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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 1
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0060

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vSammlungen

räumen der Ermitage, das meifte wurde ifjr feitens
des nationalen Mufeumsfonds zugewiefen, man-
ches aus den kaiferlicfen Scblöffern hierher über-
führt. Es genügt zu erwähnen, daß unter den
Gemälden pd) nicht weniger als fechs (Hatteaus
— darunter die bekannte „ßeilige Familie“ aus
Gatfchina — befinden, um einen Begriff von der
künftlerifdjen Bedeutung der neuen franzöpfdjen
Räume zu geben. Außerdem find einige Pouf-
fins vorhanden; Fjubert Robert, der in Ruß-
land überhaupt fo überreich vertreten ift, befigt
einen ganzen eignen Saal, und dann folgen
Meifter zweiten Ranges, von denen manche»
wie der ausgezeichnete Porträtift Cocque, De-
villy u. a. längere 3eit in Rußland gefchaffen
haben. * *
*
Ein fpeziellerSaal für die ausländifcbenKünftler,
die zu verfcbiedenen Seiten in Rußland gewirkt
haben, ift auch im „Ruffifcben Mufeum“
— früher „Mufeum Alexander III.“ — bei deffen
Neuordnung gefchaffen worden. Letztere ift noch
nicht ganz durchgeführt, und bisher ift nur eine
Reihe von Räumen geöffnet, in welchen die
moderne ruffifche Malerei von ihren Anfängen
um die Mitte des 18. Jahrhunderts bis zu dem
feinen, frühverftorbenen Genremaler Fedftow
und dem allzu glatten Porträtiften Sarjanko
repräfentiert ift. Im Ganzen alfo eine eigenartige
Centenale, wo neben Allbekanntem auch viel
Neues und Unbekanntes ansCageslid)t gekommen
ift. Demnächft follen im Qntergefcboß einige
Säle geöffnet werden, wo ausfchließlid) 3eich~
nungen und Aquarelle ruff fcher Meifter der erften
Fjälfte des vorigen Jahrhunderts konzentriert fein
werden. Die Sammlungen des „Ruffifcben Mufe-
ums„ find gerade in diefer Richtung fowolf
qualitativ als auch quantitativ von großem Reich-
tum, und Direktor P.Neradowskij hat ihren
Befand bis auf die modernen Graphiker weiter-
geführt. P. E.
Neuordnung des FJaager Modernen
Mufeums
Das Moderne Mufeum in der 3eeftraat mit
feinen langgeftreckten, wenig günftigen Räum-
lichkeiten ift einer ebenfo durchgreifenden wie
zielbewußten Neuordnung unterworfen worden.
Da in der näcfften 3eit keine Ausficht darauf
befteft, daß der Berlagefefe Aiufeurnsplan im
ßaag verwirklicht werden wird, hat die Leitung
befcfloffen, die nun einmal verfügbar ftebenden
Räume beffer als bisher zu nützen und hier vieles
aufzuhängen, was bisher in den Magazinen des
Mufeums aufbewahrt wurde. Bei der ßängung
wurde die cbronologifcbe Reihenfolge einge-
halten, fo daß in dem erften größeren Saal mit
A. Scbelfbout, Krufeman, (H. Verfchuur, Daumier
die romantifcbe Frühzeit des neunzehnten Jahr-
funderts zur Geltung kommt und der Befcfauer,
von hier aus weitergehend, allmählich bis zum jL

Saale der 3eitgenoffen gelangt. Diefer letztere
große Saal, der ehemals den Meiftern derßaager
Schule zugewiefen war, gehört nun den Malern
Breitner, FJaverman, de Swart, Suze Robertfon,
P. (Hiegman, Scbelfbout, Gauguin, Picaffo, Fjodler,
Le Fauconnier und macht durch die gefebickte
Anordnung der Bilder, welche das Verdienst des
Äffiftenten Dr. Knüttel ift, einen vorzüglichen
Eindruck. Diefer Saal und die zwei, drei ande-
ren, die ihm vorausgehen, mit Bildern Cbolens,
Coorops, Paerels, van Gogbs, Cb- Prikkers,
Konijnenburgs, Cezannes erlauben nunmehr von
einem wirklich modernen Mufeum im Fjaag zu
fprechen. Eine 3ufammenftellung wurde ge-
fchaffen, die wirklich dort die Gefcbicbte der
Malerei fortfefet, wo das Mufeum Mesdag im
Laan van Meerdervoort fdpießt. Den Stiftern
der Räume in der 3eeftraat, Mesdag vanßouten,
ift ein kleines Ehrenkabinett eingerichtet worden,
in dem (Uerke des Malerehepaars untergebracht
find. Die kalkweißen (Hände des Vef ibiils wur-
den mit Äffchen von Fjodler, Ämiet, R. Fjolft,
Coorop, Lautrec, Cb. Prikker, Cris Lebeau be-
kleidet; da es künftlerifd) boefftebende Blätter
find, muß auch diefer Einfall als ein glücklicher
gerühmt werden. F).
Danzig
Das Stadtmufeum erwarb Ä. Feuerbach,
„Cod des Pietro Äretino“, den glücklichften der
Entwürfe zu dem Bafeler Bild. Ferner gingen
in den Befip der Danziger Sammlung u. a. über
0. Sd)olderer, (Haldftück (Ölgemälde); Karl
Knappe, Frauenköpfchen (Bronze); ß er mann
ßaller, Kniende (Conplaftik); Milly Steger,
Frauenkopf (Bronze).
Frankfurt a. M.
Am 10. Dezember wurde im Kunftgewerbe-
mufeum die Linel-Sammlung für Buch- und
Scbriftkunft feierlich eröffnet. Die Sammlung
ftellt den ßauptteil der Vermachtniffe der Brüder
Michael und Dr. Albert Linel an die Stadt Frank-
furt dar. Befonders der im Jahre 1916 verftor-
bene Dr. Ä. Linel hatte feine Sammeltätigkeit in
elfter Linie den Erzeugniffen der Buch- und
Scbriftkunft zugewendet, und fo ift jegt, nach er-
folgter räumlicher und verwaltungstechnifcher
3ufammenlegung der Sammlungen mit demKunft-
gewerbemufeum, in verftändiger Konzentrierung
der Aufgaben eben die Buch- und Scbriftkunft
zum alleinigen Programm der Sammlung gemacht
worden.
Ein ausgezeichneter Grundftock ift vorhanden.
Die Entwicklung der Schrift vom 11. Jahrhundert
an wird in vortrefflichen Proben vorgeführt, dar-
unter einer großen 3abl wertvollfter und künft-
lerifd) bedeutfamer Manufkripte (Bibeln, Livres
d’beures ufw.) des 12. bis 16. Jahrhunderts von
deutfeber, niederländifdrjer, franzöpfeber, italie-
nifcherund fpanifeberProvenienz. (Heiter fd)Heßen
fid) an eine erhebliche Reihe handfchriftlicher

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