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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

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No 44-52 (Juni 1822)
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*** 9 99
———

Charis.

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

N 46.

Auf dem Bergſchloſſe
Grafen von R.

Weht die ſtille Einſamkeit
Mir nicht ernſte Schauer zu?
Meine Blicke ſuchen weit
In der blauen Ferne Ruh.

Ach, und dort ſind Berg und Fels
Auch gekrönt mit Burgentrümmer,
Und mein Herz wie heilig hält's
Dieſer Vorzeit ſel'gen Schimmer.

U. wie haͤlt es an der Kraft,
An den Adel, der hier dlühte,
Einer heil'gen Ritterſchaft,
Die für alles Höchſte glühte.

Mühlen gehen noch im Thal,
Kinder an dem Bache ſpielen;
Da Gemach und Ritterſaal
Hier ſo vor der Zeit zerſielen.

Und die hohen Namen ſind
Ausgeflorben in den Orden,
Bäume flüſtern mit dem Wind
Wie es hier ſo ſtill iſt worden.

Wie der lezte beigeſenkt,
Hat man ſein zerbroch'nes Wappen
Ueber ſeine Gruft gehangt,
Herren ruh'n, wie Knecht und Knappen.

Aus iſt jene hohe Zeit,
Längſt verglüht der lezte Schimmer
Ritterlicher Herrlichkeit;
Aufwärts deuten noch die Trümmer

Als wie eines Rieſen Hand
Aufgereckt aus tiefer Erde,
Daß dem Herzen eingebrannt
Solcher Zeiten Kunde werde.

Samstag, den 8. Juni,

——

1822.

291

Zu dem beutigen Geſchlecht,
Syricht ihr trauertiefes Schweigen
Wie kein Wort auf Erden recht
Andern mag es wieder zeigen.

Wer ſie ſo von Herzen ſucht,
Steige auf die alten Schlöſſer,
Daß er ſich am Ernſt verſucht;
Auf den Bergen wird's ihm beſſer.

Micht ſo ganz ſind ſie verwaiſ't
Unſre Tage; — denn im Lieben,
Und im Glauben allermeiſt,
Iſt uns noch ein Heil geblieben.

Auf dann, freud'gen Muthes, ſuch'!
Und dann mag es wohl geſchehen,
Daß du, frei vom Blindheits⸗Fluch,
Oben ſie wirſt wandeln ſehen.
8—9 Sd.
Unterhaltungen

einenr Badegeſellſchaft.

Fort ſeghung.
Rachdem ſich die Erinnerungen aus dem ita-
lieniſchen Jugendleben der Freunde erſchoͤpft hatten,

kehrte ſich das Geſpraͤch haͤuſig zu der Vorwelt Ita-

liens, und beſonders zu den glaͤn aden Tagen, in
welchen ſeine Staaten durch Macht und Reichthum,
ſeine Fuͤrſten durch eigene Bildung und duͤrch Schaͤ⸗
tzung und Befoͤrderung von iider Kand und Wiſ-
ſenſchaft, ſo wie ſeine Buͤrger durch Frohſinn, Bilde
ſamkeit und Gewandiheir uͤber alle Siaaten, Fuͤr⸗
ſten und Volker Europa's weggeragt hatten.
Dieſe Periode iſt uͤr den Forſcher unerſchöpflich,
wie ſie Alle geſtanden; aber ſie ruͤhmten es einmuͤihig
 
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