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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

DOI Kapitel:
No 88-96 (November 1822)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22119#0477

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Charis.

Nheiniſoe

Morgenzeitung

un d

Bote vom

Neckar

nund Rhein.

Vereinigtes Unterhaltungsblatt fuͤr gebildete Leſer.

“⁸—

N' 92.

&

Trauerſpiel in vier Aufzuͤgen vom Verfaſſer der
Mauren in Spanien. (*

Neunte Szene des erſten Aufzugs.
* ajo, Großadmiral von Sizilien. Maria, ſeine Tochter.
* Ma j o.
Muß doch mein erſtes Wort zu dir, Maria,
Ein Sirafwort ſehn! — So kindiſch ſchüchrern! —
ö ö Nein
So hab' ich meine Tochter nicht erwartet! —
Was druͤckt dich ſo; — Tritiſt du mit Widerwillen
In's Vaterhaus? — Warum ſo ſcheu ſonſt? Sprich!
Maria. ö
Ach, meine Heimath iſt nicht hier! ich ahne
Und fuͤhle tief: — Die Heimath iſt hier nicht.
— Du mein verlohrnes Paradies — ihr Traͤume
Der friſchen holden Jugendzeit — zu ihm,
Zu euch ſehnt meine Seele ſich zuruͤck.
Majo.
Weg mit ber Schwaͤrmerei! — nich ziemt ſie dir,
Zu Hoͤherem beſtimmt. — —

(*) Schon in Nro. 34 und 56 der Charis 1821, gaben wir
einige Szenen aus dieſem Trauerſpiel des talentvollen
Herrn Verfaſſers, welches er damals „Die Rache“
genannt hatte. Wir machen mit Recht, unſer geehr-
tes Publikum auf die Erſcheinung dieſer Tragödie auf-
merkſam/ welche ſich durch ihren geſchichtlich-einfa-
chen Plan, ſchöne Diktion und durch gutgehaltene
Charaktere, obne Ueberſpannung und blinde Schickſals-
Leitung, jeglicher Buhne vorzugsweiſe zur Aufführung
empfiehlt.
d. H.

XAIIHIIII &

Samsiag, den 16. November,

IIIIIFIFITIFIITIII+——— CCJCICJCIJCICICICICICICICIJITIIIIISSeSe--

Der Del6. —

1822.

Maria.
Ich — dazu —ich! —
Nie reizte mich's dem Hohen nah zu ſehn
Sobald ich ſeinen Werth erkennen lernte. — —
Wenn ich das Haupt der Appenninen ſonſt
Vom Garten meines Kloſters zu Ascoli
Im dunklen Blau des Morgennebels ſah,
Wohl zog es mich dahin — doch ſtieg die Sonne
Und klar lag das Gebirg, mit duͤſtern Schluchten
Und Oeden uͤberſaͤet, — dann ſchwand das Sehnen,
Und auf den Abend freut' ich mich, wo wieder
Ein Nebelflor umwob die fernen Berge,‚
Und ahnen ließ von Wunderherrlichkeiten,
Die ich im hellen Sonnenlicht vermißte.
Ma j00.
Noch einmal: fort mit ſolchen Traͤumereien!
— Beſtimmt iſt dein Geſchick, beſtimmt durch mich,
Drum laß die Kinderzeit! gehdre ganz
Dem Leben an, das ich dir hier bereitet. —.
Und merke dies: des Vaters Wille iſt
Dein einziges Geſetz; verſteh mich recht
Dein Einziges; — wirf dann zuerſt die Huͤlle
Unſcheinbar, und dir nicht geziemend ab; —
Im reichverzierten, herrlichen Gewande
Erwart' ich dich zu ſehn und — heute noch.
Du kannſt von Edelſteinen, Perlen, Stoffen
Das Beſte dir erwaͤhlen.
Maria.
Ach, wozu?
Laßt immer mir mein einfach weiß Gewand! —
— Sprach, meine Freundin, die Aebtiſſin doch:
„Wie deine Huͤlle weiß und rein, ſo ſeh
 
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