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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

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No 18-26 (März 1822)
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Charis.“

Nheiniſcr Morgenzeitung für gebildete Leſer.

Nè 21. Mittwoch,

Fragmente einer maleriſchen Reiſe
dur ch
verſchiedene Gegenden des
Teut ſchlands.

ſüdlich en

Fortſetzung.

Neunzehnte Stunde, vou 1 bis 1 uhr.
Eben war der Zeiger uͤber die Mittagsſtunde geſchli-
chen, als ich von den Waͤllen in die Stadt zuruͤck-
eilte. Da mir bis zur Tafel noch eine ganze Stunde
uͤbrig blieb, ſo nahm ich mir vor, die Gegend vor
dem Muͤnſter bis zum Raimundi-⸗Thor ein
wenig zu durchſtreifen. Duͤſter und ſchauerlich em-
pfing mich der ſchallende Durchgang des Erſteren,
in welchem uns die Schießſcharten gleich gierigen
Augen anſtieren. Lohnend iſt der erſte Schritt jen-
ſeits des Thors. Stolze ſchlanke Pappeln ziehen
ſich in verſchiedenen Richtungen nach der naͤchſten
Umgebung. Die hohen glatten Feſtungsmauern,
uͤber welche die Thraͤnenweide ihre trauernden Zwei-
ge in den waſſerreichen Graben niedertaucht, ziehen
ſich hier zu beiden Seiten koloſſal und eckig gebro-
chen durch die gruͤnende Laͤndſchaft. Zierliche Gar-
ten⸗Anlagen laͤcheln freundlich uͤber die ſtarren Boll-
werke; blendend weiße Schwaͤne, von auslaͤndiſchen
Enten umſchnattert, kreiſen ſtolz in den dunkelgruͤn
beſchatteten Gewaͤſſern umher, und auf dem netten
Graben -Bruͤckchen ſtehen heimkehrende Spatzier-
gaͤnger, die dem muntern Spiele der Waſſerbe-
wohner zuſehen. Hier entfaltet ſich auch das, nach
der Citadelle, furchtbarſte Werk der Feſtung; der writ
uͤber die uͤbrigen hinaustretende ſogenannte Haupt-
ſtein, der von dem Fort Gibraltar unterſtuoͤzt,
die ganze Gegend nach Gonzenheim und Mom-
bach hin beherrſcht.

den 13. Mæer2

& FÆÆ&&Æ:

Zorn ergluͤhend,

S I & C
2
1822.

AS

Um mein Ziel zu erreichen, ſchlug ich den Weg
rechts durch die Gartenſtrafße der ſchoͤnen Privat-
Anlagen, die alle mit ſchuͤtzenden Bordwaͤnden oder
Zaͤunen umgeben ſind, ein. Oft mußte ich, um
nur etwas von ihrer innern Einrichtung zu ſehen,
meine Zuflucht zu einem Schluͤſſel- oder Aſtloch neh-
men, das mir dann auch minutenweiſe manche Au-
genweide verſchaffte; haͤtte aber nicht hin und wie-

der die wechſelnde Lage der Stadt eine liebliche

Landſchaft im niederlaͤndiſchen Karakter erzeugt, ſo
wuͤrde dieſer Spatziergang wenig Intereſſe fuͤr mich
gehabt haben, weil hier eine oͤde Stille herrſcht, und
alle Gegenſtaͤnde, eintoͤnig und flach, wie dies bei
zuſammengedruͤckten kleinen Gaͤrten der Fall iſt, wo
man die Natur zu eng in die Formen der Kunſt
hineinzwaͤngt, den Blick ermuͤden. — Bald er—⸗
reichte ich das maſſive Raimundi-Thor, vor dem
ſich einſt die herrliche Pappel-Allee am Rheinufer
hinabzog, dann den freundlichen Schloßplatz, und
ſaß in der

Zwanzigſten und Ein un d zwanzigſten Stunde⸗/
von 1 bis 3 Uhr,

zu Tiſche, wo eine fröͤhliche Geſellſchaft mich unter-
hielt, und ein frugales Mahl zur weiteren Wan-
derung den Ermuͤdeten ſtaͤrkte.

22* — —5 —2——22——— —2— — — ——— —— 23223249827 ¶—728

Des jungen Eſſer Ritterfahrt.

Eſine biſtoriſche Novelle von La Motte Fouqué.

Fortſetzung.
»Abſcheulich! — rief Eſſex, in all dem edlen
der ſeiner kuͤhnen Juͤnglingsſeele
ſo oft und gewaltig Meiſter ward — ſind das die
 
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