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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Simon, Karl: Beiträge zur Geschichte der Keramik in Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0106

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ünbeftimmt ift die Bedeutung der fog. „fd)üffeler“ — die meift in Sad)fenl)aufen
wohnen — wobei als Material vielleicht aud) Bolz anzunehmen ift. Von 1354—1488
begegnen jeweilig einer bis drei, pe nehmen aber im Verlauf des 15. Jahrhunderts
ab. Unter „ulner“ möchte Bücher „vielleicht Gefchirrhändler“ verftehen; dagegen heißt
es bei Alberus einfach: „ein weit milch döpfen, ein aul“ und in einem Uleistum von
1485: „dopfen oder aulen.“ In der Kletterau, alfo in unmittelbarer Nad)barfd)aß von
Frankfurt, ift eulner (ulner, culer) zweifellos = Cöpfer. Daher aud) die 3ufammenfefeungen
in Ortsbezeichnungen wie Aulendiebad) u. a. m. 3ugrunde liegt das lateinifdje olla1.
Die Bezeichnung „kacheler“ findet pd) in der 3eit 1389—1392, 1429, 1475, 1479
und dann öfter; die Bezeichnung „kacpilnbecker“ nur 1361—1363, „kachilmed)er“-
kacheler einmal 1449, und zwar ift dies ein Fremder. Die „ofenmecher“ und meler
(1467) werden erft im 15. Jahrhundert häufiger und begegnen jeweils in der 3ahl von
eins bis drei.
Befonderes Intereffe erweckt ein „Meier von Sibenburgen“, Bürgersfoßn von Sach-
fenhaufen, der 1459 den Bürgereid fchwört: Kilian Began; er ift nicht nur Maler,
fondern auch „briefftrucker (alfo Fjolzfdjneider) und ofenmacher“. 1482 kommt er
von Öfterreich wieder und ftirbt 14842 3. Leute wie er find alfo wohl Bäfner, die Figür-
liches auf ihren Kacheln und fonftigen Produkten anbringen. Dabei darf man gewiß
auch an die feit kurzem vielgenannten Model gerade der mittelrheinifchen Gegend
denken8. Aber auch Begans Beziehungen zu öfterreich find vielleicht nicht ganz gleich-
gültig; von der Familie der Veft wiffen wir, daß pe, ehe pe aus öfterreid) nach Kreußen
auswanderte, in Klien und Linz, d. h- doch woßl in öfterreich ob und unter der Enns
eine umfangreichere Tätigkeit entfaltet hat; „haben vornehme Arbeiten von allerhand
Figuren in den Kirchen gemacht“4. Von älteren Mitgliedern ihrer Familie rühren viel-
leicht noch erhaltene große ölbergfzenen hm*5- Gnd pe werden nicht die erften ge-
wefen fein, die in diefer Richtung tätig waren. Auch am Mittelrhein pnden pd) grö-
ßere Conbildwerke, nicht nur aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts, die freilich be-
kannter find, fondern auch aus der fpäteren Zeit. Es erfcheint nicht ausgefdßoffen,
daß pch einmal aud) ein foldjes größeres freiplaftifcßes Klerk als die Schöpfung eines
diefer Maler und Ofenmacher nad)weifen läßt.
Ein foldjer ift auch Benne Klefjel, der, von 1446—1478 nad)zuweifen, für Frank-
furt und die Fürften der Umgegend befchäpigt ift, der „wunderliche“ oder „törichte“
Maler genannt6.
Über das ganze 16. Jahrhundert iß bis jetjt urkundlich außerordentlich wenig be-
kannt, auch nicht fyßematifd) geforfdjt worden. 3um Jahr 1582 wird die Klitwe eines
Johann Daniel Capitain I. genannt, die das Gefcpäß ihres verftorbenen Mannes fort-
führt7. Id) felbft kann nur als Gelegenheitsfund den Eintrag eines Jacob Eifpg, Bäf-
ners von Lauda an der Cauber, anführen, der am 22. Juni 1586 durch Beirat mit einer
Bürgerswitwe das Bürgerrecht erwirbt (Bürgerbud) VII, 1586—1607, fol. 14 v). Von
demfelben pndet pch nod) in dem gleichen Jahre 1586 eine nid)t unintereffante Klage
gegen einen Kollegen: „Als Jacob Eifpg häffner, wonhafß zu Sachfenpaufen, über
hanffen Eichhorn auch häffner, geclagt, dass Er im etliche formen nachgeformt, Inn
der wegen zu gebürtigem Betragen anzuhalten ..."8

1 Vgl. Grimm, Deutfcbes tüörterbucb I, 817.
2 ttl. K. 3üld) und G. Mori: Frankfurter Urkundenbucb zur Frübgefcbicbte des Buchdrucks.
Frankfurt a. M. 1920. S. 61.
3 a. a. 0. Vgl. tü. v. Bode und F. Volbad). Gotifdje Formmodel. Jahrb. d. preuß. Kunftf. 1918.
1 Kreußener 3unßbud). Vgl. Eber: Kreußener Cöpferkunft, München 1913. S. 19.
5 töaldjer von Moltbeini: Die Familie der Kunßbafner Veß. Kunß und Kunßbandwerk XVI, 1913.
6 3üld) und Mori a. a. 0.
7 Lauffer a. a. 0. S. 145. Nr. 81.
8 Bürgermeifterbud) 1586. S. 200.

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