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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

DOI Kapitel:
No 18-26 (März 1822)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22119#0109

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Charis.

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

SISS

Ne 22.

*

Die wunderbare

Harfe ).

(Schwediſches Volkslied.)
Ein Koͤnig wohnte am weiten Meer',
Zwei ungleiche Toͤchter hatte er.

Die aͤltſte war ſchwarz, wie die Erde ſchwarz,
Dis juͤngſte war weiß, wie die Sonne klar.
Und jene ſagte zur Schweſter ſchoͤn:
„ Komm', wollen hinab zum Seeſtrand geh'n.“
„Und waſcheſt du dich auch Racht und Tag,
Du wirſt nie wie ich ſo weiß und klar.“
Und wie ſie ſtanden am Meeresſtrand,
So ſtieß die aͤltſte die Schweſter vom Sand.
25 O liebe mein' Schweſter, hilf mir auf's Land,
Ich will dir geben mein rothes Goldband.“

„Dein rothes Goldband bekomm' ich ſchon,
Doch nimmer ſollſt du auf Gottes gruͤner Erde geh'n.“
„O liebe mein' Schweſter, hilf mir auf's Land,
Ich will dir geben meine gold'ne Kron'.“
„Deine rothe Goldkrone bekomm' ich ſchon,
Doch nimmer ſollſt du auf Gottes gruͤner Erde geh'n.“

„O liebe mein' Schweſter, hilf mir auf's Land,
Ich will dir geben meinen Braͤutigam.

„Deinen Bräutigam den bekomm' ich ſchon,
Doch nimmer ſollſt du auf Gottes gruͤner Erde geh'n.“

*) Aus der Sammlung Swenska Folkwisor. I. S. 81.

Gegenſück zu dem däniſchen Volksliede in Nro. 13.

*

Samstag, den 16. Mærz

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1822.

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„Gruͤße daheim meinen Vater gut,
Ich trink' meine Hochzeit in klarer Flut.

Grüße daheim meine Mutter gut,
Ich trink' meine Hochzeit in klarer Flut.

Gruͤße daheim meinen Braͤutigam,
Mein Brautbett hab' ich auf weißem Sand.“ —

Da wohnte ein Spielmann am Meeresſtrand,

Sah hinaus auf die See, wo die Leiche ſchwamm.

Zum Strande er zog ſchoͤne Jungfrau herauf.
Und macht' eine ſelt'ne Harfe daraus.

Er nahm ber Jungfrau ſchneeweiße Bruſt,
Die Harfe wird klingen mit Lieb' und Luſt.

So nahm er der Jungfrau Finger zart,
Und machte Harfenſchrauben davon.

Er nahm der Jungfrau goldgelbes Haar,

Und machte Harfenſaiten davon.

So bracht er die Harfe zum Schloß der Braut,
Die Hochzeitfreude war wild und laͤut.

Er ſchlug auf die Harfe den erſten Schlag,
Die Braut ſaß im Brautſtuhl' und lacht'.

Er ſchlug auf die Harfe den zweiten Schlag,
Da entfielen die Kleider der falſchen Braut.

Er ſchlug auf die Harfe den dritten Schlag,
Todt die Braut in dem Brautbett' lag.

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