Ne 47. Mittwoch, den 12. Juni, 1822.
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Das Kirchlein auf der Hohe.
—
Charis.
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Ballade.
Ich kenn' ein daus in wolkiger Höh,
Auf feſtem Felſen gegründet,
Es weint um den Felſen ein Ach und Web,
Das leiſe wieder verſchwindet.
Bald tönt ein lieblicher heller Klang
In himmliſcher Liederweiſe:
„Mein Herz iſt ruhig / was klag' ich lanz-
Es iſt vollendet die Reiſe.
Die Reiſ' aus Enaland immerfort
Hieher nach Böhmens Gründen,
ch hatte gehalten dem Ritter mein Wort,
Mich ewig mit ibm zu verbinden.
Nur nahm ich von meiner Schweſter ein Kind
Mit auf die Reiſe nach Böhmen,
Der Knabe war gar zu liebgeſinnt,
Ich mußt' ihn mit mir nehmen.
Neun Jahre war er, ihn auferzog
Ich wie die Mutter ſein eigen,
Mich nie ſein treueſtes Herz betrog,
Drum mußi' ich zärtlich mich zeigen.
Ich hatte verlaſſen mein Inſelland,
War ſelig in Liebe zu preiſen,
Ich folgte dem Ritter, mir hatt' er entwandt
Mein Herz, er durchſtach es mit Eiſen.
Was hatt' ich dem ſtattlichen Ritter gethan,
Was hatte mein Herz doch verſchuldet,
Er erzürnt' aus eiferſüchtigem Wahn,
Daß ich den Knaben geduldet.
Doch war wie die Lilie der Knabe ſo rein
Und mußte mich ſehen ſterben.
Ibn ſtach mein Grmahl ins Herz binein,
Und hohnte! da liegt nun der Scherben.
n
—
Ja wohl zerbrochen der Scherben lag/
Wir aber wohnen beiſammen
Nun ſelig bis an den jüngſten Tag,
Er fühlet die hölliſchen Flammen!
Hier oben ſtehet ein Kirchlein klein,
Wohin wir gingen beten,
Was mußt' im Herzen verſchloſſen ſeyn,
Dort trugen wir's vor in Nöthen.
und wo im Kirchlein der Heiland ruht
Mit blutigen Wundenmahlen
Im Schooße der Mutter, da floß mein Blut,
So thät er mein Lieben bezahlen.
Und da auch erblich der Knabe mit mir,
Den Himmel zu gewinnen,
Bald kam eine ſchwarze Geſtalt herfür
Und zog den Mörder von hinnen.
Run wenn im Kirchlein die Glocke hallt,
Da in der Nähe wir weilen,
Es zieht uns hernieder mit Gottesgewalt,
Um in das Kirchlein zu eilen.
Bor Chriſti Leichnam die Leiber ruhn
In Särgen, ſilberbeſchlagen,
Da beten zum Heiligenbild wir und thun,
Als wie in vorigen Tagen.
Dann wandeln wir um den Berg umher,
Zum Thal hinunter wir ſchauen.
So ſinden wir immer die Wiederkehr,
Als woliten hier ewig wir dauen.
Mein Jenny/ der Knabe mich wohl verſteht,
Ich hatt' ihn mit mir genommen,
Der ſelige Knabe noch mit mir geht,
So immer beiſammen wir kommen.
Wir ſuchen noch Blümlein auf feligem Grund/
Weie leuchtende Sternlein zerſtreuet,
Wir ſchlingen die Blümlein ins Krönlein rund,
Zu häuptlichem Schmuck uns erneuet.“
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Das Kirchlein auf der Hohe.
—
Charis.
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Ballade.
Ich kenn' ein daus in wolkiger Höh,
Auf feſtem Felſen gegründet,
Es weint um den Felſen ein Ach und Web,
Das leiſe wieder verſchwindet.
Bald tönt ein lieblicher heller Klang
In himmliſcher Liederweiſe:
„Mein Herz iſt ruhig / was klag' ich lanz-
Es iſt vollendet die Reiſe.
Die Reiſ' aus Enaland immerfort
Hieher nach Böhmens Gründen,
ch hatte gehalten dem Ritter mein Wort,
Mich ewig mit ibm zu verbinden.
Nur nahm ich von meiner Schweſter ein Kind
Mit auf die Reiſe nach Böhmen,
Der Knabe war gar zu liebgeſinnt,
Ich mußt' ihn mit mir nehmen.
Neun Jahre war er, ihn auferzog
Ich wie die Mutter ſein eigen,
Mich nie ſein treueſtes Herz betrog,
Drum mußi' ich zärtlich mich zeigen.
Ich hatte verlaſſen mein Inſelland,
War ſelig in Liebe zu preiſen,
Ich folgte dem Ritter, mir hatt' er entwandt
Mein Herz, er durchſtach es mit Eiſen.
Was hatt' ich dem ſtattlichen Ritter gethan,
Was hatte mein Herz doch verſchuldet,
Er erzürnt' aus eiferſüchtigem Wahn,
Daß ich den Knaben geduldet.
Doch war wie die Lilie der Knabe ſo rein
Und mußte mich ſehen ſterben.
Ibn ſtach mein Grmahl ins Herz binein,
Und hohnte! da liegt nun der Scherben.
n
—
Ja wohl zerbrochen der Scherben lag/
Wir aber wohnen beiſammen
Nun ſelig bis an den jüngſten Tag,
Er fühlet die hölliſchen Flammen!
Hier oben ſtehet ein Kirchlein klein,
Wohin wir gingen beten,
Was mußt' im Herzen verſchloſſen ſeyn,
Dort trugen wir's vor in Nöthen.
und wo im Kirchlein der Heiland ruht
Mit blutigen Wundenmahlen
Im Schooße der Mutter, da floß mein Blut,
So thät er mein Lieben bezahlen.
Und da auch erblich der Knabe mit mir,
Den Himmel zu gewinnen,
Bald kam eine ſchwarze Geſtalt herfür
Und zog den Mörder von hinnen.
Run wenn im Kirchlein die Glocke hallt,
Da in der Nähe wir weilen,
Es zieht uns hernieder mit Gottesgewalt,
Um in das Kirchlein zu eilen.
Bor Chriſti Leichnam die Leiber ruhn
In Särgen, ſilberbeſchlagen,
Da beten zum Heiligenbild wir und thun,
Als wie in vorigen Tagen.
Dann wandeln wir um den Berg umher,
Zum Thal hinunter wir ſchauen.
So ſinden wir immer die Wiederkehr,
Als woliten hier ewig wir dauen.
Mein Jenny/ der Knabe mich wohl verſteht,
Ich hatt' ihn mit mir genommen,
Der ſelige Knabe noch mit mir geht,
So immer beiſammen wir kommen.
Wir ſuchen noch Blümlein auf feligem Grund/
Weie leuchtende Sternlein zerſtreuet,
Wir ſchlingen die Blümlein ins Krönlein rund,
Zu häuptlichem Schmuck uns erneuet.“