Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

DOI Kapitel:
No 62-70 (August 1822)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22119#0301

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
haris.

1 Morgenzeitung

un d

Bote vom Neckar und Rhein.

Vereintgtes unterhaltungsblate fuͤr gebildete Leſer.

2333— —.——.ꝗ————.—

Ne 62. 8 amstag, den 3. Aug us t, 1822.

Maribo's Le 5 en s born. —** 5 Haut den Graven in Stücke nach meinem Befehl,

arces Volkslied. 7

Der Algrav blies in ſein Jägerhorn,
Das horte die Königin wohl im Schloß.
Sie ſprach zu dem Edelknaben fein:
„Geb', hole den Algraven mir herein!“
ö Ein trat der Algrav und ſtand vor den Tiſch-
„O Königin, ihr habt nach mir geſchirtt. *

* Darum/ überleb' ich des Königs Zod,
Soj ſolt ihr walten meines Goldes roth.

„Hört auf/ ſchöne Königin, redet nicht ſo/
Sch weiß nicht, ob Jemand darauf horcht.“

ie wußte wohl Niemand/ ſie waren nur zwei,
Doch ſtand und lauſchte der König dabei.

Der rief nun ſogleich Edelknaben zwei'n:
„Entbtetet die Königin zu mir herein.“
„Hört ihr, meine Königin, ſchön und fein,
Was ſagtet ihr zu dem Graven mein?“
„Sch ſagte nichts anders zum Graven dein, —
Als daß du ſeyſt wohlgeboren und fein.

Der König rief Edelknaben zwei'n:
Entbietet den Graven zu mir herein.“
„Hör du/ mein Grav, was ich ſage dir,
Was ſpracheſt du mit der Königin von nur?
»Sch ſagte zu ihr kein ander Wort/
Als daß ihr ſeyd edel und tugendvoll.“

Der König den Edelknaben rief:
„Die beiden Köche herein zu mir!“

) Aus der Sammlung »Udvalgte Danske Viſer“, I. S. 316.

Und tragt ihn der Königin auf zunn Mahl.“

Lang ſaß die Königin, ſab drauf hin: —
„Und wahrlich, das in von keinem Wild,

Das iſt der Algrav vom Königshof.“
Die Stückchen ſie emſig zufammen lasz
Umwand ſie mit weihem Hermelin
Und legte ſie in vergoldeten Schrein.
Sie nahm die Stücke klein und groß
Und ging zu der Quelle Maribo.
Sie ſenkte ſie ein in die lauterſte Flut:
„„Steh auf, ſteh auf, du Ehriſtenblur!“

Der Mann ſtand auf und dankete Gott,/ ö
Und zog aus dem Lande fort und fort.
— +T 4 —

2—29207 2 —95—05 — 2— — — —— — —9— — —— — — — —

Sage von der Veſte Gottesberg.

Sortlebun g.
3.
Wie derr fehen.
Die Uhr auf dem Thurme des Geierſteins ſchlag
eilf vor Mitternacht; da gab der Zaubergreis dem

Rauhgrafen Leupold das Zeichen, daß er nun
den Saal verlaſſen muͤſſe, um ſich auf die Wacht

an das Gitterthor der Burg zu begeben, wie er ihn

ſchon oft dahin beſchieden hatte. — Leupold nahm

Adelheiden bei der Hand und die geaͤngſtete Jung-
frau ſchlich bleich und bebend neben ihm her, bis an die

Kapelle, welche an dem Gitterthore erbauet, aber

ſchon lange nicht mehr von gottesfurchtigen Chriſten
beſucht worden war.
 
Annotationen