Charis.
NHenHe
Morgenzeitung
uUnn d
Bote vom
Reckar
und Rhein.
Vereinigtes Unterhaltungsblatt fuͤr gebildete Leſer.
„³ UI — ÆÆÆ&Æ
Ne 93.
Mittwoch, den 20. November,
1822.
&&ꝗ & &Æ&& — —
Poetiſches Spiel von Maximilian.
In der ſuͤßen Jugendliebe
Pflegt man dichtend oft zu ſpielen,
Weil der Scherz, der Ernſt, die Traͤume
All nach einem Sterne zielen.
Diß erfuhren auch drei Dichter,‚
Die in Luſt zuſammenſaßen,
Die in dem Geſpraͤch der Liebe
Ort und Zeit und Welt vergaßen.
Worte wurden aufgegeben,
Ueber dieſe ſollt man ſingen;
Jeder follte ſolcherweiſe
Seiner Lieb ein Opfer bringen.
Liebe kann ja alles lehren,
Darum wurden fuͤr diß Weſen
Lipyen, Wangen, Locken, Augen-
Buſen, Arme auserleſen. —
Freunde, habt ihr dran Gefallen,
So betrachtet die Gedichte,—
Doch bedenkt: mit kaltem Herzen
Macht man ſuͤßes Spiel zu nichte.
Erſter Dichtert Der Geliebten Kummer.
Warum der Schwermuth Blaͤſſe auf den Wangen,
Warum die Thraͤnenperlen Schmuck der Locken?
O welche Trauer ruht auf deinen Lippen,
O welch ein Schmerz belaſtet dir den Buſen? —
Enikräͤftet ſinken dir die regen Armez
Was will des Leidens Tyau in deinen Augen?
Zwei Strahlenbecher waren deine Augen,
Der Freude Heimath war dein ſchoͤner Buſen;
Es ſprach der Frohſinn aus dem Tanz der Locken,
Die Heiterkeit ging mit dir Arm in Arme;
Ein Roſengarten bluͤhte auf den Wangen,
Der Roſen Koͤnigin auf deinen Lippen.
Und nun entſteigen Seufzer deinen Lippen,
Du ſcheuchſt die Heiterkeit mit drohndem Arme; —
O ſo enthuͤlle dich, du holder Buſen,
O ſprecht mir aus, ihr thraͤnentruͤben Augen:
Wie ruf ich Frohſinn auf die todten Wangen?
Vermag es wohl ein Kranz auf dieſe Locken?
Du goldnes Fließ, ihr ſonnenhellen Locken,
Ihr mir ſo werth in Freude, theure Wangen,
Jetzt doppelt werth bei dieſem Gram im Buſen,
Bei aller Liebe fleh ich jetzt, ihr Lippen
Erſchließet euch, erheitert euch ihr Augen;
Diß flehen meine aufgehobnen Arme!
Gib, Theure, mir die Hand, an meinem Arme
Vergiß dein Leiden, oder meine Augen
Zerrinnen hin in Thraͤnen, meine Lippen
Erbieichen uͤber gleichen Schmerz, die Wangen
Verblaſſen mir vor Gram, ſtreich deine Locken
Vom Angeſicht und hebe deinen Buſen.
Wie lieb ich dich, o ſeelenvoller Buſen,
Dich, Sonnenpaar der anmuthreichen Augen
Wie lieb ich euch ihr zartgeformten. Lippen,
Euch aus der Sonne Gold gewobne Locken!
Fuͤhrt mich zum Himmel auf ihr zarten Arme,‚
Erblüht fuͤr mich aufs neue traute Wangen!
NHenHe
Morgenzeitung
uUnn d
Bote vom
Reckar
und Rhein.
Vereinigtes Unterhaltungsblatt fuͤr gebildete Leſer.
„³ UI — ÆÆÆ&Æ
Ne 93.
Mittwoch, den 20. November,
1822.
&&ꝗ & &Æ&& — —
Poetiſches Spiel von Maximilian.
In der ſuͤßen Jugendliebe
Pflegt man dichtend oft zu ſpielen,
Weil der Scherz, der Ernſt, die Traͤume
All nach einem Sterne zielen.
Diß erfuhren auch drei Dichter,‚
Die in Luſt zuſammenſaßen,
Die in dem Geſpraͤch der Liebe
Ort und Zeit und Welt vergaßen.
Worte wurden aufgegeben,
Ueber dieſe ſollt man ſingen;
Jeder follte ſolcherweiſe
Seiner Lieb ein Opfer bringen.
Liebe kann ja alles lehren,
Darum wurden fuͤr diß Weſen
Lipyen, Wangen, Locken, Augen-
Buſen, Arme auserleſen. —
Freunde, habt ihr dran Gefallen,
So betrachtet die Gedichte,—
Doch bedenkt: mit kaltem Herzen
Macht man ſuͤßes Spiel zu nichte.
Erſter Dichtert Der Geliebten Kummer.
Warum der Schwermuth Blaͤſſe auf den Wangen,
Warum die Thraͤnenperlen Schmuck der Locken?
O welche Trauer ruht auf deinen Lippen,
O welch ein Schmerz belaſtet dir den Buſen? —
Enikräͤftet ſinken dir die regen Armez
Was will des Leidens Tyau in deinen Augen?
Zwei Strahlenbecher waren deine Augen,
Der Freude Heimath war dein ſchoͤner Buſen;
Es ſprach der Frohſinn aus dem Tanz der Locken,
Die Heiterkeit ging mit dir Arm in Arme;
Ein Roſengarten bluͤhte auf den Wangen,
Der Roſen Koͤnigin auf deinen Lippen.
Und nun entſteigen Seufzer deinen Lippen,
Du ſcheuchſt die Heiterkeit mit drohndem Arme; —
O ſo enthuͤlle dich, du holder Buſen,
O ſprecht mir aus, ihr thraͤnentruͤben Augen:
Wie ruf ich Frohſinn auf die todten Wangen?
Vermag es wohl ein Kranz auf dieſe Locken?
Du goldnes Fließ, ihr ſonnenhellen Locken,
Ihr mir ſo werth in Freude, theure Wangen,
Jetzt doppelt werth bei dieſem Gram im Buſen,
Bei aller Liebe fleh ich jetzt, ihr Lippen
Erſchließet euch, erheitert euch ihr Augen;
Diß flehen meine aufgehobnen Arme!
Gib, Theure, mir die Hand, an meinem Arme
Vergiß dein Leiden, oder meine Augen
Zerrinnen hin in Thraͤnen, meine Lippen
Erbieichen uͤber gleichen Schmerz, die Wangen
Verblaſſen mir vor Gram, ſtreich deine Locken
Vom Angeſicht und hebe deinen Buſen.
Wie lieb ich dich, o ſeelenvoller Buſen,
Dich, Sonnenpaar der anmuthreichen Augen
Wie lieb ich euch ihr zartgeformten. Lippen,
Euch aus der Sonne Gold gewobne Locken!
Fuͤhrt mich zum Himmel auf ihr zarten Arme,‚
Erblüht fuͤr mich aufs neue traute Wangen!