mich dringend an mein, fuͤr—
wahr zu leichtſinnig gegebenes Wort. Wiſſen Sie,
daß wohl ein paar Dutzend dieſer Kolibris ſich
diesmal aus den Laboratorien unſerer Schriftſteller
beiderlei Geſchlechts losgemacht haben, um nach
allen Richtungen unſer liebes Vaterland zu durch-
ſchwaͤrmen? Sie muͤſſen geſtehen, daß ein guter Vor-
rath von Geduld dazu gehoͤrt, alle dieſe Leichtbe-
ſchwingten, die zierlich und goldverbraͤmt wie ſie ſind,
kaum die Beruͤhrung der Hand geſtatten, erſt ein-