Charis.
Noel niſche Morgenzeitung
uenn d
Bote vom Neckar und Rhein.
Vereinigtes Unterhaltungsblatt fuͤr gebildete Leſer.
—
Ne 70
—
Namen beingt To d5).
(Schwediiches Volkolied.)
Herr Hiltebrant diente in Königes Hof
Und viente funf runde Jahre ſchon.
Richt dienete er ſo ſehr um Gold
Als weil ihm Fräulein Goldburg war ſo hold.
Und nicht diente er ſo ſehr um Lohn
Als weil Fraulein Goldburg war ſo ſchön.
„Und hör' du, o Fräulein, was ich dage dir,
Gelüſtet dich fahren aus dem Land“ mit mir?“
„Und wohl möcht' ich fahren aus dem Land mit dir /
Wären ſo viele nicht, die achten auf mich.
Auf mich achtet Vater, auf mich achtet Mutter,
Auf mich achtet Schweſter, auf mich achtet Bruder;
Auf mich achten Freund' und Verwandten wohl/
Am meiſten der Nitter, der mich gelobt.“
„Ich ſchneide ein Kleid dir von Scharlach fein,
Daß Niemand dich kennt an den Wangen ſchon;
Ich tauſche die Ring' an den Fingern zart,
So kennet dich ſicher kein Menſch daran.“
Und Hiltebrant ſattelt' die Roſſe grau,
S⁰0⁰ leicht hob er Fraulein Goldburg darauf.
So ritten ſie durch den dreißigmeilen Wald, •5
Da begegnet ein Ritter von kühner Geſtalt.
„Wem haſt du genommen den Knaben fein,
Wich dünket, er wanlt in dem Sattel ſein.“
7 Aus den Swenska Folkwisor, I. S. 3. Wird noch ge-
ſungen in den Berg⸗ und Waldaegenden von Weſtgoth-
Aaad, und iſ eines der ausführlicheren Voltolleder.
““
Samstag, den 31.
62 . AA
S .
1822.
August,
„Ich nahm ihn von ſeiner Mutter Schoos,
Darüber ſo manche Thräne ſie vergoß.
„Wohl mein' ich zu kennen die Wangen ſchön,
Doch nicht die Scharlachkappe fein.“
„Fahrt wohl, fahrt wohl, mit tauſend Gutnacht/
Grüßt Fräulein Goldburg mit tauſend Gurnacht!“
Und als ſie geritten noch kurze Stund',
So wollte ſie ruhen auf grünem Grund'.
„O Hiltebrant, Hiltebrant, ſchlafe nur nicht!
Des Vaters ſieben Hornbläſer höre ich;
Ich kenn' meines Vaters graues Roß,
Das nicht war im Feld' ſeit dem fünften Jahr'.“
„Und wenn ich dann reite zum Kampfe dicht,
O lieb' Fräulein Goldburg, ſo nenne mich nicht!
Und wenn wir dann kommen in Streites Gedräng /
O lieb' Fräulein Goldburg, ſo halt' meinen Hengſt.“
„Gold wirkten und Seide hat mich Mutter gelehrt,
Richt weiß ich zu halten im Streit' ein Pferd.“
Der erſte Schlag, ſo ſie ritten zum Kampf,
Traf ihren Bruder und ſeine Mannſchaft all.
Der zweite Schlag, ſo ſie ritten zum Kampf,
Traf ihren Vater und ſeine Ritter all'.
„O Hiltebrant, Hiltebrant, ſtille dein Schwert!
Des Todes war mein guter Vater nicht werth.“
Noch war nicht das Wort voll ausgeſagt,
Sieben blutige Wunden fieng Hiltebrant.
»„Und willſt du nun kehren zur lieben Mutter heim,
Oder folgen deinem ſiechen Bräutigam?“
„Nicht will ich kehren zur lieben Mutter heim *
Doch wohl will ich folgen dem ſiechen Bräutigam.“
Noel niſche Morgenzeitung
uenn d
Bote vom Neckar und Rhein.
Vereinigtes Unterhaltungsblatt fuͤr gebildete Leſer.
—
Ne 70
—
Namen beingt To d5).
(Schwediiches Volkolied.)
Herr Hiltebrant diente in Königes Hof
Und viente funf runde Jahre ſchon.
Richt dienete er ſo ſehr um Gold
Als weil ihm Fräulein Goldburg war ſo hold.
Und nicht diente er ſo ſehr um Lohn
Als weil Fraulein Goldburg war ſo ſchön.
„Und hör' du, o Fräulein, was ich dage dir,
Gelüſtet dich fahren aus dem Land“ mit mir?“
„Und wohl möcht' ich fahren aus dem Land mit dir /
Wären ſo viele nicht, die achten auf mich.
Auf mich achtet Vater, auf mich achtet Mutter,
Auf mich achtet Schweſter, auf mich achtet Bruder;
Auf mich achten Freund' und Verwandten wohl/
Am meiſten der Nitter, der mich gelobt.“
„Ich ſchneide ein Kleid dir von Scharlach fein,
Daß Niemand dich kennt an den Wangen ſchon;
Ich tauſche die Ring' an den Fingern zart,
So kennet dich ſicher kein Menſch daran.“
Und Hiltebrant ſattelt' die Roſſe grau,
S⁰0⁰ leicht hob er Fraulein Goldburg darauf.
So ritten ſie durch den dreißigmeilen Wald, •5
Da begegnet ein Ritter von kühner Geſtalt.
„Wem haſt du genommen den Knaben fein,
Wich dünket, er wanlt in dem Sattel ſein.“
7 Aus den Swenska Folkwisor, I. S. 3. Wird noch ge-
ſungen in den Berg⸗ und Waldaegenden von Weſtgoth-
Aaad, und iſ eines der ausführlicheren Voltolleder.
““
Samstag, den 31.
62 . AA
S .
1822.
August,
„Ich nahm ihn von ſeiner Mutter Schoos,
Darüber ſo manche Thräne ſie vergoß.
„Wohl mein' ich zu kennen die Wangen ſchön,
Doch nicht die Scharlachkappe fein.“
„Fahrt wohl, fahrt wohl, mit tauſend Gutnacht/
Grüßt Fräulein Goldburg mit tauſend Gurnacht!“
Und als ſie geritten noch kurze Stund',
So wollte ſie ruhen auf grünem Grund'.
„O Hiltebrant, Hiltebrant, ſchlafe nur nicht!
Des Vaters ſieben Hornbläſer höre ich;
Ich kenn' meines Vaters graues Roß,
Das nicht war im Feld' ſeit dem fünften Jahr'.“
„Und wenn ich dann reite zum Kampfe dicht,
O lieb' Fräulein Goldburg, ſo nenne mich nicht!
Und wenn wir dann kommen in Streites Gedräng /
O lieb' Fräulein Goldburg, ſo halt' meinen Hengſt.“
„Gold wirkten und Seide hat mich Mutter gelehrt,
Richt weiß ich zu halten im Streit' ein Pferd.“
Der erſte Schlag, ſo ſie ritten zum Kampf,
Traf ihren Bruder und ſeine Mannſchaft all.
Der zweite Schlag, ſo ſie ritten zum Kampf,
Traf ihren Vater und ſeine Ritter all'.
„O Hiltebrant, Hiltebrant, ſtille dein Schwert!
Des Todes war mein guter Vater nicht werth.“
Noch war nicht das Wort voll ausgeſagt,
Sieben blutige Wunden fieng Hiltebrant.
»„Und willſt du nun kehren zur lieben Mutter heim,
Oder folgen deinem ſiechen Bräutigam?“
„Nicht will ich kehren zur lieben Mutter heim *
Doch wohl will ich folgen dem ſiechen Bräutigam.“